Auf dem Rindergrat wird neuerdings Käse hergestellt

Auf dem Rindergrat wird neuerdings Käse hergestellt
Margrit und Patrick Wymann-Röthlisberger vor dem neuen «Chäshüttli» auf dem Rindergrat. Links Zusenn Markus Zürcher. / Bild: Ulrich Steiner (uss)
Wasen: Premiere bei der Hinterarnialp-Gesellschaft: Erstmals wird auf der Hirtschaft Rindergrat Käse produziert. Margrit und Patrick Wymann verkäsen die Milch von 24 Kühen.

In den vergangenen 30 Jahren betrieb Familie Röthlisberger auf dem Rindergrat (1050 m.ü.M.) – neben den Sömmerungsrindern – mit dem eigenen Viehbestand Mutterkuhhaltung. Seit 2018 wird der Pachtbetrieb von Tochter Margrit (33) und Schwiegersohn Patrick Wymann (35) geführt. Die beiden «infizierten» sich während zweier gemeinsamer Alpsommer im Berner Oberland mit dem Älpler­virus. «Da wir beide keine Freude an der Mutterkuhhaltung haben, reifte das Projekt einer eigenen Alpkäserei», erklärt der gelernte Käser Patrick Wymann.

Nach umfangreichen Vorabklärungen wurde das ehrgeizige Projekt der Hinterarnialp-Gesellschaft AG unterbreitet. Nach der Ausarbeitung der notwendigen Rahmenbedingungen fand das Vorhaben an zwei verschiedenen Generalversammlungen die nötige Zustimmung. Im Vertrag steht unter anderem, dass sämtliche Kosten betreffend Milchproduktion und Käseherstellung zu Lasten der Alpsennerei-Betreiber gehen.


Nur behornte Kühe

Im bisherigen Sömmerungsstall wurde eine Absauganlage für 24 behornte Milchkühe installiert. Neben den acht eigenen, werden 16 fremde Kühe der Rassen Simmentaler und Original Braunvieh gemolken. Sömmerungsrinder haben Wymanns 85 Stück zu besorgen, dabei werden sie von Mar­grits Eltern unterstützt. Das neue Kupferkessi mit 600 Liter Inhalt und die offene Feuerstelle samt Kamin wurden in einem zweckmässigen Nebengebäude platziert. Der Käsekeller mit einer maximalen Kapazität von 3,5 Tonnen wurde unter dem Wohnteil des Bauernhauses eingerichtet. Der Raum verfügt über Fichtenbankungen und einen Naturboden. Hier werden die sechs bis sieben Kilo schweren Hornkäse und die übrigen Speziali­täten bei idealer Temperatur gepflegt und gelagert. Zur Verwertung der anfallenden Schotte werden Alpschweine gehalten. Der ehemalige «Grütli»-Wirt Markus Zürcher engagiert sich als Zusenn. Die gesamte Käse-Produktion ist für die Selbstvermarktung vorgesehen.


Alpabfahrt am 13. September

«Ohne Unterstützung des familiären Umfeldes hätten wir den kompletten Neubeginn von der Mutterkuhhaltung zur Alpsennerei nicht realisieren können», betont Margrit Wymann. Nun freuten sie sich auf den Höhepunkt des Jahres, die Emmentaler Alpabfahrt vom 13. September. Erstmals werden dann auch schön geschmückte Milchkühe mit den Sömmerungs-Gusti vom Rindergrat und Fischgraben nach Sumiswald marschieren. Dann gibt es an drei Verkaufsstellen entlang der Route auch den Hornkäse und Mutschli von Familie Wymann zu kaufen.

Nach Auskunft von Hinterarnialp-Präsident Fritz Widmer haben die insgesamt 400 Sömmerungsrinder diesen Sommer zu Beginn wegen der durchnässten Böden viele Trittschäden verursacht. Bei solch erschwerten Bedingungen sei er froh, über innovative und pflichtbewusste Hirtenfamilien zu verfügen, betont Widmer.

29.08.2024 :: Ulrich Steiner (uss)