Der Slowake, der ein halber Finne ist

SCL Tigers: Michal Kristof wurde wegen den Ausfällen von Sean Malone und Saku Mäenalanen bis Saisonende verpflichtet. Der Stürmer ist Slowake, hat aber viele Jahre in Finnland gespielt.

Als Michal Kristof vor einer Woche seinen Platz in der Garderobe der SCL Tigers einrichtete, dürfte es ihm recht «heimelig» vorgekommen sein. Harri Pesonen, Aleksi Saarela, Juuso Riikola, Vili Saarijärvi, Saku Mäenalanen und Assistenzcoach Jukka Varmanen bildeten ein imposantes finnisches Begrüssungskomitee.Die gängige Eishockeysprache ist zwar Englisch. Aber Michal Kristof wird sich nach insgesamt acht Saisons im hohen Norden mit den «Tigers»-Ausländern auch auf Finnisch etwas unterhalten können. Der 31-jährige slowakische Stürmer verliess seinen Heimklub Nitra bereits als 18-Jähriger, weil er sich zu wenig gefordert fühlte. Er ging nach Finnland, das für seine hohe Ausbildungsqualität bekannt ist. Dort legte er die Basis für eine bemerkenswerte Karriere mit dem Gewinn der olympischen Bronzemedaille 2022 als Höhepunkt. Dazu kommen drei Vizemeistertitel: 2016 mit Hokki Kajaan in der zweithöchsten finnischen Liga, ein Jahr danach mit Nitra in der slowakischen Heimat und 2019 in der finnischen Spitzenliga mit Kärpät Oulu. Mit diesem Team befand sich Michal Kristof ein Jahr später auf dem Weg zum Titelgewinn, als die Meisterschaft wegen Corona abgebrochen werden musste. Seine weiteren Stationen waren Kometa Brünn (tschechische Extraliga) und zuletzt drei KHL-Saisons bei Vladivostok und Sochi. Als slowakischer Nationalspieler nahm er zudem an vier WM- und zwei Olympiaturnieren teil.

Alles begann in Finnland

Der Weg, der Michal Kristof zu den SCL Tigers geführt hat, begann im Grunde genommen – wie könnte es anders sein – schon vor Jahren in Finnland. Im 600 Seiten umfassenden finnischen Eishockeyjahrbuch «Jääkiekko» ist beispielsweise nachzulesen, dass der Slowake 2013 als Topskorer der U20-Junioren-Mannschaft von Sport Vaasa als bester Mittelstürmer ins Allstarteam der Liga gewählt wurde. Einen der beiden Flügelstürmer des damaligen Allstarteams traf er jetzt, elf Jahre später, wieder in Langnau – den derzeit verletzten Saku Mäenalanen. Oder 2014/15: Kristof spielte in der zweithöchsten finnischen Liga für Heinola, der Heimatstadt von Jukka Varmanen. Der jetzige Assistenztrainer der Langnauer gehörte damals zum Coachingteam von Heinola. Oder die drei Saisons von 2018 bis 21 bei Kärpät Oulu. Headcoach dieser Spitzenmannschaft war Mikko Manner. Er war, wie Jukka Varmanen, Harri Pesonen und Saku Mäenalanen, Mitglied der erfolgreichsten finnischen Nationalmannschaft aller Zeiten, die zweimal WM-und einmal Olympiagold gewann. Wie Jukka Varmanen kennt auch er den siebten Ausländer der SCL Tigers in- und auswendig. Alles unbezahlbare Mosaiksteinchen, die zusammen mit den Verbindungen von Sportchef Pascal Müller Teil des Weges von Michal Kristof nach Langnau gewesen sind.