Der Nachwuchs mag das Schwyzerörgeli

Der Nachwuchs mag das Schwyzerörgeli
Die Ju-Mu-Stubete bietet eine ungezwungene Atmosphäre, in der alle Instrumente und Musikstufen willkommen sind. / Bild: zvg
Kanton Bern: Klarinette, Kontrabass, Schwyzerörgeli, das sind klassische Instrumente der Volksmusik. Junge lassen sich für diesen Musikstil begeistern. Doch es gibt auch Probleme.

Es ist schon ein besonderer Moment, wenn man das erste Mal ein Schwyzerörgeli in den Händen hält. Schon nach kurzer Zeit lassen sich dem schmucken Instrument die ersten Akkorde entlocken. Dass das Schwyzerörgeli bei jungen Volksmusikern beliebt ist, bestätigt Reto Reber. Er muss es wissen, denn er ist Präsident des Verbands Schweizer Volksmusik Bern. Dieser traf sich am vergangenen Samstag in Langnau zur Generalversammlung (siehe Kasten). Die Jugendförderung sei sehr wichtig, sagt der engagierte Volksmusiker. Und fährt fort: «Unser Verband bietet deshalb seit zehn Jahren speziell für unsere volkstümliche Jugend die Ju-Mu-Stubeten an.»


Bekannte Volksmusiker als Magnet

Die Jungmusik-Stubeten bieten eine Bühne, auf der angehende Volksmusikerinnen und -musiker erste Erfahrungen sammeln, ihr Instrument besser kennenlernen und mit anderen Jugendlichen zusammen musizieren können. «Dabei werden alle Instrumente unterstützt», sagt Reto Reber weiter: Örgeler, Klarinettistinnen, Kontrabassisten und Akkordeonistinnen musizieren miteinander. Um die Attraktivität der JuMu-Stubeten zu erhöhen, wird jeweils ein bekannter Vertreter aus der Volksmusikszene engagiert. Er musiziert mit den Jugendlichen und teilt mit ihnen seine Erfahrungen. Dass es Spass macht, mit einem Vorbild gemeinsam zu spielen, zeigt sich am wachsenden Interesse. «Durchschnittlich können 10 bis 15 Teilnehmerinnen und Teilnehmer erwartet werden», bestätigt Reto Reber. Auch in anderen Teilen der Schweiz werde dieses Konzept mittlerweile mit Erfolg umgesetzt. Und er fügt nicht ganz ohne Stolz an: «Wir Berner waren die ersten.» Die nächste Ju-Mu-Stubete findet bereits morgen Freitag, 9. Februar, in Rüegsbach statt (siehe Kasten unten links).


Vergessene Melodien leben auf

Auch bei der Wahl der Stücke sind bei der Jugend Trends zu beobachten: «Die zielstrebigsten Jungmusiker suchen oft nach Melodien, die andere nicht spielen. Oder Titel, die in den Hintergrund geraten sind», erklärt Reto Reber. Dies habe zur Folge, dass auch Melodien aus der Inner- oder Ostschweiz den Weg in den Kanton Bern finden würden. Das prägende Instrument im Kanton Bern bleibe aber das Schwyzerörgeli. Und natürlich der Berner Stil, bei dem drei Schwyzerörgeli und ein Kontrabass zum Tanz aufspielen.


Veranstalter engagieren Jugendliche

Reto Reber ist zufrieden mit dem aktuellen Stand der Jugendförderung. Er sieht aber auch Probleme, etwa dann, wenn sich Jugendliche in der Volksmusikszene etablieren wollen. «Unsere Jugend muss härter kämpfen, um sich im Umfeld der bekannten Formationen behaupten zu können.» Ein weiteres Problem ortet der Präsident bei den Medien, «denn dort erfahren Jugendliche kaum et-was über Schweizer Brauchtum und Volksmusik». Der Verband fördere deshalb Veranstalter mit höheren Beiträgen, wenn diese junge Volksmusiker unterstützen. «Das Resultat ist in den meisten Fällen sehr positiv», freut sich Reto Reber.

Stubete in Rüegsbach

Am Freitag, 9. Februar, ab 20 Uhr findet die Ju-Mu-Stubete im Restaurant Zur Säge Rinderbach, Rüegsbach, statt. Jugendliche können, müssen aber nicht, ein oder zwei Stücke vorspielen und dann spontan Gruppen bilden, um gemeinsam zu musizieren – mit oder ohne Noten. Cécile Schmidig wird die Jugendlichen auf Wunsch unterstützen und auch selber spielen. Man kennt sie etwa von der Familienkapelle Schmidig oder dem Ländlertrio Angela und Cécile. Es ist keine Anmeldung nötig und der Anlass ist öffentlich.

Der VSV Bern tagte im Emmental

Am vergangenen Samstag trafen sich 77 Stimmberechtigte in Langnau zur Hauptversammlung des Verbandes Schweizer Volksmusik (VSV) Bern. Der Verband zählt 1250 Mitglieder. Er setzt sich für die Förderung und Pflege der Schweizer Volksmusik ein. Begrüsst wurden die Teilnehmer von Präsident Reto Reber und vom Langnauer Gemeindepräsidenten Walter Sutter. Vorgestellt wurde anschliessend ein reichhaltiges Programm für das Jahr 2024. Geplant sind unter anderem musikalische Auftritte an der BEA Pferd, am Tag der Kranken und am Wankdorf Märit in Bern. Und natürlich werden Kurse angeboten. Genehmigt haben die Stimm-berechtigten ein Ausgabenbudget von 48´000 Franken. Kassier Matthias Iseli betonte, dass der Verband das Vermögen zielgerichtet einsetzen wolle, aber auch darauf bedacht sei, dass ein Grundkapital stets vorhanden bleibe. Daniel Fankhauser und Urs Liechti verlassen den Vorstand, Urs Liechti wurde zum Ehrenmitglied ernannt. Neu in den Vorstand gewählt wurde Adrian Moser aus Spiez.

08.02.2024 :: Benjamin Stocker-Zaugg (sbr)