Langnau: Am Wochenende lud der Kirchenchor zum alljährlichen Novemberkonzert ein. Zur Aufführung kamen kirchenmusikalische Stücke aus dem 19. Jahrhundert.
Nach einem solchen Chorkonzert bleibt sicher die Erinnerung an wunderbare musikalische Klänge und vielleicht auch ein paar Gedanken zum Programm. Eine Sängerin sagte nach dem Konzert: «Mein Kopf ist voller Musik.» Die Rückmeldungen des Publikums lauteten einhellig: «Schön war's!»
Feinfühlige Trostlieder
«Trauer und Trost gehören zum Leben», sagte die Dirigentin Stephanie Reist bei der Begrüssung. Da die Kirche im November der Verstorbenen gedenke, habe sie bewusst dieses Thema gewählt. Auf der Suche nach Werken sei sie zuerst auf das Stabat Mater des Liechtensteiners Josef Gabriel Rheinberger (1839 - 1901) gestossen. «Dazu braucht es eine Orgel», erzählte die Dirigentin. In Matteo Pastorello fand sie einen versierten Organisten. Aus dem Repertoire des Kirchenchors liessen sich drei passende Stücke kombinieren. So kamen die Komponisten Johannes Brahms (1833 - 1897) und Heinrich von Herzogenberg (1843 - 1900) zum Programm hinzu. Von Letzterem erklangen zwei feinfühlige Trostlieder. Das Osterlied über Maria Magdalena wies über Tod und Trauer hinaus. Die Messe in E-Dur von Rheinberger vervollständigte das Programm. Aus 20 Orgelsonaten von Josef Gabriel Rheinberger wählten Organist und Dirigentin die vierte Sonate aus.
Jede Orgel ist anders
Kraftvoll spielte Matteo Pastorello den ersten und dritten Satz, dazwischen sanft das Intermezzo. Die Dynamik stehe in den Noten, sagte er. Um die Registrierung zu finden, sei er ein paar Mal nach Langnau gekommen, denn jede Orgel sei anders. «Die Reihenfolge der Stücke festzulegen, ist ein längerer Prozess», erklärte Dirigentin Stephanie Reist. Zum Beispiel müssten Tonarten, Stimmungen, Spannungsfolgen, Inhalte und Stil zusammenpassen. Ein grosser Teil der Kirchenmusik entstand vor der Reformation, auch das Stabat mater und der Messetext. Deshalb singt der Kirchenchor öfters in einer Sprache, die heute kaum mehr verstanden wird. Die evangelische Kirche verzichtete auf das Latein, aber die katholische nutzte es bis in die 1960er-Jahre in der Messe. Oftmals sind lateinische Texte in Versform geschrieben, wie das gesungene Stabat mater. Heute obliegt den Singenden und Zuhörenden dann das Verstehen mit Hilfe einer deutschen Übersetzung.