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Miteinander statt gegeneinander

In diesem Jahr feiert die katholische Pfarrei Marbach ihr 500-jähriges Bestehen als eigenständige Pfarrei. Bis 1524 war sie dem Benediktinerkloster Trub unterstellt, das im Zuge der Reformation aufgelöst wurde. Die Geschichte der Pfarrei ist von der konfessionellen Spaltung geprägt. Zunächst gehörte auch Schangnau zum Pfarreigebiet, das dann reformiert wurde. An der Grenze zum bernischen, evangelisch orientierten Kantonsgebiet kam es immer wieder zu Spannungen. 

Davon setzt sich ein Ereignis ab, das ich in der Broschüre zur Geschichte der Pfarrei entdeckt habe: 1796 gründeten der katholische Pfarrer von Marbach, Franz Xaver Schufelbühl, und der reformierte Pfarrer von Schangnau, Samuel Engimann, eine «Lese Gesellschaft im Emmenthal und Entlibuch». Solche Lesegesellschaften entstanden in der Zeit der Aufklärung vielerorts in der Schweiz. Sie förderten das Lesen von Zeitungen und Büchern. Es ist bemerkenswert, dass eine solche Gesellschaft auch in unserer ländlichen Region gegründet wurde, während diese sonst vor allem in Städten beheimatet waren, nur vereinzelt in der ländlichen Oberschicht, insbesondere in reformierten Gebieten. Dass hier ein reformierter und ein katholischer Pfarrer über die Konfessionsgrenzen hinweg eine Lesegesellschaft gründeten, ist auch als gemeinsame Aktion der beiden Kirchen aussergewöhnlich. Damals war man weit entfernt von einer Zusammenarbeit der Konfessionen. Die ökumenische Bewegung nimmt erst knapp 100 Jahre langsam Fahrt auf. An der Jubiläums-Chilbi vor gut zehn Tagen in Marbach war unser reformierter Kollege mit Vertreterinnen des Kirchenrates selbstverständlich eingeladen und anwesend, ebenso Delegationen der reformierten Kirch-gemeinden Trub und Schangnau. Die Zeiten des Gegeneinanders der Konfessionen sind vorbei, heute pflegen wir ein versöhntes Miteinander - Gott sei Dank!

24.10.2024 :: Urs Corradini