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Plastik süss-sauer

Heute dürfen Sie von meiner unfassbaren Blödheit profitieren. Kurz vor Weihnachten sass ich ermüdet vom Tagwerk am Küchentisch und daddelte auf meinem Smartphone bei Facebook rum. Irgendwie meldete sich mein im Hirn glühendes Belohnungssystem, das mich auf eine Werbeanzeige aufmerksam werden liess. Ein herziges Video wurde mir gezeigt, auf dem gestiefelte Beine zu sehen waren. Das Objekt meiner Begierde waren hübsche, halbhohe Schuhe mit Wollfell, wie die Werbenden mir versicherten. Irgendwo stand auch «Zürich», was mich aufs Glatteis führte. Diese Stiefel seien wasserdicht und das zu einem unschlagbaren Preis: 49.90 Franken. Verwegen wählte ich die Farbe Karminrot und bestellte per Kreditkarte die nette Fussbekleidung. Schuhe gehen immer, das weiss jede Frau. Das Geld wurde in Windeseile abgebucht, die Stiefel hatten sich wohl verlaufen, denn sie trafen erst vorgestern ein. Sie kennen dieses Gefühl, werte Damen, wenn ein Paket ankommt: Etwas Herzklopfen, kribbelnde Vorfreude und der feste Wille, das gut zu finden, was man da auspackt – schon, um das lästige Zurückschicken zu umgehen. Paket war in diesem Fall eine echte Übertreibung, denn die Ware war in mausgraues Plastik eingeschweisst. Zum Vorschein kam dann eine weitere Plastiktüte, in der sich die Stiefel befanden. Um es kurz zu machen: Die Farbe stimmte, alles andere war eine Frechheit. Die Dinger wiegen 300 Gramm das Paar und sind aus Vollplastik einschliesslich des «Wollfells». Selbst wenn ich diese Möchtegern-Schuhe anziehen wollte, es wäre nicht möglich, denn der Einstieg ist viel zu klein. Keine Ahnung, welche hochwertigen Stiefel die Beinmodels getragen haben – dieser Plastikmüll war es jedenfalls nicht. Ich klaubte eine E-Mail-Adresse aus der Bestellbestätigung und machte meinem Ärger Luft. Die Ware sei unbrauchbar, schrieb ich, ich bäte um eine Adresse zum Zurückschicken und die volle bezahlte Summe. Einen Tag später kam eine recht lange Mail zurück, dass das beides nicht ginge. Der Produzent befinde sich in Asien, und ich müsste dann das Porto bezahlen. Zehn Prozent Nachlass könnten sie mir einräumen. Dazu besonders zum Kichern: Sie erinnerten mich daran, dass Rücksendungen der Umwelt schaden. Eine Unterschrift oder Adresse hatte die Mail nicht. Bei meinem zweiten Versuch wurden mir dann 20 Prozent Rückerstattung angeboten. Ich bleibe dran. Und ich merke mir: Zürich liegt manchmal in China. Und bei attraktiven Filmchen auf Social Media denke ich nur noch: Blas mir doch in die Schuhe!

18.01.2024 :: Christina Burghagen (cbs)