Eine Stunde an der Technik feilen

Eine Stunde an der Technik feilen
Der Teufel steckt im Technikdetail: Nicole Siegenthaler (links) versucht weiter, ihre Haltung beim gezogenen Schuss zu verbessern. Stets den Überblick zu behalten gilt es auch, wenn man einen Pass spielt oder annimmt (oben). Goalie Roman Beck erhält hundertfach Gelegenheit, seine Paraden zu üben. / Bild: Bruno Zürcher (zue)
Biglen: Yannick Rubini bietet einmal pro Woche ein Training an, das sich nur um die Arbeit mit Ball und Stock dreht. Dieses steht nicht nur «seinen» Spielern der Unihockey Tigers offen, sondern auch ambitionierten Spielerinnen.

«Gäbet chly Druck uf die Päss», «Guet so» - Yannick Rubini ist in seinem Element. Auf der Mittellinie stehend, beobachtet er, wie seine Übung umgesetzt wird. Eine Spielerin läuft in der Ecke des Spielfelds an, passt der Längsbande entlang zu einem Mitspieler, kriegt den Ball zurück und schiesst aus der Drehung aufs Tor. Hinter der Übung, die wie ein lockeres Schusstraining aussieht, steckt mehr als man denkt.


Unberechenbar sein

Zwar stellt sich hier kein Verteidiger in den Weg, sondern «nur» Torhüter Roman Beck – aber es gibt dennoch Herausforderungen. Etwa, den Ball anzunehmen, mit der Schaufel des Stocks zu kontrollieren und in einem Zug zu schiessen – und all das, ohne je fokussiert auf den Ball zu schauen. «Im Spiel ist es enorm wichtig, stets die Übersicht zu haben», sagt Unihockey-Tigers-Trainer ­Rubini, der einmal wöchentlich dieses spezifische Techniktraining in der Sporthalle in Biglen leitet. Läuft ein Mitspieler in eine bessere Abschlussposition? Hat der Torhüter keine Sicht auf den Ball? Das wisse man nur, wenn man sich stets umsehen könne. Oder wie Rubini sagt: «einen Scan macht.» Der ballführende Spieler solle jederzeit abschliessen, aber auch einen Pass spielen können, lautet das Ziel. Darum versuchen die Spieler und Spielerinnen nun, diese Alles-ist-möglich-Position zu verinnerlichen. Von der Mitte des Spielfelds laufen sie nun Richtung Tor und erwarten mit aufgerichtetem Kopf und schweifendem Blick den Pass. Den Ball abzufedern, ihn in der Alles-ist-möglich-Position zu kontrollieren, ist alles andere als einfach. Immer wieder kullert ein Ball über die Stockschaufel. Torhüter Beck senkt dann jeweils seine griffbereiten Hände, um sich für den nächsten Abschluss neu zu positionieren. Heute ist er der einzige Torhüter, weshalb die zwölf Spielerinnen und Spieler nur auf sein Tor zulaufen. Hunderte Bälle fliegen. «Dieses Training ist recht anstrengend, weil ich mich pausenlos auf immer neue Schüsse vorbereiten muss», macht der Goalie der Unihockey Tigers Langnau die Erfahrung. Aber es sei auch eine gute Gelegenheit, um extrem viele Paraden machen zu können. «Manchmal fällt mir oder einem der Coaches in einer Spielanalyse etwas auf, das ich anpassen könnte», nennt er ein Beispiel. «Im Techniktraining habe ich dann die Gelegenheit, solches zu üben. Die Schüsse kommen aus den unterschiedlichsten Winkeln und von unterschiedlichsten Spielern und Spielerinnen.»


Gegnerinnen trainieren gemeinsam

Dass in dem Training nicht nur Spieler der ersten Mannschaft der Unihockey Tigers sondern auch ambitionierte Spielerinnen anderer Emmentaler Klubs mitmachen können, ist eine weitere Besonderheit dieses Angebots. «Es macht einfach mehr Spass, wenn mehr Leute mitmachen», meint Trainer Yannick Rubini und verweist darauf, dass es logischerweise nicht all seinen Spielern möglich sei, während der Woche über den Mittag ein Training zu besuchen. So feilen heute unter Anleitung des Tigers-Trainers Rubini auch Spielerinnen von Skorpion Emmental und Wizards Burgdorf an ihrer Technik. Wohlgemerkt, die Spielerinnen stehen sich während der Meisterschaft als Gegnerinnen gegenüber. «Das spielt keine Rolle», meint Nadia Cattaneo von Wizards Burgdorf. «Hier versuchen alle, an ihren Defiziten zu arbeiten.» In den Teamtrainings habe man oft kaum Zeit, um individuell auf Details eingehen zu können. «Die Inputs, die ich hier erhalte, sind wertvoll», ergänzt ihre Teamkollegin Nicole Siegenthaler. «Mich hat Rubini beispielsweise darauf hingewiesen, dass ich versuchen solle, die Kopfhaltung beim Schiessen zu ändern.»


Tüfteln am Unihockey der Zukunft 

Yannick Rubini kann auf einen reichen Fundus an Übungen zurückgreifen; nicht wenige hat er selber konzipiert. In Spielanalysen sucht er etwa nach neuen Ideen und Spieldetails, die man verbessern könnte. Bei der nächsten Übung lautet das Ziel, den Ball zu führen und auf dem «falschen» Standbein stehend zu schiessen. «Heute werden viele Schüsse von den Gegnern geblockt, also muss man bei der Abschluss-variabilität zulegen», lautet Rubinis Überlegung. Auch gelte es, ganz nah am Körper den Ball abfeuern zu können, aber auch mit ausgestreckten Armen. So macht sich auch Tigers-Captain Simon Steiner auf, aus allen möglichen Positionen den Ball aufs Tor zu bringen. Er besucht dieses Training wenn immer möglich. Vieles müsse man repetitiv, üben bis es drin sei. «Und», fügt der Stürmer an, «man kann sich hier mit den vielen Abschlüssen ein gutes Gefühl für das kommende Spiel holen.» Schon wird der nächste Ball unter dem wachsamen Auge des Trainers angenommen und im vollen Lauf geschossen. «Yes, genau so.»

06.02.2025 :: Bruno Zürcher (zue)