Vom Unihockeyfeld auf den Traktor

Vom Unihockeyfeld auf den Traktor
Manuel Engel gehörte zu den besten Spielern des Landes. Mit Floorball Köniz zeigte er sein Können auch gegen Langnau. / Bild: Christoph Hofer
Unihockey: Manuel Engel hat seine Aktivkarriere beendet. Nach 20 Jahren setzt der Schlosswiler andere Prioritäten: sein Lohnunternehmen und ein Agronomie-Studium.

Als Siebenjähriger machte Manuel Engel seine ersten Versuche mit Unihockey. Und blieb dabei, zuletzt auf höchstem Niveau. «Es war der Sport, der sofort zu mir redete, den ich von Anfang an geliebt habe und da wohl meine Berufung fand», sagt er bei einem Gespräch in der Allee hinter dem Schloss in Schlosswil.

Beim UHT Zäziwil, beziehungsweise den Unihockey Tigers, hat das Ausnahmetalent sämtliche Juniorenstufen durchlaufen und schaffte schon früh den Sprung in die erste Mannschaft und in die Nationalmannschaft. Das war in der Saison 2011/12 bei den Unihockey Tigers.


Viel Unterstützung von der Familie

«Ohne die Unterstützung meiner Familie wäre das alles nicht möglich gewesen. Dafür bin ich sehr dankbar», sagt Engel, der an den Weltmeisterschaften 2014, 2016 und 2018 dabei war. An der Euro Floorball Tour im Herbst 2020 absolvierte er die letzten Länderspiele für die Schweiz. Insgesamt streifte er sich 93-mal das Trikot der Schweizer A-Nati über. Damit liegt er in der ewigen Kaderliste aktuell auf Platz 14. Noch weiter vorne steht er in der ewigen Skorerliste: Nur fünf Spieler sammelten mehr Punkte für die Schweiz. Manuel Engel belegt mit 111 Punkten (66 Tore und 45 Assists) Rang 6.


Fünf Jahre in Schweden

Nach vier Saisons in der ersten Mannschaft der Tigers wechselte Manuel Engel in die höchste schwedische Liga zu den Växjö Vipers. Er gehörte dort zu den Leistungsträgern und kam in  170 Spielen auf 84 Tore und 61 Assists. «Diese Erfahrung, in der besten Liga der Welt mein Können zeigen und mich mit den Besten tagtäglich messen zu können, ist unvergesslich.» Auch sonst habe es ihm gut gefallen in Schweden, obschon: Zeit für anderes blieb wenig. «Als Profisportler muss man ja genug schlafen, sich gesund ernähren und regelmässig trainieren. Trotzdem konnte ich noch Gitarre spielen. Zeitweise sogar in einer Rockband.»

Nach fünf Jahren entschied er sich im Jahr 2020, in die Schweiz zurück­zukehren und schloss sich Floorball Köniz an. «In dieser Zeit verdiente ich etwas besser.» Apropos Geld: Beträge nennt Manuel Engel keine. Der Verdienst eines Unihockeyspielers lasse sich nicht annähernd mit demjenigen eines Fussballspielers vergleichen. «Aber ich konnte mit meinem Lohn leben.»


Dann der Rücktritt

In den fünf Jahren in Schweden hat sich Manuel Engel intensiv mit Pflanzen und Ackerbau beschäftigt. «Das Interesse wuchs und damit der Wunsch, ein Agronomiestudium zu beginnen.» Dieses wird er im kommenden Oktober anpacken und gleichzeitig sein eigenes Lohnunternehmen in Schlosswil betreiben.

Die Entscheidung, aus dem Profisport auszusteigen, sei nicht einfach gewesen. «Ich war 20 Jahre lang Unihockeyspieler. Jetzt bin ich Agrounternehmer und Student, das ist etwas völlig anderes.» All die Jahre hatte er unter den Teamkollegen Freunde. «Jetzt haben meine ehemaligen Kollegen keine Zeit, so wie das auch bei mir gewesen ist. Aber ich bin ja beschäftigt, und ein paar Freundschaften kann ich trotzdem pflegen.»


Im Moment kein Sport

Manuel Engel bezeichnet sich als Bewegungsmensch. «Vielleicht habe ich mich ja schon zuviel bewegt?», fragt er sich lachend. Der Ausstieg sei erfolgt, als er auf einem Bauernhof ein Praktikum absolvierte und körperlich stark gefordert war. «Ich hatte viel Bewegung, aber Sport machte ich seit dem letzten Training nicht mehr.»

Er gesteht jedoch, es habe ihn «ein wenig gepackt», als im Frühjahr die Vorbereitung der Meisterschaftsspiele anstand. Und dennoch: «Spielen ist schön für mich. Aber es ist ja auch schön, abends zu kochen oder essen zu gehen.» Das geniesse er. Auch ein neues Ziel zu haben, macht ihm Freude. «Ich kann mich gut fokussieren.» Deshalb schaut Manuel Engel jetzt vorwärts.

22.08.2024 :: Laura Fehlmann (lfc)