Ein unverbesserlicher Casanova

Ein unverbesserlicher Casanova
Nutzt einzig die Ausdruckskraft seiner Worte: Christoph Simon bei seinem Auftritt in der Kulturmühle Lützelflüh. / Bild: Gertrud Lehmann (glh)
Lützelflüh: Mit Christoph Simon, dem Solo-Kabarettisten aus Bern, landete die Kulturmühle einen Volltreffer – das Haus war ausverkauft und das Publikum begeistert.

Der Mann betrat die Bühne, als hätte er sich verlaufen. In weissem Hemd und blauem Anzug, als einziger der Anwesenden mit Krawatte, sah er eher aus wie ein Bankangestellter als ein Künstler. Ratlos blickte er sich um, fragte schüchtern, wie es dem Pub­likum so gehe. Und dieser etwas in die Jahre gekommene Jüngling sollte nun zwei Stunden lang für Unterhaltung sorgen? Doch stille Wasser gründen tief: Sogleich weiss Christoph Simon die Zuhörenden in seinen Bann zu ziehen mit einer komplizierten Lebensgeschichte: Er sei Vater von drei Teenager-Töchtern, Lara, Luna und Lina, die von drei unterschiedlichen Müttern stammten und dazu noch alle gleich alt seien – bald driftet die Erzählung ins Komisch-Unmögliche. Dazu sei er – der unverbesserliche Casanova – gerade am Vorbereiten für ein «Blind Date», das heisse, sich aufhübschen und für alle Fälle die Wohnung aufräumen.


Detaillierter Seelenstriptease

Christoph Simon braucht in seinem Programm «Strolch» weder Kostüm noch Kulisse und auch keine Requisiten. Er nutzt einzig die Ausdruckskraft seiner Worte. Man fühlt mit ihm, hat Angst mit ihm, möchte ihm Ratschläge hebe. Aber nichts da, die Angebetete muss seinen detaillierten Seelenstriptease erdulden und so bleibt ihr letztlich nur die Flucht und dem Publikum das Lachen. Der Erzähler bleibt allein in seiner Stammbeiz zurück, philosophierend, warum die «Spätförderung» seiner Töchter in Sachen peinliche Kleidung, unpassende Redensarten und düstere Zukunftsaussichten auch diesmal nicht gefruchtet hat.


Milizarmee im Quartier

Nach der Pause wird ein Problem erheiternd gelöst. Frau Marti alias Miss Marple lockt einen fiesen Enkeltrick-Betrüger in die Falle. Das ganze Quartier ist als «Milizarmee» bei seiner Entlarvung dabei und berät sich, ob die Gusseisen-Bratpfanne und der Tennisschläger zur Anwendung kommen sollen, oder ob man doch besser die Polizei ruft. Schliesslich erbarmt man sich und tut Letzteres. Als die Beamten kommen, sperren sie erstmal den Tatort mit rot-weissem Absperrband ab. Das Gelächter des Publikums will nicht enden.


Runaway-Girls

Zurück zu den Teenies. Sie wollen als «Daddys Best» an einem Gesangs-wettbewerb – pardon Song-Contest – mitmachen. Doch Daddy verbietet es, weil er die Töchter für talentfrei hält und er sich als Vater nicht dem weltweiten Gespött aussetzen möchte. Das Trio entflieht daraufhin unter Protestgeschrei und wird wenig spä-ter im Quartier bei einem Auftritt als «Runaway-Girls» gefeiert. Nun zögert Daddy keinen Moment, sich als Manager der neuen Stars aufzuspielen. Er ist und bleibt ein Lausbub!

02.05.2024 :: Gertrud Lehmann (glh)