Sommeranfang?

Wir haben jetzt schon Anfang Juni. Eigentlich sollte es doch schon längstens warm sein. Juni hat für mich als Kind immer den Sommeranfang bedeutet. Man trug schon kurze Hosen, ist nach dem Unterricht ins Schwimmbad gegangen und hat als Snack Glace oder Wassermelone gegessen. Die Vorfreude auf die Sommerferien war riesig. Ich wusste, sobald sie begonnen hätten, wäre mein Leben nur noch eine endlose Schleife aus Strand, Ausflügen, leckerem Essen, Freunde treffen, grillen, und anderen solchen Herrlichkeiten. Warum fühle ich dieses Gefühl jetzt nicht mehr? Ich weiss, was der Grund ist, die Schule natürlich! Prüfungen, Tests und Aufträge. Jeder Lehrer muss noch schnell eine Note machen, bevor die Ferien beginnen. Aber das ist nicht der einzige Grund: Eigentlich müssten sommerliche Temperaturen und Wetter gerade voll am Start sein. Doch wenn ich in letzter Zeit aus dem Fenster geschaut habe, habe ich nichts als Regen und graue Wolken gesehen. Gestern war es dann endlich so weit. Es war zum ersten Mal über 25 Grad warm, und das noch ohne Regen! Die Sonne hat geradezu geprallt und mir mit ihren Strahlen in die Augen geblendet und ins Gesicht gebrannt. Ja, so warm war es, dass es fast schon unangenehm war, einfach in der Sonne zu liegen. Ich fühlte mich, als würde ich in der Sonne zerschmelzen. Auch wenn ich mich als Kind jetzt längstens in den Schatten zurückgezogen hätte, blieb ich jetzt liegen, denn ich genoss die Sonne, das Nichtstun. Ich fühlte mich wieder, als wäre ich bloss acht Jahre alt. Nach einer gefühlten Ewigkeit bin ich dann doch aufgestanden. Als ich mich mit meinen Freundinnen traf und wir durch die Stadt liefen, ist mir noch etwas Neues aufgefallen, was sich verändert hat, was früher ein so grosses Symbol für den Sommer war: Fast alle Leute (in unserem Alter), die uns über den Weg liefen, trugen keine Sandalen oder ähnliches, wie es bei solchen Temperaturen angenehm gewesen wäre. Nein, sie trugen Turnschuhe, die meisten von Nike oder Adidas, mit weissen, langen Socken, die bis über die Knöchel reichten. Ich schaute an mir selber herunter: Ich trug genau das Gleiche. Es fühlte sich so halt normal an. Doch wann waren wir Jugendliche zu diesem Schluss gekommen? Als ich darüber nachdachte, sind mir noch andere Dinge aufgefallen, die ich jetzt anders mache als früher, einfach weil es halt so normal ist. Doch vielleicht ist der Schlüssel, um sich wieder so unbeschwert und glücklich wie als Achtjährige zu fühlen, ja das genaue Gegenteil? Ich werde es diesen Sommer auf jeden Fall ausprobieren.

12.06.2025 :: Chiara Bach