Die Januarkiste von Mosimanns zeigt auch im Winter Vielfalt. Die meisten Produkte wurden in der Region angebaut. / Bild: zvg
Emmental: Frisches Bio-Gemüse direkt vom Hof - Gemüse-Abos bieten eine Alternative zum Supermarkteinkauf. Auch im Emmental gibt es solche Projekte. Eines allerdings muss schliessen.
Schliesst man ein Gemüse-Abo ab, bekommt man in einem regelmässigen Rhythmus eine saisonale Überraschungskiste direkt vom Hof. So hat man frisches Gemüse und unterstützt die lokale Landwirtschaft. Das Geld geht direkt an die Produzenten. Je nach Modell arbeiten die Kundinnen und Kunden auf dem Feld mit. Auch im Emmental gibt es solche Angebote - mit unterschiedlichem Erfolg.
Herz und Herausforderungen
Das Projekt «Im Chlee» in Trubschachen muss dieses Jahr aufhören. Irene Weber, die von der ersten Gemüse-Kiste an mit dabei war, erklärt: «Wir wollten einen bewussten Umgang mit dem Boden pflegen und weg vom unbewussten Konsumieren unserer Lebensgrundlagen.» Es gab die Möglichkeit, für eine Preisreduktion mitzuarbeiten, entsprechend dem Konzept der solidarischen Landwirtschaft. Das Gemeinschaftserlebnis bei den monatlichen Arbeitseinsätzen habe sie immer begeistert, erzählt Weber. Im Emmental hätten jedoch schon viele selber einen Garten und deshalb keine Kapazität, mitzuhelfen. Es brauche ausserdem viel Verständnis und Solidarität seitens der Kundschaft, da es manchmal üppig und manchmal mager wachse; wie es die Natur halt gerade schenke. Was von dem innovativen Projekt bleibe, seien wertvolle Erinnerungen wie zum Beispiel an die Kinder, «die im Garten aufblühten wie die Ringelblumen».
Vielfalt und Individualität
In Oberfrittenbach produzieren Ruth und Simon Mosimann Bio-Gemüse und -Früchte. Mosimanns Abo wird vom Velokurier geliefert oder zur Selbstabholung bereitgestellt. Es können individuelle Vorlieben angegeben werden, und man kann Zusätze wie Pilze oder Eier dazubestellen. Oft sei die Kundschaft euphorisch, «neues» Gemüse zu probieren, so Ruth Mosimann. Eine Herausforderung bleibe es, im Winter Vielfalt anbieten zu können. Deshalb habe es da auch mal einen Blumenkohl oder Broccoli aus Italien dabei. Auch sie betont, wie viel Arbeit es brauche. «Aber es lohnt sich, wenn wir hören, unser Salat bleibe viel länger frisch als der vom Grossverteiler», meint Mosimann.
Regionalität und Freundschaften
Simon Röthlisberger und seine Familie bewirtschaften den Biohof Egggraben in Biembach. Der Hof beliefert das untere Emmental zwischen Oberburg und Lützelflüh, von Mai bis Weihnachten. Da 90 Prozent des Angebotes vom eigenen Hof und 100 Prozent aus regionalen Quellen stamme, gebe es im Winter eine Abopause. Ursprünglich sei das Projekt auf Anfrage von Freunden gestartet. «Mich begeistert, dass ich meine Kunden kenne. Zum Teil sind Freundschaften entstanden, und die Wertschätzung ist sehr ermutigend», so Röthlisberger. Eine Herausforderung bleibe die natürliche Variabilität der Ernten. «Die Natur ist kein Selbstbedienungsladen - das realisieren viele erst mit einem Abo.»
Zukunft mit Potenzial?
Der direkte Kontakt zu den Produzenten, die Unterstützung der regionalen Landwirtschaft und die Qualität und Frische der Produkte sind für viele Kundinnen und Kunden entscheidende Argumente für ein Gemüse-Abo. Hier im Emmental haben jedoch viele Leute noch selber Gärten. Und die Herausforderungen und der Arbeitsaufwand eines solchen Projekts sei nicht zu unterschätzen. Dennoch könnte das Modell auch hier Zukunft haben: «Durch verdichtete Bauweise und veränderte Lebensweisen ist auch hier ein Aufwärtstrend auszumachen. Je turbulenter die Weltlage, desto mehr suchen die Leute Halt in Regionalem», meint Simon Röthlisberger.