Langnau: In der Lebensmitte kommt bei vielen die Frage auf: Bin ich zufrieden in meinem Beruf? Oder will ich etwas Neues ausprobieren? Für sie gibt es Beratungsstellen - etwa das BIZ.
Für die meisten Jugendlichen ist es selbstverständlich, sich einmal zu Berufswünschen und Ausbildungen beraten zu lassen. Anders bei Erwachsenen. «Es spielen zwar viele mit dem Gedanken, sich beruflich zu verändern», sagt Stéphanie Kubat, Leiterin des Berufsberatungs- und Informationszentrums (BIZ) in Langnau. Vielfach sei ihnen aber nicht bekannt, dass es im BIZ auch Beratungen für Erwachsene gibt. Aus diesem Grund führen das BIZ Langnau und die anderen sieben BIZ des Kantons Bern aktuell die «Laufbahnwoche» durch. «Die Veranstaltungen sollen inspirieren, sich mit den eigenen beruflichen Möglichkeiten zu befassen», sagt Kubat. Auch ausserhalb dieser Woche gibt es im BIZ Angebote für Erwachsene, zum Beispiel Laufbahnberatungen oder das Programm «Viamia». Dieses bietet Personen ab 40 eine kostenlose berufliche Standortbestimmung an.
Lust auf Neues, Druck zu gehen
Die Gründe, die Erwachsene ins BIZ führen, sind unterschiedlich. Nicht wenige würden sich zwischen 20 und 30, nach dem Ende der Erstausbildung, damit beschäftigen, wie es weitergeht, sagt Stéphanie Kubat. «Sie planen die nächsten Schritte und haben oft konkrete Vorstellungen oder Wünsche.» Auch zwischen 40 und 50 würden sich viele mit ihrer beruflichen Situation auseinandersetzen. «In dieser Lebensphase kommt häufig die Frage auf, ob man noch glücklich ist im Beruf, oder ob man zurückgestellte Träume verwirklichen möchte.» Die Dringlichkeit ist nicht bei allen gleich. «Manche haben einfach Lust auf etwas Neues. Andere sind unzufrieden oder verspüren den Druck, sich aus ihrer Situation zu lösen», sagt die Laufbahnberaterin. Wer sich aus wirtschaftlichen oder gesundheitlichen Gründen neu orientieren müsse, werde oft von den RAV oder der IV dem BIZ zugewiesen. Was sind aus Sicht der Expertin Zeichen, dass man sich beraten lassen sollte? «Sobald man sich am Arbeitsplatz über längere Zeit Unzufriedenheit bemerkbar macht, es einem über längere Zeit nicht gut geht, man sich über- oder auch unterfordert fühlt, ist es gut zu handeln», sagt Stéphanie Kubat.
Wie weiter?
Patentrezepte gibt es in der Berufs- und Laufbahnberatung keine. «In der Regel gibt es nicht eine einzige Lösung, die perfekt ist und alle Wünsche und Kriterien erfüllt», erklärt Kubat. Vielmehr gehe es in der Beratung darum, genau hinzuschauen. «Warum bin ich unzufrieden? Was ist mir wichtig im Leben und im Beruf? Wie ticke ich eigentlich? «Es baucht auch nicht immer eine riesige Veränderung», sagt Kubat. Es helfe vielleicht eine Weiterbildung, mit der man in der bestehenden Stelle neue Aufgaben übernehmen kann. Ein Stellenwechsel im gleichen Beruf oder auch eine neue Freizeitbeschäftigung, um seine Interessen ausserhalb des Berufes ausleben zu können. «Doch schätzungsweise die Hälfte der Erwachsenen, die bei uns in der Beratung kommen, wollen etwas Neues anpacken», sagt Kubat. Etwa die Marketingfachfrau, die zur Polizei will oder der Polymechaniker, der Berufsschullehrer wird. Rät die Laufbahnberaterin auch mal von einem Berufswechsel ab? «Das kann vorkommen», sagt Kubat, «unsere Aufgabe besteht darin, die Bedingungen und Konsequenzen eines Wechsels aufzuzeigen. Sie legt den Kunden auch immer nahe, sich mit der Familie abzusprechen. «Eine Neuorientierung ist zwar eine persönliche Entscheidung, aber eine, welche das Umfeld mittragen muss.» So seien denn auch Lohneinbusse und Finanzierungsprobleme die grössten Bedenken der Kundinnen und Kunden. Ist der Zug für eine Veränderung auch einmal abgefahren? «Nein», findet Kubat, «auch mit 50 oder später habe man im Normalfall noch viele Berufsjahre vor sich. Und die Erfahrung der Expertin zeigt: «Wer eine Veränderung wagt, bereut es meistens nicht.»