Effizient - mit und ohne Schnee

Effizient - mit und ohne Schnee
Die Technik ist das A und O während den Übungen sind alle konzen­triert bei der Sache. / Bild: Remo Reist (rrz)
Langnau: Vor 100 Jahren wurde der Skiklub Langnau als SAC-Untersektion gegründet. Seit 1996 nennt sich der Verein Sportklub Langnau. Der Blick ins Archiv zeigt viel Interessantes.

Zeughausverwalter Jakob Furrer war 1924 bei der Gründung des Skiklubs Langnau federführend. Er hatte an der WM die Schweizer Skipatrouille zum Sieg geführt. Auch ein Malermeister, ein Bijoutier und ein Weinhändler gehörte zu den Initianten. Sie wollten das Skifahren in Langnau auf eine neue Grundlage stellen. Das Ziel war, neben dem Touren- und Rennfahren hauptsächlich Langläufer auszubilden. Furrer zeigte beim ersten Langlaufkurs auf der Hochwacht, worauf es ankam. Eduard Moser, der als Schüler dabei gewesen war, schrieb 1982: «Furrer legte das Hauptgewicht auf die Kraft. Er verwendete ex­trem lange Skistöcke.» Er sei überzeugt gewesen, so könne man gehörig ausziehen. «Furrer war der Einzige, der fast überall geradewegs in der Hocke hinunterfuhr», nicht ohne Grund habe man ihn «Gotthard-Furrer» genannt. Die Stöcke habe er als Bremse genutzt und mit dieser Technik auch Rennen gewonnen. Im Handel habe

es gute Langlauf-Skiwachse gegeben, «aber Furrer lehrte uns, kräftige Arme seien das beste Skiwachs».


Sprungschanze, Skijöring und Klubhütte

Jahrelang wurde an der Ilfis eine beleuchtete Piste eingerichtet, sodass abends Kurse durchgeführt werden konnten. Das Klubrennen fand anfänglich im Hochwacht-Gebiet statt. 1936 errichtete der Verein sogar eine Sprungschanze «Der beste Skispringer wurde von den jungen Frauen umschwärmt wie heute etwa die Hockeygrössen», schrieb Chronist Moser. Spannung bot zudem das Skijöring, bei welchem die Mitglieder des Reitvereins ihre Pferde einspannten. «Die Pferde donnerten in rasendem Galopp, einen Skifahrer mitschleppend, über das schneebedeckte Eygässli oder über die Zeug­hausmatte.» Die Anlässe hätten jeweils viel Publikum angelockt. Die erste Klubhütte in der Nähe des Chuderhüsis wurde bald aufgegeben. Es konnte im Gebiet Blapbach-Rämisgummen eine Hütte von Madame De Meuron, einer Persönlichkeit aus dem Berner Patriziat, gemietet werden. Am hohen Saisonpreis von 300 Franken liess sie nicht rütteln. Schon im ersten Jahr verlangte sie, die Hütte zu inspizieren. Ab Trubschachen stand ein Pferdeschlitten bereit und der edle Wein, der Madame De Meuron serviert wurde, habe dazu beigetragen, dass sie vollends zufrieden war, steht geschrieben. Die Hütte wurde erst aufgegeben, als vermehrt ein Skilift bevorzugt wurde. Der Verein hatte danach noch eine Hütte auf der Hilfern und später mietete man die Hörnlihütte. Einmal riss eine Lawine den vordersten Mann etwa 500 Meter weit mit sich. Eine Hand ragte zu unterst aus dem Schnee – der Verunglückte kam mit dem Schrecken, einigen Schürfungen und gebrochenen Skiern davon.


Erstbesteiger des Rothorns

Die Geschichte des Rothorn-Erstbesteigers, Skiklub-Mitglied Dr. Emil Liechti, hat es in sich. Vor dem Aufstieg legte er in einem Restaurant in Sörenberg einen Halt ein und erzählte von seiner geplanten Route, die er auch hinunterfahren wolle. Gemäss Eduard Moser hegten die Einheimischen Bedenken und sie fühlten sich verpflichtet, ihn zu retten. «Sie stiegen zu einem Aussichtspunkt. Von dort aus erlebten sie, wie Liechti mit sicheren Telemarkschwüngen durch den steilen Pulverschnee hinunterfuhr». Unten angekommen, wurde ihm zu seiner verwegenen Tat gratuliert. Der Pfarrer blieb die ganze Zeit in der Kirche und betete. In der Folge trauten sich hunderte von Skifahrern, es Liechti nachzumachen. Die letzten Jahre unter dem Namen Skiklub Langnau brachten weitere Entwicklungen, wie die Langlaufloipe im Moos und Schattboden-Kammershaus. Die Erfolge von Hansruedi Stämpfli in den 1970er-Jahren sind auch zu erwähnen. Er nahm an der Junioren-EM in Russland teil, wo der spätere Vereinspräsident als 26. bester Schweizer wurde.


Leichtathletikgruppe ab 1983

Eduard Moser konnte 1982 kaum ahnen, dass die Leichtathletikgruppe des Skiklubs Langnau ab 1983 so erfolgreich sein würde. Der Ruf des Vereins war sehr gut und ein Schreiben der Kantonalbank von Bern belegt 1983 eine grosse Spende von 6000 Franken zur Finanzierung eines Kleincomputers. Das Geld sollte für die Zeitmessanlage eingesetzt werden und die Vereinsverwaltung vereinfachen. Der Empfänger des Briefes war Ueli Lehmann, der als Trainer-Urgestein bezeichnet werden darf. Mit seinen fast 80 Jahren kennt Ueli Lehmann keine Abnutzungserscheinungen. Neu leitet er mit seinem Trainerteam - allen voran Gabi und Stefan Schwarz - sogar einmal pro Woche ein Training in der Athletikhalles des neuen Campus der SCL Tigers - nebst drei weiteren Trainings bei der Sportanlage Höhenweg. Der Namenswechsel zum Sportklub Langnau wurde schliesslich 1996 vollzogen. In den 1990-er-Jahren war Thomas Lehmann das Mass aller Dinge; er war im Zehnkampf-Nationalkader. Stolz blickt man auf zwei Aushängeschilder zurück, die europaweit über 100 Meter Hürden vorne dabei waren: Lisa Urech, die mit 12:62 zehn Jahre lang den Schweizerrekord über 100 Meter Hürden innehatte und unter anderem an der U23-EM-Silber gewann; und Noemi Bachmeier-Zbären (Bestzeit 12:71), die WM-Sechste wurde und Olympiateilnehmerin war. An der EM 2014 in Zürich waren beide am Start. Gabi Schwarz erwähnt, sie seien dem Verein treu geblieben, «und Noemi trainiert sogar ab und zu noch mit».


Die Fleissigen in die Athletikhalle

Stefan Schwarz sagt zu den Trainings in der Athletikhalle, er habe früh das Gespräch mit Peter Jakob gesucht. Dieser habe dann sogar einen Spezialbelag montieren lassen, damit mit Nagelschuhen trainiert werden kann. «Unsere Trainingsgruppe besteht seit Jahren fast ausschliesslich aus Mädchen und Frauen. Das ist nicht unbedingt so gewollt, aber Knaben und Männer ziehen Eishockey, Unihockey oder Fussball der Leichtathletik mehrheitlich vor», sagt Schwarz. Beim Trainingsbesuch fällt auf: Die ersten 40 Minuten dienen dem Einlaufen, der Koordination und der Beweglichkeit, gefolgt von technischen Übungen. Die Leichtathletinnen machen konzentriert mit, sie hören genau hin. Das Kollektiv ist so stark, dass kürzlich sogar der Staffel-Schweizermeistertitel über die olympische Distanz geholt werden konnte. Mit Jelena Schranz und Hanna Hirsbrunner war auch dieses Jahr ein Duo an den U18-EM vertreten. Frühere und heutige Mitglieder vereint die Leidenschaft für die Bewegung - während vor 100 Jahren insbesondere kräftige Arme wichtig waren, zählen heute kräftige Oberschenkel und Waden.

05.12.2024 :: Remo Reist (rrz)