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Palmsonntag

Da kommt er! Nanu, er reitet auf einem Eselsfohlen. Merkwürdig. Aber ja doch: hat nicht der Prophet Sacharja es genau so vorausgesagt? «Sieh, dein König kommt zu dir! Gerecht und siegreich ist er, demütig auf einem Esel reitend, auf einem Eselsfohlen. Und er verheisst den Nationen Frieden.» (nach Sacharja 9, 9–10) Einen solchen König hat es noch nie gegeben! Aber man hat von den Wundern gehört, die er getan hat. Sein Ruf ist ihm vorausgeeilt. So stellen sich die Menschen an den Strassenrand, um ihn zu begrüssen. Einige legen ihre Kleider wie einen roten Teppich auf die Strasse. Viele winken mit Palm- oder anderen Zweigen. Gepriesen sei, der da kommt! Fünf Tage später. Die Stimmung ist gekippt. Wieder eine Menschenmenge, diesmal vor dem Palast des römischen Statthalters Pontius Pilatus. Aufgehetzt von religiösen Eiferern, schreien sie nicht mehr «Gepriesen!», sondern: «Kreuzige ihn!» Wie viele von ihnen standen fünf Tage zuvor am Strassenrand? Wem jubeln Menschen heute zu? Halten sie zu ihm oder ihr, auch nachdem der Jubel verstummt ist und die Fans sich aus dem Staub gemacht, vielleicht die Seite gewechselt haben? Erkennen sie, dass sie sich von der Menge haben mitreissen lassen, und nehmen Abstand, gehen gar in den Widerstand? Oder laufen sie einfach mit denen mit, die am lautesten schreien, im Schutz der Masse? Der deutsche Chansonnier Reinhard Mey misstraut jeder Menschenmenge, ja sogar jeder Gruppe mit mehr als zwei Menschen. «Bevor ich mit den Wölfen heule», singt er, will er lieber im Alleingang das sagen, was ihm gefällt. Und er erinnert an die dreizehn, von denen einer an die Wölfe verraten wurde. Für Jesus wurde der Jubel am Palmsonntag zum Anfang vom Ende. Vom Bad in der Menge bis zum bitteren Alleingang: das war sein Weg. Da kommt er! Wie empfangen wir ihn? Er ist der Friedenskönig, den die Welt so dringend braucht. Jubeln ist gut – mitarbeiten am Frieden ist besser. Ich wünsche Ihnen allen einen friedvollen Palmsonntag.

21.03.2024 :: Kathrin van Zwieten