Die Theatergruppe der 11- bis 15-Jährigen zeigte ihre Version der «Odysee»: Fünf Schiffbrüchige überstehen zusammen Stürme und andere Gefahren. / Bild: zvg
Bärau: Vor einem Jahr wurde die Junge Bühne Emmental gegründet. Nun zeigten die ersten zwei Gruppen ihre selbst erarbeiteten Stücke - und überraschten mit Witz und Ausdruckskraft.
Den roten Knopf drücken oder nicht – das ist die Frage auf der mit weissen Klappstühlen und Kartonhäuschen bestückten Bühne. Neun Dorfbewohnerinnen diskutieren hin und her. «Ich bin so neugierig, was passieren würde», sagt die eine. «Vielleicht beginnt damit ein Abenteuer», hofft die andere. Doch die Einwände lassen nicht auf sich warten: «Viel zu gefährlich!» Natürlich wird der Versuchung nicht widerstanden: Der Knopf wird gedrückt. Nach einer Explosion kommt ein Plan geflogen. Die Kartonhäuschen werden flink zu einem Bus umgewandelt und die Dorfbewohnerinnen machen sich auf zum unbekannten Ziel «Janya». Was folgt, ist eine unterhaltsame Reise mit viel Witz und voller skurriler Abenteuer. Die jungen Schauspielerinnen, die zwischen sieben und elf Jahre alt sind, zeigen viel Ausdruckskraft und ein erstaunliches Zusammenspiel.
Höhepunkt des Theaterkurses
Die Vorstellungen, die letztes Wochenende im Theater-Werk Bärau vor vollen Zuschauerrängen über die Bühne gingen, waren für die Kinder der Höhepunkt ihrer halbjährigen Probearbeit. Seit Sommer besuchten sie wöchentlich einen Theaterkurs der Jungen Bühne Emmental. Diese wurde vor knapp einem Jahr von den Theaterschaffenden Yves Bönzli und Miriam Jenni gegründet. Sie wollen jungen Menschen in der Region das Theaterspielen unter professioneller Leitung ermöglichen. «Geschichten erfinden, in Rollen schlüpfen, den Mut finden, auf die Bühne zu stehen und Lampenfieber haben», das seien Herausforderungen, an denen man reife, sagte Yves Bönzli damals gegenüber der «Wochen-Zeitung». Diesen Herausforderungen stellte sich auch der Kurs der 12- bis 15-Jährigen, die ebenfalls auftraten. Auch in ihrem Stück ging es ums Unterwegssein. Die fünf Jugendlichen nutzten die «Odysee» von Homer als roten Faden und entwickelten daraus ihre ganz eigene Irrfahrt.
Ein Sturm und griechische Götter
Auf einem Schiff, das auf die griechische Insel Ithaka übersetzt, treffen verschiedene Figuren aufeinander: Etwa das Popsternchen, das unentwegt mit dem perfekten Selfie beschäftigt ist, der spirituelle Kampfkünstler oder ein Geschäftsmann, der sich überaus wichtig nimmt. Das Schicksal oder konkret ein Sturm zwingt sie, sich zusammenzuraufen. Nach dem Schiffbruch begegnen sie nicht nur griechischen Göttern, sondern auch eigenen Abgründen. Die Jugendlichen treiben das turbulente Stück mit viel Tempo und Spiellust voran. Immer wieder überraschen einfache, aber wirkungsvolle Ideen und Effekte: Zum Beispiel eine Schattenwand, hinter welcher nicht nur Abenteuer erlebt werden, sondern die Jugendlichen auch in unterschiedliche Rollen schlüpfen.
Start für neue Gruppen
Mit diesen zwei Premieren ist der Start des Theater-Werks geglückt. Diese Woche beginnen bereits die nächsten Kurse. Es gebe nur noch wenige freie Plätze, sagt Yves Bönzli. Lediglich der geplante Kurs für ältere Jugendliche ab 16 Jahren konnte bisher wegen zu wenigen Anmeldungen nicht durchgeführt werden, so der Theaterpädagoge. Ab nächsten Sommer würden daher insbesondere für diese Gruppe viele Spielfreudige gesucht.