Kindern kann es helfen, ihre Trauer spielerisch zu verarbeiten: Zum Beispiel, indem sie eine Beerdigung mit Legos nachstellen. / Bild: Silvia Wullschläger (sws)
Emmental: Wenn Kinder trauern, weil sie eine nahestehende Person verloren haben, stehen die Erwachsenen nicht selten hilflos daneben. Hier will die neue Kindertrauergruppe unterstützen.
Die beiden Initiantinnen der Kindertrauergruppe Emmental handeln, weil sie beide mit dem Thema konfrontiert werden. Christa Roth ist Bestatterin und Trauerbegleiterin und hat schon mehrmals erlebt, dass Kinder von einem Todesfall betroffen sind. «Wenn Kinder einen Elternteil, ein Geschwister oder eine andere nahestehende Person verlieren, muss dies bei der Begleitung der Familie besonders berücksichtigt werden.» Auch Monika Steck ist in ihrem Leben immer wieder trauernden Kindern begegnet. «Dabei habe ich festgestellt, dass es oft gut wäre, wenn eine aussenstehende Person die Kinder - und manchmal auch die Familien - begleiten würde.» Steck hat sich gezielt weitergebildet für die Trauerbegleitung von Kindern. Die beiden Frauen entschieden, eine Kindertrauergruppe für den Raum Emmental und Entlebuch zu gründen. Unterstützung erhalten sie von der bernischen Stiftung Elfenau (siehe Kasten).
Aussprechen, wie es ist
Erwachsene hätten im Umgang mit trauernden Kindern oft Angst und fühlten sich unsicher, stellt Christa Roth fest. Wichtig sei, dass Kinder Fragen stellen dürften – diese seien nicht selten ganz praktisch: Warum muss man den Sarg zunageln? Ist es im Krematorium heiss? Darauf brauche es sachliche, altersgerechte Antworten. Überhaupt sei es wichtig, sprachlich exakt zu kommunizieren, führt die Bestatterin aus. «Jemand ist gestorben und nicht eingeschlafen oder auf eine Reise gegangen. Denn wer schläft, erwacht wieder und wer auf eine Reise geht, kehrt irgendwann zurück.» Spätestens, wenn das Kind nachschaue, ob der Koffer und die Kleider der Mutter noch da sind, könnten Erwachsene in Erklärungsnot geraten. Besser sei es, den Tod zu benennen und erklären. Christa Roth verwendet dazu oft eine Handpuppe. Zuerst ist diese lebendig und spricht mit den Kindern. Dann zieht sie die Hand hinaus, die Figur bewegt sich nicht mehr. Das Lebendige geht weg, was zurückbleibt, ist die Hülle. Hilfreich und auch zumutbar sei zudem, so die Erfahrung der Bestatterin, wenn die Kinder die verstorbene Person noch sehen, sie nochmal berühren können. «Wichtig ist, sie darauf vorzubereiten, was sie erwartet, und sie zu begleiten.» Geradezu traumatisch könne es sein, wenn man ein Kind nach dem Tod der Mutter, des Vaters oder eines Geschwisters vorübergehend weggebe und bei seiner Rückkehr die Person dann plötzlich fehle.
Hilfe in Anspruch nehmen
Monika Steck plädiert dafür, als Familie in einer solchen Krisensituationen Hilfe beizuziehen. «Das kann der Götti, eine Tante oder eine andere Bezugsperson sein, die für das Kind da ist.» Denn in der ersten Phase seien die Angehörigen oft mit sich selbst und mit organisatorischen Aufgaben beschäftigt. Da könnten die Bedürfnisse der Kinder in den Hintergrund geraten und diese getrauten sich dann nicht, etwas zu sagen oder fragen. Dabei sei es gerade in dieser Phase wichtig, dass Leute da sind, mit denen die Kinder sprechen oder Abschiedsrituale machen könnten.
Monatliche Treffen
In der Trauergruppe sollen die Kinder einen Raum erhalten, wo sie Fragen in Bezug auf den erlebten Verlust stellen und ihre Gefühle einordnen können. Die Treffen werden einmal pro Monat in Langnau stattfinden, entweder drinnen oder in der Natur. Alle Aktivitäten haben einen Bezug zum Thema Verlust und Trauer. «Wir bewegen uns im Kreis der Jahreszeiten, sind kreativ, lassen Emotionen zu, suchen spielerisch Zugang zum Erlebten und immer soll auch Humor und Lachen Platz haben», sagen die beiden Frauen. Ein Vorteil der Gruppe sei, dass die Kinder mit anderen in Kontakt kommen, die dieselbe Erfahrung wie sie gemacht haben. Starten wird die Kindertrauergruppe am 22. März. Sie steht Kindern ab vier Jahren offen, auch Jugendliche sind willkommen. Erste Anmeldungen seien bereits eingegangen, sagt Christa Roth. Das Angebot läuft von Schuljahr zu Schuljahr. «Eine Anmeldung ist verbindlich, denn es braucht eine gewisse Regelmässigkeit», erklärt Monika Steck.