Rauschhafter Trip durch das Emmental

Rauschhafter Trip durch das Emmental
Das Buch enthält viele Zeichnungen - zum Beispiel diese Karte, die der Romanfigur den Weg in den Krachenschachen weisen soll. / Bild: zvg
Langnau: Am Montag liest der Autor Matto Kämpf im «Käpt’n Holger» aus seinem neuen Roman. Darin landet ein Mann per Zufall im Emmental und erlebt eine verrückte Nacht.

Was tun, wenn man für eine andere Person gehalten wird? Die namenlose Ich-Figur im Roman von Matto Kämpf wehrt sich jedenfalls nicht, als sie im Bahnhof Bern fälschlicherweise von einer Person als Herr Hartmeier angesprochen wird. Im Gegenteil: Sie klärt das Missverständnis nicht auf, sondern reist mit ins Emmental. Später möchte er aber dann doch nicht mehr Herr Hartmeier sein. Nämlich, als er in den «Hirschen» Sumiswald begleitet wird und als Sachbuchautor einen Vortrag über vertuschte Drachenfunde im Emmental halten soll. Und so verschwindet er – und lässt sich durch eine rauschhaft anmutende Nacht treiben. Im Emmental trifft er auf die schrägsten Figuren: Er jagt Gotthelf nach, der sich oft im «Krachenschachen» aufhalten soll. Er lernt die Alpaka-Züchterin Elvira kennen, die ihn zu einer Erwachsenentaufe beschwatzen will oder begegnet dem «Zopfbart», der gerade ein Podcast für die lokale Metal-Community aufnimmt.


Verschollenes Gotthelf-Manuskript

Das klingt nicht nur kurios – Matto Kämpfs Buch «Im Krachenschachen» lebt vom Absurden. Der Berner Autor verbratet Emmentaler Mythen und treibt allerlei Klischees auf die Spitze. Da kommen «hornussende Satanistinnen» und «freilichttheaternde Kühe» vor. Das Emmental, das Matto Kämpf als Schauplatz seines Romans kreiert, ist bizarr, überdreht und auch witzig. Wie kommt es, dass der Autor, der in Thun geboren ist, seinen neuen Roman im Emmental spielen lässt? «Ich hätte natürlich auch das Berner Oberland nehmen können», antwortet er lachend auf die Frage. Das habe er auch schon öfters getan. «Doch auch die Geschichten des Emmentals fas­zinieren mich», sagt er weiter. Während des Schreibens sei er oft mit dem Zug ins Emmental gefahren. «Ich bin irgendwo ausgestiegen und habe mich inspirieren lassen», erzählt er. Auf den 112 Seiten passiert zwar pausenlos etwas – und doch plätschert die Handlung scheinbar ziellos vor sich hin. «Das Buch hat keinen Sinn, alles geschieht völlig zufällig», bestätigt Matto Kämpf, der auch als Dramatiker und Filmemacher tätig ist. Nur das Thema Gotthelf zieht sich wie ein roter Faden durchs Buch. So lässt Kämpf seine Figur sogar noch ein lang verschollenes Gotthelf-Manuskript finden. Die Leser können die eingeschobene Geschichte «Die Drachenjagd im Emmental» in alter Schrift lesen. Eine Besonderheit sind die Zeichnungen, die auch aus Matto Kämpfs Feder stammen. Zuerst scheinen es noch die Eindrücke der umherirrenden Person zu sein. Gegen Ende des Buches werden die Zeichnungen immer abstrakter. «Ich dachte einfach, es ist lustig, wenn plötzlich noch diese Zeichnungen auftauchen», sagt Matto Kämpf.

21.11.2024 :: Regine Gerber (reg)