Eine Ballonfahrt über die «heile Welt» des Emmentals

Affoltern: Während dieser Woche findet in Affoltern die Emmentaler Ballonwoche statt. Seit Mittwoch können im Emmental bei gutem Wetter 51 Ballone am Himmel zu sehen sein. Wie das Fahren in einem Ballon ist, durften Autorin und Fotograf bereits am letzten Sonntag erfahren.

Sonntagmorgen, 22. März, 7 Uhr. Sieben Busse mit Anhängern, beladen mit Körben, fahren auf dem Areal von Blaser Swisslube in Hasle-Rüegsau vor. Nach kurzen Abklärungen geht’s los Richtung Häusernmoos. Dort angekommen, ist anpacken gefragt: Die Körbe werden ausgeladen und mit den Ballonhüllen, welche ausgelegt werden, verbunden. Schon bläst ein Ventilator Luft in die Hülle, so dass sich diese im Nu entfaltet. Der Ballon beginnt sich langsam aufzurichten, und schon steht er in seiner vollen Grösse und Pracht da. «Einsteigen bitte», fordert der Pilot Andreas Wittwer seine Fahrgäste auf. Mit doch etwas gemischten Gefühlen besteigen die Passagiere den Korb, und schon beginnt sich der Ballon langsam zu heben und steigt ruhig in die Höhe. Um an Steigkraft zu gewinnen, setzt Andreas Wittwer den Brenner in Betrieb, denn sein Ziel ist es, in die Bisenströmung zu gelangen, damit sich der Ballon dann vorwärts bewegt. Aufgrund von Erfahrung, Wissen und Können gelingt es dem Piloten, diejenigen Luftschichten und Strömungen zu wählen, die nützlich sind, um das gewollte Ziel zu erreichen.

Ballonwettkampf im Emmental

Die eindrückliche Ruhe wird nur durch das Achtuhr-Schlagen der Kirchenuhr von Affoltern unterbrochen. Welch heile Welt präsentiert sich den Passagieren doch: Hier Ferkel, die herumtollen, dort Kinder, welche dem Ballon zuwinken. Über der Schaukäserei Affoltern schwebend, ist das Festzelt, welches eigens für die Ballonwoche aufgestellt wurde, zu erkennen. Darin befindet sich ein Infostand mit Angaben zu den Ballonfahrten und den Startplätzen. Andreas Wittwer hofft, dass das Wetter mitmachen wird, denn es werden 51 Ballonfahrer aus der Schweiz, Österreich, Deutschland, Frankreich sowie aus den USA vor Ort sein. Die Emmentaler Ballonwoche entstand aus dem Zusammenschluss von drei verschiedenen Heissluftballon-Events, welche unabhängig voneinander im Emmental stattgefunden haben.

Genaues Fahren ist gefragt

«Dort sehen wir den Firmenchef Peter Blaser. Er übt sich im Exaktfahren», orientiert Andreas Wittwer und fügt an: «Dies ist ein Teil des Ballonwettkampfes. Dabei gilt es, beispielsweise einen Marker möglichst geschickt bei einem gesetzten Zielkreuz abzusetzen. Dafür müssen die herrschenden Windverhältnisse, die Luftschichten sowie die Thermik möglichst gut interpretiert werden.» Pro Jahr legt «unser» Pilot 60 bis 80 Fahrten zurück, bisher sind es mehr als 1000 Ausfahrten, welche er mit dem Ballon unternommen hat. Andreas Wittwer, welcher auch als Ausbildner tätig ist, gehört der Ballongruppe Blaser seit ihrer Gründung vor zwanzig Jahren an. «Ja, Ballonfahren ist ein Hobby, aber gleichzeitig auch eine Sucht. Ich leide einfach am Ballonfieber», hält er lächelnd fest. Er ist mit seinem Blaser-Ballon nicht nur im Emmental unterwegs, zu seinen schönsten Erinnerungen gehören Fahrten in Amerika, Nepal, Deutschland und Italien.

Eindrückliche Fahrt übers Emmental

Welch schöner Anblick: Lässt man den Blick nach links schweifen, erstrahlen am Horizont die schneebedeckten Alpen im Morgenlicht, davor erstreckt sich das hügelige Emmental. Nach rechts blickend, erkennt man die Stadt Burgdorf. «Ja, Ballonfahren kann man während des ganzes Jahres», beantwortet der Pilot die Frage und fügt an: «Während des Sommers sind Fahrten nur am frühen Morgen und am Abend möglich, da die aufsteigenden Warmluftablösungen fürs Ballonfahren nicht ideal sind.»

Perfekte Landung

Jetzt schwebt der Ballon über Oberburg, und schon sieht man unten winkende Hände. Der Pilot ruft «Hallo» hinunter und erklärt: «Dort unten wohnt mein Bruder, der mich sofort erkannt hat.» Weiter geht es Richtung Steinhof. «Ich schaue nun, wo wir landen können», werden die Passagiere informiert, «deshalb lasse ich die warme Luft oben ausströmen.» Der Korb bewegt sich knapp über den Bäumen hinweg abwärts, und schon gibt es einen Ruck, dann noch zwei Hüpfer und der Korb steht am Boden und neigt sich langsam zur Seite. Die Landung ist perfekt gelungen, und die Passagiere verlassen kriechend den Korb. Zu eindrücklich war die Fahrt, als dass man gross erleichtert wäre, wieder festen Boden unter den Füssen zu haben.

Emmentaler Ballonwoche: bis am 29. März. Nähere Details unter: www.emmentaler-ballonwoche.ch
26.03.2009 :: Christine Mader (cme)