Verabschiedung nach spannender Übung

Verabschiedung nach spannender Übung
Elisabeth Siegenthaler und Christian Jaun wurden als Hundeführer bei der SAC- Rettungsstation Emmental gewürdigt und verabschiedet. / Bild: zvg
Schangnau: Die Mitglieder der SAC-Rettungsstation Emmental übten die Durchquerung der Räblochschlucht. Zudem verabschiedeten sie Christian Jaun und Elisabeth Siegenthaler.

Für die Frauen und Männer der SAC- Rettungsstation Emmental stand vor einiger Zeit ein Höhepunkt auf dem Trainingsprogramm: die Durchquerung der Räblochschlucht. Der Bergführer und Canyoningspezialist Franz Baumgartner aus Frutigen führte am Vormittag die Gruppe in Neoprenanzügen durch die Engstelle, die schwimmend durchquert werden musste, und zeigte unterwegs, wo für den Notfall Ausstiegsstellen aus der Schlucht vorhanden sind.

Für gut die Hälfte der zwölf Teilnehmenden war es die erste Durchquerung des Räblochs. So schnell wird sich diese Gelegenheit nicht wieder ergeben, denn geführtes Canyoning durch die Räblochschlucht ist nicht mehr erlaubt.


Dreissig Jahre üben, üben, üben

Im zweiten Teil am Nachmittag wurden Elisabeth Siegenthaler und Christian Jaun aus ihrem Dienst als Hundeführerin/Hundeführer verabschiedet. Elisabeth Siegenthaler wurde für ihren Einsatz während dreier Jahrzehnte als Hundeführerin und Helferin geehrt. Nach ihrem eindrücklichsten Sucheinsatz gefragt, meinte sie: «Alle Suchaktionen waren besonders. Am stärksten in Erinnerung geblieben sind mir aber jene nach vermissten Kindern.» 

Etwa vier Jahre Training sind nötig, bis ein Hund für einen Ernstfall einsatzfähig ist. Dann könne er bei guter Gesundheit weitere sechs bis höchstens acht Jahre eingesetzt werden, so Siegenthaler. Nicht nur die Hunde müssen im Ernstfall fit sein, auch ihre Führer. Deshalb fällt bei den Aktiven mit 65 die Altersguillotine. «Das tut schon weh, wenn man bedenkt, wie viel Zeit nötig ist, um einen Hund auszubilden», meinte Christian Jaun – seine Hündin Mirka wäre noch einsatzfähig. Aber den Hund mit jemand anderem auf die Suche zu schicken, das gehe nicht: «Der Hund und sein Führer sind ein Team.» Der Trainingsaufwand für die Hundeführerinnen und -führer schätzt Christian Jaun auf 50 bis 70 Halbtage pro Jahr. Er und Elisabeth Siegenthaler waren lange Zeit jeweils an den Mittwochnachmittagen mit ihren Hunden unterwegs und haben das Aufspüren von Menschen im Gelände geübt; Elisabeth Siegenthaler hatte im «Löwen» Schangnau Wirtesonntag und bei Familie Jaun in der Käserei war der Laden geschlossen. 


Auch bei Lawinensuche 

Christian Jaun kann auf rund 300 Einsätze zurückblicken. «Er ist einer der erfahrensten Hundeführer der Schweiz», betonte Teammitglied Simon Brechbühler. Im Gegensatz zu Siegenthaler ist er auch im Winter für Einsätze bei Lawinenniedergängen ausgerückt. «Da muss es besonders schnell gehen. Ich hatte meine Ausrüstung immer in der Käserei dabei und hatte meist die Schuhe noch nicht gebunden, wenn der Heli kam.» 

Die Sucheinsätze mit den Hunden sind in den letzten Jahren seltener geworden, da jetzt vieles über die Handyortung läuft und die Helis mit Wärmebildkameras Vermisste aufspüren können. Wenn das Wetter aber einen Helieinsatz verunmöglicht, sind die Hundeführerinnen und -führer immer noch unentbehrlich. 

14.07.2022 :: egs