Wo Greifvögel landen

Wo Greifvögel landen
«Findi» heisst der halbblinde Mäusebussard, den Mathias Hubacher gesund gepflegt hat. / Bild: Erhard Hofer (hol)
Walkringen: Der Greifenhof ist nun bereit, verletzte Greifvögel und Eulen aus der freien Natur zur Pflege aufzunehmen.

Seit seiner Jugend beschäftigt sich Mathias Hubacher mit dem Leben und Wohlergehen heimischer Greifvögel. Mit dem Neubau der Pflege- und Zuchtstation auf dem Greifenhof oberhalb von Walkringen hat er sich einen Lebenstraum erfüllt. Nach mehreren Jahren Planung und Ringen um Bewilligungen konnte das Gebäude nun fertiggestellt und am vergangenen Sonntag eingeweiht werden. Ein eigener Mäusebussard und ein Habicht sowie ein Turmfalke als Pflegefall haben die Räumlichkeiten bereits bezogen. In Zukunft werden weitere kranke und verletzte Greifvögel und Eulen auf dem Greifenhof zur Pflege aufgenommen, um sie später wieder in die Freiheit zu entlassen. Weiter sollen in einer eigenen Abteilung gefährdete Greifvogelarten zur späteren Auswilderung gezüchtet werden. «Einige Arten von Greifvögeln und Eulen, wie zum Beispiel der Steinkauz, stehen in der Schweiz auf der roten Liste und sind vom Aussterben bedroht», erklärt Mathias Hubacher. Er ist davon überzeugt, dass auf dem Greifenhof mit praktischem Naturschutz ein wichtiger Beitrag zur Erhaltung der wildlebender Greifvögel geleistet werden kann. «Unsere Station ist aber auf keinen Fall ein Gnadenhof, auf welchem man alte und gesunde Tiere für ihren letzten Lebensabschnitt abgeben kann», betont Hubacher.


Ein Leben für und mit den Greifern

Mit der Hilfe seines Grossvaters baute sich Mathias Hubacher in seiner Kindheit aus den Gittern eines alten Ladewagens ein Gehege und war mit 14 Jahren bereits stolzer Besitzer eines Turmfalken-Pärchens. Neben seinem kaufmännischen Beruf und dem Studium für Betriebswirtschaft erarbeitete er sich mit allerlei Fachliteratur, Internet und Auslandaufenthalten bei Falknern ein fundiertes Wissen über die Greifvögel und die Falknerei. Dank seiner jahrelangen Erfahrung als Halter von Greifvögeln und dem Erlangen jeglicher Prüfungen und Bewilligungen für die Falknerei und Jagd, ist Mathias Hubacher mittlerweile als Fachmann für die Haltung, Zucht und Pflege von Greifvögeln anerkannt. Als aktiver Beizjäger ist er unter anderem für die Ausbildung innerhalb der Schweizerischen Falknervereinigung zuständig. Die Zusammenarbeit mit der Wildstation Landshut, dem Tierpark Dählhölzli und der Vogelwarte Sempach machen aus dem Greifenhof einen wichtigen Standort für den Schweizer Naturschutz. Im Jahr 2020 entstand bei Mathias Hubacher der Gedanke einer Pflege- und Zuchtstation für Greifvögel. Dank den po­sitiven Empfehlungen vom Veterinäramt und dem Jagdinspektorat wurde der Bau am 16. April 2024 vom Kanton bewilligt.


Der Gönnerverein Greifenhof

Mit dem Gönnerverein Greifenhof besteht unter dem Vorsitz des Betriebsleiters Mathias Hubacher ein gemeinnütziger Verein als Fundament des Greifenhofs. Als Vorstand haben sich namhafte Personen aus Politik und Wirtschaft zur Verfügung gestellt. Mit dabei ist als Beirat auch Nationalrat Lorenz Hess. Er ist in verschiedenen naturbezogenen Tätigkeiten aktiv wie zum Beispiel in der Stiftung Wildstation Landshut, als Präsident des Berner Jägerverbandes oder als Mitglied der parlamentarischen Gruppe für Jagd und Biodiversität. «Der Greifenhof leistet einen wichtigen Beitrag zum Naturschutz und dem Erhalt der Artenvielfalt. Deshalb setze ich mich hier ein», lässt er verlauten.

Finanziert wird die Pflege- und Zuchtstation im Moment von privaten Stiftungen, Gönnern, Sponsoring und Patenschaften. Weder Mathias Hubacher noch die zwei ehrenamtlichen Helfer beziehen aktuell ein Gehalt aus dem Gönnerverein Greifenhof. «Damit wir diesen Zustand ändern und auch in Zukunft die notwendige Betreuung für die gefiederten Bewohner der Pflege- und Zuchtstation gewährleisten können, werden wir vermehrt auf die Unterstützung von Stiftungen und Gönnern angewiesen sein», erklärt Hubacher. Auf Beiträge vom Kanton kann der Greifenhof nämlich trotz der täglichen Aktivitäten zum Wohle der Tierwelt, Biodiversität und Artenvielfalt noch nicht zählen. Der Verein hofft jedoch in Zukunft auf eine mögliche finanzielle Unterstützung für diese Arbeit.

05.09.2024 :: Erhard Hofer (hol)