Oberdiessbach ist kaum zu bremsen

Oberdiessbach ist kaum zu bremsen
Cheftrainer Peter Kobel (rechts) und sein Assistent Andreas Baumer haben das junge Oberdiessbacher Team weiterentwickelt. / Bild: Livio Sommer
Fussball: Der FC Oberdiessbach ist überragend in die neue Saison gestartet - trotz der ersten Saisonniederlage am Wochenende. Trainer Peter Kobel gibt Auskunft über die Gründe.

Acht Spiele, acht Siege, 25:2 Tore – der FC Oberdiessbach hat den perfekten Saisonstart in der 2.-Liga-Meisterschaft hingelegt. «Damit konnte man nicht rechnen, schon gar nicht in diesem Ausmass», sagt Cheftrainer Peter Kobel. Am Samstag gab es einen ersten Dämpfer für das junge Oberdiessbacher Team: Auswärts gegen den FC Haute-Ajoie gab es eine 2:6-Niederlage. Das Spiel lief äusserst unglücklich, der FCO musste nach einer umstrittenen Entscheidung bereits ab der 33. Minute in Unterzahl agieren. «Wir wussten, dass uns ein starker Gegner erwartet», sagt Kobel. «Und irgendwann musste mal eine Niederlage kommen.» Wichtig sei jetzt, gut damit umzugehen, erklärt der ehe­malige Profi-Torhüter. Bereits in der Vorsaison ist Oberdiessbach als Aufsteiger  hervorragend in die Saison gestartet. Dann folgte eine längere Baisse. «Wir haben viele Gespräche geführt und daraus gelernt», ist sich Peter Kobel sicher. Jetzt, in der zweiten Saison, sei das Team so richtig in der Liga angekommen.


Stabile Defensive

Den Hauptgrund für den aktuellen Erfolg sieht Kobel im Zusammenhalt seines Teams: «Einen solchen Teamspirit habe ich noch nie erlebt.» Viele seien gebürtige Oberdiessbacher, die schon seit Juniorenzeiten zusammenspielten und auch in der Freizeit vieles zusammen unternehmen würden, erklärt er. Eine grosse Stärke ist auch die Defensive – vor diesem Wochenende hatte Oberdiessbach erst zwei Gegentore kassiert. «Wir haben in der Vorbereitung viel Wert darauf gelegt», erklärt Kobel. Die wenigen Gegentore sei Verdienst der ganzen Mannschaft: «Wir haben verinnerlicht, dass wir als Kollektiv verteidigen müssen.  Jeder Spieler arbeitet nach hinten.» Ebenfalls verinnerlicht hat das Team zwei verschiedene Spielsysteme. «Wir beginnen meistens mit einer Dreierkette, da wir offensiv spielen wollen», erklärt der Coach. «Bei Bedarf können wir aber auch auf eine Viererkette umstellen. Das gibt uns etwas mehr Stabilität, ohne das wir viel Offensivkraft verlieren.» Dass ein Team in der 2. Liga mehrere Systeme so gut umsetzen könne, sei nicht selbstverständlich. Das einzige, was im Moment etwas Sorge bereite, sei die fehlende Breite im Kader, erklärt Kobel. Seit Wochen beklagt Oberdiessbach eine lange Verletztenliste, hinzu kommen Abwesenheiten wegen Militärdienst oder aus anderen Gründen. «Die Spieler, die auf dem Platz stehen, machen es aber sehr gut», ist Peter Kobel froh. Im Sommer stiessen mit Torhüter Pascal Nydegger sowie Ivo Grgic zwei talentierte Spieler zum Team. Braucht es angesichts der Absenzen weitere Zuzüge im Winter? «Wir halten die Augen sicher offen», sagt Kobel. Aber auch hier gilt: «Es muss alles stimmen, ein neuer Spieler muss auch menschlich ins Team passen.» Ausserdem suche man tendenziell nach jungen Spielern, die noch Entwicklungspotenzial hätten.


Attraktiver Fussball

Als Aussenstehender gewinnt man den Eindruck, dass in Oberdiessbach etwas wächst und sich der Stellenwert des Fussballs vergrössert hat. Und das nicht erst seit dem Aufstieg in die Zweitliga. Dem stimmt Peter Kobel zu: «Das äussert sich auch in den Zuschauerzahlen. Wir haben bei Heimspielen immer viele Zuschauer.» Und das, obwohl Oberdiessbach heuer in Gruppe 2 spielt. Statt Derbys gegen Konolfingen oder Berner Oberländer Teams stehen vermehrt Spiele gegen welsche Teams oder aus dem Raum Biel an. «Die hohen Zuschauerzahlen sind sicher den Leistungen und dem attraktiven Fussball der Jungs geschuldet», analysiert Kobel, «aber es ist auch ein Verdienst der guten Arbeit im Umfeld der Mannschaft.» Die Sportkomission um Markus Beck sowie der gesamte Vorstand, sie alle würden mit ihren Ambitionen zur guten Entwicklung beitragen, sagt Kobel. «Die Spieler spüren, dass der Verein mitmacht, und das schlägt sich in den Resultaten nieder.» Lobende Worte findet der Cheftrainer auch für sein Team im Staff: «Mit Andreas Baumer habe ich schon in Spiez gearbeitet, das funktioniert einfach.» Auch Goalietrainer Silvan Wüthrich sowie die Athletiktrainerinnen Ginger Imobersteg und Laura Wyss seien mit Herzblut dabei. Und weil sich alle ambitionierte Ziele stecken, eränze sich der Staff optimal.


Klares Ziel

Muss Oberdiessbach als klarer Tabellenführer sein Saisonziel – den Ligaerhalt – nach oben korrigieren? «Dafür ist es viel zu früh», antwortet Peter Kobel. In Gruppe 2 habe es viele spielstarke Teams und die letzte Saison habe gezeigt, wie schnell es gehen könne. Die Erfahrung zeige, dass es für den Ligaerhalt rund 30 Punkte brauche. «Diese Marke wollen wir möglichst noch in der Vorrunde erreichen, damit wir in der Rückrunde unbeschwert aufspielen können.»

Aktuell steht Oberdiessbach bei 24 Punkten. Vor der Winterpause stehen noch vier Spiele auf dem Programm. Bereits am Samstag ist mit Kirchberg der Zweitplatzierte der letzten Saison zu Gast. Sollte das Team von Peter Kobel vor eigenem Anhang erneut gewinnen, könnte das Saisonziel plötzlich recht bald nach oben korrigiert werden.

10.10.2024 :: Micha Strohl (msz)