100 Punkte, wenn Sie schon nach der Überschrift an Argentinien gedacht haben. Erst letzte Woche bin ich aus dem achtgrössten Land der Erde zurückgekehrt – mit Matekraut und vielen Erinnerungen im Gepäck.
In den ersten beiden der rund fünf Wochen war ich mit meiner Schwester in Patagonien unterwegs. Vor oder nach den Übersee-Trainingscamps plane ich mir gerne Ferien ein – so schlägt man ökologisch wie ökonomisch zwei Fliegen mit einer Klappe und entdeckt Länder, die sonst vielleicht nicht ganz oben auf der Bucketlist stehen. Aber zurück zu Patagonien: Die Bergketten von El Chaltén, El Calafate und Torres del Paine (Chile) haben es uns besonders angetan. Bei schönem Wetter – alles andere als selbstverständlich in den Wintermonaten – haben wir sämtliche Wanderrouten abgeklappert, die zeitlich drin lagen. Wir erlebten am Gletscher Perito Moreno einen grossen Eissturz, lernten von Einheimischen, wie man Mate-Tee zubereitet, erfuhren, wie unglaublich anspruchsvoll die Besteigung der weltberühmten Granitriesen Fitz Roy und Cerro Torre ist und wie umstritten das Gebiet um die Laguna del Desierto zwischen Chile und Argentinien noch bis in die 1990er-Jahre war. Anfang September trafen meine Teamkollegen in Ushuaia ein. Die 75´000-Einwohner-Stadt gilt als südlichste Stadt der Welt. Von dort starten die meisten Antarktis-Expeditionen über die berühmt-berüchtigte Drake-Passage und zahlreiche Ski- und Snowboardteams wie wir reisen ans sogenannte Ende der Welt, um bei Winterschnee auf Meereshöhe ideale Bedingungen zu finden. Die drei Trainingswochen hatten es in sich: Sechzehn von insgesamt achtzehn Tagen trainierten wir auf Schnee, dazu
kamen Kraftraum-, Sprung- und Mobilisationseinheiten sowie Spikeball-Turniere. In dieser Zeit sahen wir also kaum etwas vom Alltag in Ushuaia. Aber wir besuchten den Leuchtturm im Beagle-Kanal, auf dem die Seelöwen und Kormorane leben, liessen uns vom Asado (Grillade) kulinarisch verwöhnen und erfuhren, dass die Provinz «Feuerland» heisst, weil die ersten europäischen Seefahrer unzählige Rauchfahnen und Feuer der indigenen Völker an den Küsten wahrnahmen. Ich werde mit der Reise immer die unglaublich freundlichen Menschen und das wunderschöne Land verbinden. Die Mate-Kultur ist noch krasser, als ich es mir vorgestellt habe: Jeder trinkt es, überall, jederzeit. Es ist ihnen heilig – genauso wie Messi und Maradona. Ein deutscher Snowboardtrainer trug in einem Restaurant ein Maradona-Shirt, und der Kellner hat ihn ernsthaft angebetet – ohne Ironie!