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Einhörner gibt es!

Früher habe ich mich lustig gemacht über diesen Einhorn-Hype. Ja, ich habe sogar behauptet, es gäbe Ein­hörner nicht wirklich. Doch der Langnauer Märit hat mich umgestimmt. Ihr kennt ja alle diese Ballon-Türme, die sich in den Himmel ragen, mit Meerjungfrauen, Spidermans und eben auch Einhörnern. Da blitzte ein weiss-rosa Einhorn aus all den anderen hervor. Meine Tochter hat sich sofort in dieses Einhorn verliebt. Ich sträubte mich erst dagegen, liess mich dann aber dazu überreden, es ihr zu kaufen. Als ich dieses Leuchten in den Augen meiner Tochter sah, während sie den weissen Bändel entgegennahm mit dem Einhorn dran, da wurde es auch in mir etwas heller. Zuerst redete ich mir ein, dass ich mir das nur einbildete. Doch je länger dieses Einhorn mit uns Zeit verbrachte, umso heller wurde es in meinem Herzen. An diesem Tag erlebten wir mit diesem Einhorn so viele kleine Glücksmomente. Meine Tochter strahlte und galoppierte vor sich hin, schnalzte mit der Zunge und sang ständig: «Ig ha Glück gha, Galopp, Galopp, ig ha Eihorn übercho, Galopp, Galopp!» Ein paar Tage später kam es dann mit uns nach Murten an die Fasnacht. Unser Emmentaler Einhorn. Meine Tochter stürmte zwei Stunden lang und ich liess mich er­weichen, es mitzunehmen. Da es beim Herumspringen nicht so gäbig war, drückte sie mir es nach zwei Minuten in die Hand. «War ja klar!», dachte ich zuerst genervt, jetzt muss ich dieses blöde Einhorn ständig an der Fasnacht mitschleppen. Doch auf einmal geschah etwas Seltsames. Bitte haltet mich jetzt nicht für verrückt, denn ihr könntet damit Recht haben. Ich begann mit dem Einhorn zu sprechen, als hätte ich ein Hündchen dabei, ich schützte es vor wilden Piraten-Jungs, ich fragte im Restaurant, ob ich das Einhorn an der Leine lassen muss. Freudig funkelte es auch in den Augen der Restaurant-Mitarbeiter­innen, die das Einhorn herzlich willkommen hiessen. Es bekam sogar einen Kuss von einer älteren Dame. Unter uns gesagt, ich hatte absolut keine Lust mehr, das Einhorn je wieder meiner Tochter zurückzugeben. Ich tanzte mit dem Einhorn zur Guggenmusik. Alle strahlten mich an und ich und das Einhorn, wir glitzerten zurück. Nun überlege ich mir tatsächlich, wie ich meine Tochter überreden kann, dass sie mir das Einhorn gelegentlich ausleiht. Wenn ich wieder mal zu erwachsen geworden bin, um mich am Leben zu erfreuen, zu stur, um Leichtigkeit zu empfinden und zu engstirnig, um nicht an Einhörner zu glauben.

21.03.2024 :: Fabienne Diessel-Krähenbühl