Die neue BLS-Werkstätte wird gross, ökologisch und wenig beleuchtet

Die neue BLS-Werkstätte wird gross, ökologisch und wenig beleuchtet
Im geplanten Hauptgebäude werden die Züge für den wöchentlichen Boxenstopp einfahren. / Bild: zvg
Oberburg: Bis 13. Mai liegen die Pläne für die neue BLS-Werk-stätte öffentlich auf. An einem Infoanlass wurden die Anwohner orientiert. Hier die wichtigsten Fragen und Antworten.

Rund 100 Personen trafen sich in der BLS-Werkstätte Oberburg, um das Neuste über das Projekt neue BLS-Werkstätte zu erfahren. Für kurze Einführungen an diesem bereits fünften Informationsabend sorgten Ste-fan Berger, Stadtpräsident Burgdorf, Werner Kobel, Gemeindepräsident Oberburg, Daniel Schafer, CEO BLS sowie Projektleiter Benjamin Märklin. Gezeigt wurde auch die «Welt­premiere» eines jetzt im Internet abrufbaren Videos*. Danach hatten die Besucherinnen und Besucher Gelegenheit sich – gestärkt mit Bratwurst und Kartoffelsalat – an diversen, von Fachleuten betreuten Plakatständen zu orientieren. Einige Fragen und Antworten zum Stand der Dinge.


Wann beginnen die Bauarbeiten?

Voraussichtlich 2026. Projektleiter Benjamin Märklin rechnet mit der Baubewilligung Ende 2025. Die Bagger könnten dann zeitnah auffahren, weil die Vorbereitungsarbeiten pa­rallel zum Auflageverfahren erledigt würden. Märklin rechnet mit Ein­sprachen, aber «wir fühlen uns willkommen», sagt er, «wir gehen auf die Leute zu, wir nehmen keine Grundopposition gegen das Projekt wahr.»

Was kostet der Bau der neuen BLS-Werkstätte insgesamt?

Gerechnet wird mit dem Betrag von 277 Millionen Franken. Das ist etwas weniger als in Chliforst vorgesehen war, weil am Standort Oberburg we­niger Platz und damit weniger Gleisfläche zur Verfügung steht. Hätte er den Neubau im Chliforst vorgezogen? «Das hier ist ein stimmiges Projekt», sagt Märklin, «ich bin glücklich damit, es passt zur BLS und zur Region.»

Was für Unannehmlichkeiten haben die Anwohner beim Bau zu erwarten?

Für die Erschliessung der Baustelle sind eine provisorische Zufahrtsstrasse und ein Bahnübergang für den Bauverkehr nötig. Um den Zugang zum Naherholungsgebiet an der Emme zu gewährleisten, wird ein temporärer Fussgänger-Bahnübergang erstellt. Weil das Terrain auf der Baustelle uneben ist, muss viel Erdmaterial weggeführt werden. Das geschieht vor allem mit Lastwagen.

Wird die Barriere an der Lochbachstrasse nach Inbetriebnahme der Werkstatt häufiger geschlossen sein? 

Aus Richtung Burgdorf werden rund 15 Züge pro Tag in die Werkstatt hin und zurück fahren, das heisst, es gibt 30 Fahrten täglich – rund 10 Fahrten mehr als heute. Dennoch schreibt die BLS, der Bahnübergang werde nicht häufiger geschlossen sein (heute 150-mal pro Tag). Gleichfalls 30 Fahrten pro Tag gibt es auch aus Richtung Hasle. Damit sie aber nicht via Bahnhof Oberburg und die geschlossene Barriere verkehren müssen, sieht die BLS den Bau eines neuen Zufahrtsgleises vor.

Wieso muss die alte Werkstatt 
abgerissen werden?

Das heutige Gebäude ist nur 80 Me-ter lang. Neue Züge haben aber eine Länge von bis zu 150 Metern. Die neue, Richtung Hasle versetzte Werkstatt wird 234 Meter lang und 87 Meter breit. Sieben Gleise im Vorfeld dienen als Warteraum. Pro Tag können 25 Züge gewartet werden.

Welche Arbeiten werden in der Werkstatt erledigt?

Jeder Zug kommt einmal pro Woche zum «Boxenstopp» in die Halle. Aussenreinigung, kleine Reparatur- und Servicearbeiten, technische Kontrollen und Prüfungen werden hier erledigt. Drei kleinere Gebäude sind der grossen Halle vorgelagert: In den beiden Versorgungsstationen werden die Sanitäranlagen gewartet, im Nebengebäude werden unter anderem Graffitis entfernt.

Entstehen mehr Arbeitsplätze?

Ja. Bisher arbeiten in der Werkstatt 65 Personen, davon 25 im Schichtbetrieb. Nach Inbetriebnahme der neuen Anlage werden zirka 100 Mitarbeiter beschäftigt, davon 90 im Schichtbetrieb. Dazu kommen 25 Personen, die nicht fix in der Werkstätte tätig sind, etwa Lernende und Lokführer.


Wie sieht die Umweltbilanz für Bau und Betrieb der neuen Werkstatt aus?

Die BLS hat vor, viel für die Umwelt zu tun: Zusätzlich zur Photovoltaik-Anlage wird das Dach begrünt. Extensive Böschungen, Heckenbänder, Sickerfluren werden angelegt. Sandflächen und Totholzhaufen sind zur Bereicherung des Lebensraums vorgesehen. Dank Arbeit bei geschlos­senen Hallentoren sollen nur geringe Lärmemissionen entstehen. Eines freut den Nachbarn und Unternehmer Josef Jenni besonders: «Es ist schön, dass in der Nacht nicht das ganze Areal beleuchtet wird.» Tatsächlich weist ein simulierter Bildervergleich eine geringere Lichtverschmutzung als heute aus.


Welche Änderungen bringt der Neubau für den dortigen Radweg?

Im Bereich der neuen Werkstätte muss der geplante Radweg zwischen Oberburg und Hasle näher zur Emme verlegt und damit neu geplant werden. Eine mittels Treppen auch für Fussgänger passierbare Unterführung soll nun aus Richtung Hasle vor der Werkstätte die Gleise unterqueren. Danach führt der Radweg hinter der neuen Werkstatt dem Waldrand entlang und mündet in die Lochbachstrasse. Der neue Radweg soll gleichzeitig mit der neuen Werkstatt fertig gebaut und befahrbar werden.

*www.bls.ch/de/unternehmen/projekte-und-hintergruende/neue-werkstaetten/oberburg

11.04.2024 :: Rudolf Burger (bur)