Bis Ende 2025 dürfen Fischerinnen und Fischer an der oberen Emme ihre Angel nicht auswerfen. / Bild: Pedro Neuenschwander (pnz)
Emmental: Im oberen Teil der Emme gilt ab 2023 für drei Jahre ein Fischereiverbot. Der Bestand der Forellen soll sich nach der Trockenheit und dem Hochwasser wieder erholen können.
Es war ein schlechtes Jahr für die Fische in der Emme. Im Sommer setzte ihnen die grosse Trockenheit zu und dann spülte die Flutwelle vom 4. Juli auch noch viele Tiere weg. Tausende Forellen und Groppen verendeten, 4500 Tiere wurden in Notabfischungen gefangen und umgesiedelt. «Nach unseren neusten Schätzungen haben nur 10 bis 30 Prozent der Fische überlebt», sagt Andreas Hertig, Bereichsleiter Fischereimanagement im Fischereiinspektorat des Kantons Bern. Gerade letzte Woche hätten sie in Schangnau auf einem Abschnitt von 700 Metern nur 50 Fische gezählt; normalerweise seien es mehrere 100. «Das ist schon sehr bedenklich», sagt Hertig. Aufgrund dieser Ausgangslage habe das Fischereiinspektorat – auf Antrag der Pachtvereinigung Emmental (siehe Kasten) – für drei Jahre ein Fischereiverbot verhängt. Dieses gilt im oberen Teil der Emme bis Emmenmatt, wo die Ilfis in die Emme mündet.
Jedes einzelne Laichtier zählt
Ein totales Fischereiverbot an einem so langen Abschnitt eines Fliessgewässers, er misst 28 Kilometer, habe es im Kanton Bern noch nie gegeben, weiss Andreas Hertig. Diese rigorose Massnahme sei nötig. Das Fischen lediglich einzuschränken – beispielsweise dass nur an bestimmten Tagen gefischt werden kann oder dass die Fangzahl pro Person reduziert wird – genüge nicht. «In der jetzigen Situation ist jedes einzelne Laichtier wichtig», betont Hertig. Die Fische, die es noch hat, sollen sich fortpflanzen können. Dazu brauchen sie Ruhe und Zeit. Da es sich bei der Emme um ein Patentgewässer handelt, kann dort jede Person mit einem bernischen Fischerpatent die Angelrute auswerfen. Die Fangstatistik zeigt auf, wie viele Forellen auf diesem Abschnitt der Emme gefangen werden. 2020 waren es rund 1500 Bachforellen. «Selbst wenn es nur 300 oder 400 Tiere wären, würde das den Restbestand empfindlich schwächen», erklärt der Bereichsleiter Fischereimanagement. Er ist überzeugt, dass sich das Fischereiverbot positiv auswirken wird auf den Bestand – jedenfalls unter normalen klimatischen Bedingungen. Sollte es erneut zu Trockenheit oder Hochwasser kommen, werde sich die Situation weiter verschärfen.
Fische aussetzen hat Grenzen
In der Emme werden auch in normalen Jahren Jungfische, die in Zuchtstationen aufgezogen werden, ausgesetzt, um den Bestand zu stützen. Jährlich seien das rund 50´000. «Das tönt nach viel, doch ein Grossteil von ihnen erreicht das geschlechtsreife Alter nicht», gibt Andreas Hertig zu bedenken. Diese Zahl nun einfach zu erhöhen, sei nicht möglich, denn man habe nicht so viele Jungtiere. Und Fische aus anderen Regionen könnten sie nicht nehmen, weil die Genetik der lokalen Forellen nicht verändert werden sollte. «Diese sind besser an die örtlichen Gegebenheiten angepasst. Beispielsweise beginnt die Laichzeit in der Emme früher als in anderen Gewässern», führt Hertig aus. Oder die Fische versteckten sich bei einer Flutwelle eher am Ufer.
Weiterhin gefischt werden darf in der Ilfis, die weder ausgetrocknet noch vom Hochwasser betroffen war. Besteht die Gefahr, dass die Fischer dorthin ausweichen und den Bestand gefährden? «Eine Verlagerung ist zwar möglich», sagt Hertig, «die Fangvorschriften, etwa die Mindestgrösse der Fische, schützen das Vorkommen jedoch ausreichend.» Der Fang verteile sich einfach auf mehr Personen. Und noch etwas könne man beobachten: Je mehr Fischer am Ufer stehen würden, umso besser versteckten sich die Forellen.