Hans Feller in Deutschland für sein Gedicht geehrt

Hans Feller in Deutschland für sein Gedicht geehrt
Hans Feller ist stolz. Sein Gedicht steht im Kalender auf der März-Seite. / Bild: Kathrin Schneider (skw)
Walkringen: Hans Feller nahm am Literaturwettbewerb des Vereins «Wortfinder» in Deutschland teil und wurde für sein Gedicht in Bielefeld ausgezeichnet. Über 800 Personen machten mit.

Jeden Donnerstagnachmittag besucht Hans Feller bei Liliane Hunziker Jaussi das Atelier Kunsthandwerk, wo er in einer kleinen Gruppe vielfältige Erfahrungen sammelt oder eben Gedichte erfindet. Das Atelier Kunsthandwerk versteht sich als «ein Ort der Muse und Kreativität» und steht Menschen offen mit einem vermehrten Betreuungsaufwand. Hans Feller ist glücklich dort, und so war er auch sofort einverstanden, sich an einem Wettbewerb zu beteiligen. Das vorgegebene Thema: Anfang und Ende, Alt und Neu. Dies brachte Hans Feller auf die Idee, ein altes Haus zu beschreiben. Zuerst diktierte er die Geschichte der Kunstagogin Liliane Hunziker Jaussi. Sie schrieb Wort für Wort auf und Hans Feller schrieb den Text dann fein säuberlich ab.Anschliessend wurde das Gedicht mit weiteren Texten im März für

den Wettbewerb eingereicht und alle warteten gespannt auf das Ergebnis. Mehr als 800 Personen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz hatten über 1300 Texte eingegeben.Die Freude war riesig, als Hans Feller als einer von ungefähr 80 Preisträgern ausgezeichnet wurde.


«Liebe die Natur uns das Wandern»

Hans Feller ist im Neuhaus oberhalb Walkringen aufgewachsen. Ganz wichtig war ihm der Bauernhof seines Göttis nebenan, wo er viele Stunden verbrachte. Wegen Entwicklungsauffälligkeiten besuchte er nach dem regulären Kindergarten die damalige Sonderschule in der Friederika-Stiftung und später die Nathalie-Stiftung in Gümligen.

«Ich liebe die Natur und das Wandern», verrät Hans Feller. Viele Jahre arbeitete er auf Bauernhöfen in der Umgebung, bis er vor neun Jahren wegen gesundheitlichen Beschwerden in die Gärtnerei des Rüttihubelbads wechselte.

Hier schneidet er vor allem Kräuter für Fleisch, Suppe und Tee. Seit vier Jahren wohnt er in der Wohngruppe im Quellenhaus und verbringt die Wochenenden bei seiner Familie.


Preisverleihung in Bielefeld

Die Preisverleihung fand am 12. September in Bielefeld statt. Hans Fel-ler und ein weiterer Preisträger aus Spiez, zwei Betreuerinnen und Liliane Hunziker Jaussi machten sich auf die dreitägige Reise in den Norden Deutschlands.

«Doch, die Reise hat sich gelohnt», erzählt Hans Feller im Atelier des Rüttihubelbads. Die neunstündige Zugreise habe gut geklappt, er habe gezeichnet, Rätsel gelöst oder einfach geplaudert.Die Kunstagogin erzählt, wie spontan Hans Feller den Menschen begegnete: «Er brach oft das Eis, weiler so offen auf die Leute zuging.»Ob auf dem Perron, im Zug oder im Hotel, Hans Feller führte viele spannende Gespräche.An der Preisverleihung wurden die Gewinnertexte von Schauspielerinnen und Schauspielern vorgetragen. Anschliessend durfte immer eine Gruppe nach vorne kommen, um den frisch gedruckten Kalender mit ihren Texten in Empfang zu nehmen.Hans Feller sei erst ganz am Schluss an der Reihe gewesen und habe schon fast nicht mehr daran geglaubt. Aber nachdem sein Name genannt wurde, habe er ein grosses Glücksgefühl verspürt. Danach wurde gefeiert, gelacht und getanzt – und eine riesige Curry-Wurst gegessen. Stolz sei er, einfach stolz.Nur die Berge, die Natur und die Familie, die habe er schon ein bisschen vermisst.

Besonderer Literaturwettbewerb

«Die Wortfinder» führten auch 2024, initiiert von Sabine Feld-wieser, einen Literaturwettbewerb durch. Das Thema lautete dieses Jahr «Anfang Ende, Alt Neu, Stillstand Veränderung».Teilnehmen konnten Menschenmit einer sogenannten geistigen Behinderung oder einer Lernbe-hinderung und Menschen miteiner demenziellen Erkrankung.

17.10.2024 :: Kathrin Schneider (skw)