Nun ist bekannt, wo einst die Burg der Familie «von Langnau» stand
Langnau: Die Adelsfamilie der »von Langnau» ist historisch belegt. Der Forscher Jonas Glanzmann fand nun heraus, dass sich ihre Burg beim heutigen Höhenweg-Schulhaus befand.
Heute eine mittelalterliche Burgstelle zu finden, ist eine kleine Sensation. Jonas Glanzmann, der sich in seiner Freizeit intensiv mit historischen Themen beschäftigt und unter anderem ehrenamtlich für den archäologischen Dienst des Kantons Bern tätig ist, stiess eigentlich fast per Zufall auf die Burgstelle. Er wusste, dass im Raum Langnau mehrere historische Anlagen belegt sind, beispielsweise am Widerberg, im Gohlgraben, im Hühnerbach (Burgbühl) oder auf Zwiegarten. Nicht bekannt war aber, wo sich diejenige der «von Langnau» befand. Die genannten Standorte liegen hierfür zu weit vom Dorfkern entfernt. Dann entdeckte er auf einem Gemälde, welches das Dorf Langnau zeigt, einen auffälligen Hügel – Realität oder Phantasie des Malers?
Eindeutige Indizien
Jonas Glanzmann durchforstete Karten und Verzeichnisse von Langnau und immer tauchte der Hügel, welcher «Hübeli» genannt wird, auf. Auf einem Plan von 1824 sind sogar noch die einstigen Hindernisse zu erkennen, welche die Burg umgaben: Den Abschnittsgraben, den Wall und den Halsgraben. Die dortige Topographie ermöglichte es den Erbauern ohne grossen Aufwand einen Burghügel zu erstellen, wie die Betrachtung vor Ort ergab. Auf drei Seiten war der Hügel eh schon steil, von oben her musste lediglich ein Graben ausgehoben werden. Auch die Nähe zur Kirche spricht für den Standort beim heutigen Sekundarschulhaus am Höhenweg. Ähnlich angeordnet waren mittelalterliche Befestigungen in Lauperswil oder Sumiswald.
Herr Glanzmann, wie muss man sich die einstige Burg vorstellen – mit Zugbrücke und Wehrturm?
Die Burgstelle wurde um das Jahr 900 errichtet. Es handelte sich dabei um eine einfache, hölzerne Anlage. Sie bestand aus wenigen, in den Boden vertieften Hütten. Die Bewohner waren Dienstmannen der Kyburger, wie aus verschiedenen Quellen hervorgeht.
Was machten diese Dienstmannen den lieben langen Tag?
Sie verwalteten wohl eine kleine Herrschaft im Auftrag der Kyburger und verfügten wohl auch über die niedere Gerichtsbarkeit. Wahrscheinlich wohnten nur ein paar wenige Personen in dieser Anlage. Mit einer Ritterburg, wie sie in Mittelalterfilmen zu sehen ist, wo zig Ritter, Knappen und Gesinde leben, hatte die Anlage in Langnau wenig gemein.
Das Adelsgeschlecht «von Langnau» existiert heute nicht mehr.
Das Geschlecht der «von Langnau» lässt sich bis ins 14. Jahrhundert verfolgen. Möglicherweise wurde die kleine Herrschaft während eines Raubzuges der Berner im Jahr 1340 ausgelöscht. Ein Chronist hielt dies eindrücklich fest: Er beschreibt, dass die Krieger gegen Signau und dann gegen Langnau zogen und «verbrannten und verwusten, was si funden».
War das Gebiet von Langnau im Mittelalter umstritten?
Nebst der Burg in Langnau, welche von Dienstmannen der Kyburger bewohnt wurde, waren andere Burgen nahe Langnau von Habsburgern besetzt, welche ihr Herrschaftsgebiet ausdehnen wollten. Die heutige Kantonsgrenze Bern–Luzern hat schon im Mittelalter ungefähr bestanden.
Wie ging es mit der Burg weiter, als die «von Langnau» ausgestorben waren?
Viele Adelsfamilien verarmten im Lauf der Zeit, unter anderem weil es sehr teuer war, die Anlagen zu unterhalten, und weil immer mehr Bauern ihr eigenes Land bestellten und keine Abgaben mehr zu leisten hatten. Von der Anlage in Langnau war schliesslich nur noch das «Hübeli» übrig.
Später soll dort ein so genanntes Lustschlösschen gestanden haben.
Der Oberamtmann Samuel Frisching erwarb 1649 das Gut am Standort des heutigen Amtshauses samt Burghügel. Dort liess er nach französischem Vorbild eine Teelaube errichten.
Denken Sie, dass unter dem Schulhaus Spuren früherer Anlagen zu finden wären?
Eine Untersuchung dürfte schwer sein, zumal das Schulhaus bereits 1874 erstellt wurde. Für den Bau musste sicher auch der Abschnittsgraben gefüllt werden. Vielleicht sind die nördliche und die östliche Flanke noch ziemlich original.
Schlummern im Emmental noch andere unentdeckte «Schätze»?
Das Emmental ist in vielen Karten mit historischen Funden ein weisser Fleck – zu Unrecht, wie ich finde. Im Unterfrittenbach wurde ein Steinbeil gefunden, das aus dem Neolithikum stammt. Das Beil wurde einige hundert Jahre vor Christus verwendet.
Also werden Sie weiterforschen.
Ja, sicher. Ich bin auch immer dankbar für Hinweise aus der Bevölkerung. Das mehrere tausend Jahre alte Steinbeil wurde per Zufall von einem Bauern gefunden.Bruno Zürcher
31.05.2012 :: Bruno Zürcher (zue)