Erstes Kranzfest – erster Kranz

Erstes Kranzfest – erster Kranz
Thomas Wüthrich zuhause in Trub. / Bild: Lisa Willener (lwh)
Schwingen: Der erst ­15-jährige Thomas Wüthrich holte am ­Emmentalischen in Bowil gleich den ersten Kranz. Diesen Samstag steht er wieder im Einsatz – beim Abendschwinget Fankhaus.

Der Hof der Familie Wüthrich liegt weit hinten im Brandösch in Trub. Die schmale Strasse führt leicht aufwärts, hinter Kurven versteckt liegen einige Bauernhäuser und vor allem viele Grünflächen. «Das geht noch viel weiter so», erklärt Thomas Wüthrich, «hier sind wir vielleicht in der Hälfte.» Trotz der Abgeschiedenheit hat der junge Truber keine Probleme, um ins Training zu kommen. «Die Nachbarn schwingen eigentlich auch alle und dann kann ich jeweils mit ihnen mitfahren.»


Lieber bei den Aktiven

Die Trainings des Schwingklubs Trub finden jeweils im umgebauten Schwingkeller im Schulhaus Trub statt. Dort durfte Thomas Wüthrich schon früher mit den aktiven Schwingern mittrainieren. «Sie fragten, ob ich nicht auch zu ihnen kommen möchte – dann ging ich halt», erzählt der junge Truber mit einem Schmunzeln. «Es war sicher eine gute Entscheidung, denn bei den Jungen hatte keiner die gleiche Postur wie ich.» Trotz seinen 15 Jahren ist Thomas Wüthrich bereits 175 Zentimeter gross und wiegt rund 98 Kilogramm. Seit diesem Jahr schwingt er erstmals bei den Aktiven. Sein bisheriges Fazit: «Ich schwinge lieber bei den Aktiven als bei den Jungen». Gegen die Jungschwinger habe er schon oft geschwungen, man kenne sich bereits. Denn immerhin steht Thomas Wüthrich im Sägemehl, seit er sechs Jahre alt ist. 2014 durfte er erstmals am Bubenschwinget Fankhaus teilnehmen, das vom Schwingklub Trub organisiert wird. Und bereits ein Jahr später standen seine ersten Feste als Jungschwinger auf dem Programm. 

Schon bei den Jungen hat Thomas Wüthrich gut geschwungen. Nachdem er sich mehr aufs Schwingen konzentriert habe und dann auch mit den Aktiven trainieren durfte, habe er sogar fünf Festsiege feiern dürfen. Auch jetzt, in seinem ersten Jahr als aktiver Schwinger, läuft es dem jungen Truber gut. Am Emmentalischen Schwingfest in Bowil – seinem allerersten Kranzfest – holte sich Wüthrich gleich den ersten Kranz. «Es war ein schönes Gefühl, aber sicher auch etwas speziell, weil es mein erstes Kranzschwingfest war», sagt er rückblickend. Umso schöner war für ihn, dass das Fest im Emmental stattfand und viele Bekannte und Kollegen dabei waren.

Am kommenden Samstag, am 15. Juli, findet wieder ein Fest vor seiner Haustür statt: der Abendschwinget Fankhaus.


Auto anstatt Landmaschine 

Wenn Thomas Wüthrich mal nicht im Sägemehl steht, dann hilft er zusammen mit seinen drei Geschwistern auf dem Hof der Familie mit. Dennoch zieht es ihn für seine Lehre in eine andere Richtung. Anfangs August startet er in Langnau seine Ausbildung zum Automobilfachmann. «Ich war auch Landmaschinenmechaniker schnuppern gewesen, aber mich hat vor allem etwas interessiert, das ich noch nicht von zuhause kannte.»

Doch auch die Lehre sollte sich eigentlich nicht auf seinen Sport auswirken. Trainings und Feste würden gut an den Arbeitszeiten vorbei gehen, sagt der junge Schwinger. Auch körperlich hat er kaum Bedenken. «Und sonst gibt es dann halt mal ein Training, in dem ich etwas weniger fit bin.» 

Auf alle Fälle gefällt ihm das Schwingen weiterhin. So hat Thomas Wüthrich denn auch ambitionierte Ziele: Irgendwann wolle er den eidgenössischen Kranz machen, sagt er. Und zuvor sicher noch mehr Eichenlaub gewinnen.

13.07.2023 :: Lisa Willener (lwh)