Ausserirdische

Letzten Mittwoch spazierte ich in der Abenddämmerung an einem einsamen Waldrand entlang. Ich traute meinen Augen nicht, als ein UFO lautlos neben mir im Feld landete. Plötzlich wurde ich von einem gleissenden Lichtstrahl erfasst und in das Innere des UFOs gesogen. Panik machte sich breit, als mir bewusst wurde, dass ich in den Händen von Ausserirdischen war. Während das UFO mit nahezu Lichtgeschwindigkeit durch die unendlichen Weiten des Universums preschte, brachten mich zwei extraterrestrische Krieger in einen prunkvollen Saal. Auf einem Thron sass ein alter, äusserst imposanter Mann, den ich sofort als Kaiser des Universums wahrnahm. Seine ultratiefe, furchterregende Stimme erscholl: «Meine geliebte Tochter Prinzessin Adasmate beobachtet dich schon seit geraumer Zeit aus dem Weltall. Sie hat sich unsterblich in dich verliebt. Dies nicht zuletzt wegen deines unglaublich geilen Gitarrenspiels. Wir haben dich vom Planeten Erde entführt, damit sie dich endlich heiraten kann.» «Aber... das... das ist ja eine Zwangsheirat», stammelte ich. «Ja das kann man so sehen», antwortete der Kaiser. Nach einer gefühlten Sekunde landete das UFO auf einem fernen Stern am Rande des Universums. Die Krieger packten mich und führten mich in einen gigantischen Palast. Sie schubsten mich in einen violett beleuchteten Raum. Und dort erwartete sie mich schon: Prinzessin Adasmate! Blitzschnell sprang sie auf mich zu und küsste mich mit ihrem Fischmaul innigst, als wären wir schon seit Jahren ein Paar. Sie war erstaunlich klein, was mir aber völlig egal war. Was mich hingegen störte war die Tatsache, dass sie nur ein Auge hatte und erst noch am Hinterkopf. Da wusste ich sofort: Die ist nicht mein Typ. Freudig hüpfend zog sie mich in das angrenzende Zimmer, eine Art Übungsraum. An der Wand hingen zwei Gitarren. «Oh mein geliebter Anton, ich liebe Gitarre, bitte gib mir ein bisschen Gitarrenunterricht», flüsterte sie mir ins Ohr. Ich griff in meine Hosentaschen, um nach einem Plektrum zu suchen. «Oh geliebte Adasmate», erhob ich meine Stimme, «ich habe gar kein Plektrum dabei, und ohne Plektrum kann ich leider nicht spielen.» Das ist doch kein Problem, erwiderte sie, ich werde meinen Vater veranlassen, dich zur Erde zu fliegen, damit du ein paar Plektren holen kannst.» Und genau so geschah es: Ich bestieg erneut das UFO und innerhalb weniger Sekunden landete es vor meinem Haus. Ich stieg aus, rannte ins Haus und verriegelte alle Türen. Mehrmals versuchten sie mich einzusaugen, was ihnen aber aufgrund der dicken Hausmauern nicht gelang. Nach drei Tagen flogen sie wieder davon. Seither habe ich mein Haus nicht mehr verlassen. Zu gross ist meine Angst vor dieser Zwangsheirat.

12.09.2024 :: Anton Brüschweiler