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Weihnachtsgans

Gänse stopfen. Das ist zum Glück verboten in der Schweiz. Aus diesem Grund bin ich mir am Überlegen, ob ich gerade ganz zu einer Gans mutieren soll, denn dann wäre es verboten, mich selber zu stopfen oder mich stopfen zu lassen. Ich fühle mich im Dezember tatsächlich immer wie eine Foie Gras. Die Weihnachtszeit muss für sämtliche Leckereien herhalten. Alles, was gut mundet und schnell zu Rundungen führt, kommt auf einen Tätsch auf den Tisch, in uns rein und bleibt im schlimmsten Fall träge hängen bis zur nächsten Weihnachtszeit. Mailänderli, Spitzbuben, Zimtsterne, Änis-Chräbeli, Brunsli und so weiter singen uns heiter Halleluja entgegen und bewegen sich frisch und fröhlich in unseren Mund. Meistens schon in der lötigen Teigform. Dann die Apfelringli mit Vanillesauce gehören doch an jeden Weihnachtsmarkt. Nüssli, Schöggeli und Grittibänze vom Samichlous schnousen oder Lebkuchen verzieren und verzehren, das alles muss in diesen Dezember gepresst werden.Üppige Weihnachtsessen mit dem Geschäft, dem Klub, der Peergroup und jeder erdenklichen Klein- oder Grossgruppierung, der man angehört, gehören einfach zur göttlich glänzenden Weihnachtszeit dazu.

Spätestens am 23. Dezember, wenn ich dann tatsächlich einkaufen gehe für das richtige Weihnachtsfest, welches die Bude-Weihnachtsbuffets weit übertrifft, kugle ich mich nur noch so zwischen den vollgestopften Gestellen hindurch. Reisse mich zusammen, dass mir nichts aufstösst und stosse gegen Regale mit Fresspaketen zum Verschenken und die aufgetürmten Schoggisamichlöisli kommen dabei ins Schwanken.

Nun entfährt mir doch ein lauter Rülpser, und so lasse ich dieses Jahr das Einkaufswägelchen stehen, kugle willensstark durch den Supermarkt. Schritt für Schritt. Ich werde immer selbstbewusster. Die Lebkuchen schmunzeln verschmitzt und schnalzen von den Gestellen: «Nur noch bis Ende Jahr und dann musst du wieder auf uns verzichten.»

Die Samichlöisli grinsen mich scheinheilig an und ich lächle mutig zurück. Nein, dieses Jahr kriegt ihr mich nicht vollgestopft. Dieses Jahr mache ich nicht mit. Ich stelle mich vor den Supermarkt und hänge mir ein Schild um den Hals: Die Weihnachtsgans: Strengstens verboten zu stopfen!

Grosse Einkaufswagen werden an mir vorbeigeschoben, ab und zu jongliere ich mit ein paar Mandarinen. Es wird mir immer leichter und leichter. Hie und da kommt das altbekannte Gefühl, dass mein Gaumen irgendeine Freude verpassen könnte, doch da winke ich schnell ab und denke beruhigt an die Samichlöisli-Aktionen im Januar.

14.12.2023 :: Fabienne Diessel-Krähenbühl