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Weihnachten schlägt Wiegenfest

Heute habe ich Geburtstag. Vermutlich schauen Sie jetzt auf den Rand der «Wochen-Zeitung» nach dem Datum und denken: Ein bisschen nahe an Weihnachten. Sie haben recht. Wie kann man es wagen, mitten in den Vorbereitungen zu Christi Geburt mit dem eigenen nichtigen Wiegenfest um die Ecke zu kommen. Vor ein paar Monaten tauchte ein Brief von meiner Mutter auf, den sie im Krankenhaus ihrer Mutter geschrieben hatte. Von der süssen, kleinen Christina war die Rede, und dass sie froh sei, im Krankenhaus zu liegen, denn so bliebe ihr der Weihnachtsstress erspart – mit nunmehr fünf Kindern. Ich habe das gerne gemacht, meiner Mutter eine Verschnaufpause zu spendieren. Der Brief ist mein Schatz. Doch später war mein Geburtstag in der Familie immer eher lästig. «Ach ja, du hast ja auch noch Geburtstag» und «Hier dein Geschenk – für Weihnachten und Geburtstag zusammen». Das waren oft gehörte Sätze. Als ich sieben Jahre alt wurde, durfte ich ein paar Kinder einladen, um in der guten Stube zu feiern. Es wurde eine Torte bestellt und Kakao gemacht, dann waren wir uns selbst überlassen. Ich glaube, wir waren sechs Kinder und ohne moderierenden Erwachsenen wurde uns schnell langweilig. Mein Kumpel Andi schlug vor, «Verstecken im Dunkeln» zu spielen. Wie Sie sicher wissen, ist der 21. Dezember der kürzeste Tag im Jahr. Gegen 16 Uhr war es bereits finster. Wir hatten eine Menge Spass, bis mein Freund Rüdi aus der Ecke neben dem grossen Schrank rausrannte und den Vielfachstecker mitnahm. Ich weiss nicht, ob Sie diese Stecker kennen, die quasi wie ein Blumenkohl aussahen mit vielen Steckmöglichkeiten und direkt im Wandstecker allerlei Kabel hielten – Fernseher, Stehlampe, Radio, Heizdecke der Oma, Tauchsieder?... Und diesen Stecker-Stecker riss Rüdi ohne Absicht aus der Wand, es gab einen Knall und die Sicherungen flogen raus. Dann stürzte mein Vater ins Zimmer. Alle Kinder wurden nach Hause geschickt und ich ins Bett. Später gab es keinen Kindergeburtstag mehr. Mit 17 Jahren veranstaltete ich selbst eine Party. Kurz bevor meine Gäste eintrafen, hatte unser Hund das kalte Buffet gefressen. Dafür gab es Feuerzangenbowle, die besonders wegen des Rums und des fehlenden Abendessens so reinhaute, dass ich mich an den Abend nicht gut erinnern kann. Auch andere Bemühungen, mein Dasein zu feiern, waren nicht von Erfolg gekrönt. Und was ist heute? Ich habe keine Zeit und auch keine Lust mehr, Jahre zu zählen. Schliesslich ist bald Weihnachten und noch eine Menge zu tun.

21.12.2023 :: Christina Burghagen (cbs)