Joana Lynn Schnyder zeigt ihr Können in der Disziplin Reining. / Bild: zvg
Reiten: Mit erst zehn Jahren gewann die Marbacherin Joana Lynn Schnyder gegen ihre allesamt erwachsenen Konkurrenten und wurde zum «Green Reiner Champion 2023» gekrönt.
Sie habe bereits im Bauch ihrer Mama mit Reiten begonnen, erzählt Joana. Michaela Schnyder hat früher auch Wettbewerbe geritten. Heute liege das unter anderem mit zwei Kindern nicht mehr drin, sagt sie. Vorbereitet, mit sorgfältig erstellten Notizen, sitzt Joana im Cowboyhut am Esszimmertisch ihres Elternhauses. Diesen Hut habe sie an der internationalen Westernreiten-Messe Americana in Deutschland gekauft, berichtet sie stolz. Die langen Haare hat sie zu einem Schwanz gebunden, der unter dem Cowboyhut hervorlugt. Ohne Scheu und für ein so junges Mädchen erstaunlich eloquent beantwortet sie sämtliche Interviewfragen. Immer wieder erweitert sie ihre Antworten gekonnt und bringt weitere Aspekte ins Gespräch. Sie besticht dabei mit ihrem breiten Fachwissen über Pferde im Allgemeinen und das Westernreiten im Speziellen.
Von klein auf mit Pferden zusammen
Als Einjährige sei sie zum ersten Mal auf einem Pferd gesessen; die Beine waagrecht abgespreizt, da sie noch viel zu kurz für den breiten Pferderücken waren. Und als sie zwischen drei und vier Jahre alt war, habe sie begonnen, eigenständig zu reiten. Da ihre Eltern bei Marbach die Lucerne West Ranch betreiben, hatte sie die Möglichkeit, von klein auf mit Pferden zusammenzuleben. Dass sich das Reiten aber zu einer solch grossen Leidenschaft entwickelt, ist nicht selbstverständlich. Der um ein Jahr ältere Bruder Elija Finlay würde, wenn er denn reiten müsste, lieber auf einem Stuhl auf dem Pferd sitzen und lesen, sagt sie und schmunzelt. Auch Joana liest gerne. Bereits mit fünf Jahren nahm sie sich dicke Bücher vor. Und heute nehme sie den E-Reader zur Hand, da sie die Bibliothek in der Schule schon «ausgelesen» habe. Weiter spielt sie gerne Korbball und fährt Velo. Mit einer Freundin hat sie eine Line-Dance-Gruppe mit zwölf Kindern gegründet und leitet sie an. Üben können sie in der Reithalle. Weitere Hobbys sind Tauchen mit dem Schnorchel, Trampolinspringen und Gitarre spielen. Sie übe klassisch, Blues und Country.
Königsdisziplin des Westernreitens
Was aber fasziniert sie so an Pferden? Diese seien stark und schnell, antwortet Joana. Sie reite American Quarter Horses. Diese seien auf kurze Distanz die schnellsten Pferde. Zudem seien sie eher kompakt, nicht allzu lang und damit sehr flink und wendig. Das Reining, das sie reite, sei eine Disziplin im Westernreiten, die ihren Ursprung in der Arbeit mit dem Rind habe, erzählt die Zehnjährige. Bei dieser Arbeit sei ein besonders bewegliches, athletisches und gehorsames Pferd nötig. In dieser ausschliesslich im Galopp gerittenen Disziplin wird von Pferd und Reiterin eine Abfolge von mehreren Manövern verlangt. Sie gilt als Königsdisziplin des Westernreitens. Das Pferd wird nur mit einer Hand am losen Zügel geführt. Damit sie ihre zweite Hand wirklich nie aus Versehen zum Zügel führe, drehe sie jeweilen mit der freien Hand an einem Hemdknopf, erzählt Joana und lacht. Sie sehe das Pferd als Partner. Nicht nur das Reiten an sich, sondern auch das Teamwork bei der sogenannten Bodenarbeit fasziniere sie.
Gegen Erwachsene angetreten
An den Wettbewerben reitet man nicht nach Alter, sondern nach Level. So kam es, dass Joana bereits in ihrem ersten Wettbewerb unter ausschliesslich erwachsenen Mitkonkurrentinnen und -konkurrenten die höchste Punktzahl erreicht hat. «Ja, ich möchte weiter Wettbewerbe reiten und mit meiner Trainerin Martina Wolf fleissig üben», erklärt sie, bevor sie via Computer eine Englischlektion mit einer Lehrerin aus den USA bestreitet. Unterrichtet wird Joana im Homeschooling durch ihre Mutter. Ihr gefalle dabei, dass sie in ihrem eigenen Tempo lernen könne, sagt Joana. Sie sei zwar in der 5. Klasse, aber in vielen Fächern in einem höheren Niveau. Da Michaela Schnyder noch vier weitere Schulkinder unterrichtet, ist Joana nicht alleine. Ihre Lieblingsfächer seien Zeichnen und jeden Freitag mit ihrem Vater Kochen im Wald. Gesprochen wird dabei französisch.
Schon weit gereist
Joana hat bereits einiges von der Welt gesehen. Vor drei Jahren konnte sie zusammen mit den Eltern und dem Bruder ein halbes Jahr durch Skandinavien reisen. Den Abschluss der Reise machten sie dann in Marokko. Am besten gefallen habe es ihr dort, wo es ruhig war: also oberhalb des Polarkreises und dann wieder in der Wüste von Marokko. Auch viele andere Länder hat sie schon mit ihrer Familie bereist. Auf Sardinien habe sie auf einer Hochebene wilde Pferde beobachten können, schildert sie eines von vielen Erlebnissen, das ihr geblieben ist.