Zuerst die Politik, dann der Fussball

Grosshöchstetten: Nach heftiger Kritik eines einzelnen Bürgers stimmt die Gemeindeversammlung der Rechnung einhellig zu. Das Schulgasse-Schulhaus kann erweitert werden.

Der Schatten der Fussball-EM lag auch über der Gemeindeversammlung von Grosshöchstetten am vergangenen Donnerstag: Nur gerade 44 Personen, 1,45 Prozent der Stimmberechtigten, bequemten sich in die Schulgasse-Aula. Wichtigstes Thema war die Jahresrechnung 2023, die zwar besser abschloss als budgetiert, aber im Steuerhaushalt ein Defizit von rund 680´000 Franken produzierte. Wenn in der Erfolgsrechnung dennoch eine schwarze Null ausgewiesen wird, hat das laut der für Finanzen zuständigen Gemeinderätin Caroline Devaux mit «buchhalterischen Effekten» zu tun. Darunter sind zum Beispiel Marktwertanpassungen von Liegenschaften im Finanzvermögen, Erträge aus Kursgewinnen und dergleichen mehr zu verstehen. «Es gibt keinen Grund zur Euphorie», sagte Devaux, und kam dann auf die Investitionen zu sprechen: Budgetiert waren Investitionen für 3,7 Millionen Franken, realisiert wurden bloss 1,17 Millionen. «Wir nehmen uns viel vor, schaffen es aber nicht, das auch umzusetzen», erklärte die Finanzchefin, «es braucht viel Planung, viel Arbeit in der Verwaltung.» Zurückgestellt wurden unter anderem die Erneuerung des Eingangsbereichs beim Schwimmbad, und noch nicht bezahlt wurde der Gemeindebeitrag von 200´000 Franken an die Pumptrackanlage.


«Unnötige Steuererhöhung»

Von den 44 Anwesenden übte ein Votant heftige Kritik am Vortrag der zuständigen Gemeinderätin. «Wie in den letzten 20 Jahren haben wir auch für 2023 ein tolles Ergebnis.» Alles gerechnet, wollte der Mann gegenüber dem Budget eine Besserstellung von 1,5 Millionen ausgemacht haben. Im Dezember habe man den Bürgern mit dem Budget Angst gemacht und eine absolut unnötige Steuererhöhung beschlossen, die seiner Ansicht nach im nächsten Dezember wieder rückgängig gemacht werden sollte. Der Votant habe sein Vertrauen in den Gemeinderat verloren, antwortete Devaux, seine Informationen seien «nicht korrekt», er solle sich doch bei den nächsten Wahlen zur Verfügung stellen und dann ihren Posten übernehmen. Nach dieser leicht gehässigen Debatte wurde die Jahresrechnung dann aber ohne Gegenstimme angenommen. Von den für eine Gemeinde der Grösse Grosshöchstettens unüblichen Nachkrediten «in Kompetenz des Gemeinderates» von 1,47 Millionen wurde ohne Nachfragen Kenntnis genommen. In diese Rubrik fallen etwa der Mehraufwand bei den Löhnen des Verwaltungspersonals, «interne Verzinsungen von Legaten und Spezialfinanzierungen» sowie weitere für Nicht-Fachleute schwer verständliche Posten.


Furrer tankt Energie

Ohne Diskussion wurde dann dem Verpflichtungskredit von 290´000 Franken für den Einbau einer Schulküche und Gruppenräumen im Schulgasse-Schulhaus zugestimmt. Weil Gemeinderat Magnus Furrer, die Hauptperson vergangener Versammlungen, sich laut Gemeindepräsidentin Christine Hofer zwecks «Energie tanken» entschuldigt auf der Alp aufhielt, wurde auch der Neuhus-Wärmeverbund im Informationsteil nur kurz abgehandelt. Beim Traktandum «Verschiedenes» meldete sich niemand, was Hofer kurz vor 21 Uhr mit den Worten kommentierte: «Ig weiss, ihr weit alle hei zum de Schuttmatsch go luege.»

27.06.2024 :: Rudolf Burger (bur)