In Trubschachen gibt es noch eine altehrwürdige «Gfrieri»

In Trubschachen gibt es noch eine altehrwürdige «Gfrieri»
Christine Haldemann in der Tiefkühlanlage, wo immer mehr Fächer leer bleiben. / Bild: Rudolf Trauffer (rtt)
Trubschachen: Im Felsenkeller bei der Mühle Haldemann - mitten im Dorf – gibt es seit bald 70 Jahren eine Gemeinschafts-Tiefkühlanlage. Es ist heute eine der wenigen in der Gegend.

«Als Vater und Onkel die Anlage 1957 realisierten, dachten sie, es könnte ein weiteres Standbein für den Mühlebetrieb daraus entstehen», erzählt Daniel Haldemann. «Heute ist es, da wir die Preise seit den Anfängen kaum erhöht haben, vor allem eine Dienstleistung für die Bevölkerung im Dorf und der Region.» Der Felsenkeller in der Nagelfluhwand besteht seit eh und je, ob von Natur aus oder menschengemacht, weiss heute niemand mehr. In der Kühle dieses Schattenlochs bewahrten frühere Generationen ihr Gemüse auf. «Mein Vater hatte das Gefühl, dieser Keller eigne sich besonders gut für eine Tiefkühlanlage, da es zum Herunterkühlen weniger Ener-gie braucht. Auch die zentrale Lage

ist günstig», erklärt Haldemann. «Früher kamen die Leute ja täglich ins Dorf für die Käsereifuhr oder zum Einkaufen.»


Als Tiefkühltruhen noch selten waren

In den 50er-Jahren hatte noch kaum jemand eine private Kühltruhe. So packten viele Familien mit ihren grossen Pflanzgärten die Gelegenheit beim Schopf, um ihr Gemüse und ihre Früchte auf andere Weise zu konservieren als durch das altbewährte Dörren oder Sterilisieren. Viele Bauern mieteten ein Gefrierfach, um Teile ihrer Hausmetzgete aufzubewahren. Auch zahlreiche Jäger meldeten sich jeweils im Herbst. «Die 256 Fächer waren immer belegt und wir hatten bis vor wenigen Jahren sogar eine Warteliste», so Haldemann. Auch die Firma Kambly hatte lange Zeit einen kleinen Bereich der Anlage gemietet, wo Teigreste eingefroren wurden.


Auch bei Störungen gut isoliert

Die «Gfrieri» ist gut gegen allfällige Störungen gesichert. Wenn die Normaltemperatur von minus 20 Grad Celsius auch nur leicht ansteigt – das kann passieren, wenn jemand die Tür nicht richtig schliesst oder bei einem Stromausfall – ertönt eine Sirene. «Die Reparaturfirma ist nicht weit weg und im Notfall schnell vor Ort. Zudem ist die Anlage durch den Berg gut isoliert, sodass das Gefriergut auch bei einem Ausfall von mehreren Tagen nicht verdirbt», erklärt Haldemann.

Viele Leute denken im Hochsommer nicht daran, dass sie sich beim Betreten einem Temperatursturz von 50 Grad aussetzen. «Beim Eingang hängen dafür einige dicke Wollmäntel bereit. Und kann jemand die Tür von innen nicht mehr öffnen, genügt ein Druck auf den Alarmknopf, um Hilfe zu rufen.» Die Haldemanns merken jedoch, dass die Nachfrage zurückgeht. Nicht nur, weil in den Privat­kellern überall Gefrierschränke oder -truhen stehen. «Viele fleissige Gärtnerinnen haben in den letzten Jahren aus Altersgründen den Anbau aufgegeben oder reduziert. Wir haben tatsächlich erstmals mehrere Fächer frei.»

10.10.2024 :: Rudolf Trauffer (rtt)