Liebe Leserin, lieber Leser,
würden Sie sich als «heilig» bezeichnen?
Ich mich schon! Zwar bin ich von keiner Kirche heiliggesprochen worden, trage auch keinen Heiligenschein und was
mein Verhalten im Alltag betrifft, gibt es unendlich viel Luft nach oben. Wie komme ich dennoch auf diese doch
einigermassen überheblich klingende Einsicht, mich als «heilig» zu bezeichnen?
Als seinerzeit der Apostel Paulus der
christlichen Gemeinde in Ephesus einen Brief schickte, schrieb er als Adresse «an die Heiligen und an Christus Jesus
Gläubigen, die in Ephesus sind». Dahinter steht die Überzeugung: «Weil Gott heilig ist, sind auch alle, die zu ihm
gehören, heilig.»
Im heutigen Sprachgebrauch verstehen wir unter «heilig» etwas ganz Besonderes, das wir unter keinen Umständen missen
wollen. Für den einen ist sein Feierabendbier heilig, für jemand anderen ein Abend in der Woche mit den
Freundinnen, der gemeinsame Samstagmorgen als Familie oder der Matchbesuch, wenn die Lieblingsmannschaft spielt.
«Mag kommen, was will, das lasse ich mir unter keinen Umständen nehmen!»
In 3. Mose 20, 26 sagt Gott zu seinem
Volk Israel: «Ihr sollt mir heilig sein, denn ich, der Herr, bin heilig, und ich habe euch aus den Völkern
ausgesondert, dass ihr mein seiet.» Israel ist für Gott heilig; nicht wegen seiner Vorbildlichkeit, sondern weil
Gott dieses Volk für sich als sein Eigentum erwählt und damit geheiligt hat. Das darf ich auch für mich persönlich
nehmen. Ich bin für Gott heilig, nicht wegen meiner Vorbildlichkeit, sondern weil mich Gott als sein Eigentum
erwählt und damit geheiligt hat. Ich bin für ihn etwas ganz Besonderes, das er unter keinen Umständen missen will.
Das ruft von meiner Seite her nach einer Antwort. Weil ich für Gott heilig bin, soll mir sein Name heilig sein,
seine Schöpfung und ganz besonders mein Mitmensch, sogar derjenige, mit dem ich das Heu nicht auf der gleichen
Bühne habe.