Alltägliches aus dem Leben eines Polizisten
Eggiwil/Oberburg: Anlässlich der Darbietungen der Folkloregruppe Hans Schmidiger im Gasthaus »Siehen» in Eggiwil fand die Vernissage des Buches »vo Landjeger u Polizischte» statt.
Unter dem Motto «Öppis ganz angersch» trat die Folkloregruppe von Hans Schmidiger auf. Nachdem der erste Teil vor allem dem Musizieren und Singen gewidmet war, folgte die Vernissage von Hans Schmidigers Buch «Vo Landjeger u Polizischte». In diversen kurzen Theatersequenzen stellte der Oberburger, welcher als Fahnder bei der Kantonspolizei tätig ist, Alltägliches aus dem Leben eines Polizisten vor.
So wird man Polizist
Der erste Teil des Buches beinhaltet eine allgemeine Betrachtung über den Polizeiberuf. Es wird ein Werdegang eines Polizisten beschrieben. «Es ist mir wichtig, anzufügen, dass dies nicht meine Biografie ist, sondern eine Sammlung von Äusserungen und Erlebnissen von Dutzenden von Polizisten und Privatpersonen aus meinem Umfeld», erläuterte der Autor. Mit den Aufzeichnungen möchte Hans Schmidiger dem Lesenden die Schwierigkeiten und Nöte aufzeigen, mit welchen ein Polizist in seiner oft nervenaufreibenden Berufstätigkeit zu kämpfen hat. Ist der erste Teil in einem «durchschnittlichen» Berndeutsch geschrieben, so werden die «Müsterchen» im zweiten Teil dagegen in der Muttersprache des Verfassers, im Oberemmentaler Dialekt erzählt.
Traurige Weihnachtsgeschichte
Aus den sechzehn lebendig und gut umschriebenen Geschichten, sei hier, passend zur Adventszeit, der Titel «E truuregi Wiehnachtsgschicht» hervorgehoben. Anfang der Achzigerjahre wurden in einer kleinen Ortschaft vor Weihnachten diverse Einbruchdiebstähle verübt. Im kleinen Dorf war ein junges, heroinabhängiges Paar mit einem fünfjährigen Mädchen zugezogen, welches sich in einem baufälligen Gebäude eingerichtet hatte. In der Adventszeit wurde aus einem Schaufenster «der Stall von Bethlehem» mit sämtlichen Krippenfiguren gestohlen.Am nächsten Tag klopften die Polizisten bei dem verdächtigen Paar an die Türe, nichts rührte sich aber. Da ein Hausdurchsuchungsbefehl vorlag, traten die Gesetzeshüter ein und fanden das Paar inmitten von Kehrichtsäcken, Schnaps- und Weinflaschen, Kleidern, Zeitungen und Kartonschachteln schlafend vor. Ein kleiner Ölofen verbreitete etwas Wärme. Die Polizisten machten sich auf die Suche nach dem Kind, welches sie auch fanden und dessen Anblick sie nie mehr vergessen werden: Das fünfjährige Mädchen lag im minus vier Grad kalten Nebenraum neben der gestohlenen Weihnachtskrippe tot am Boden. Die Mutter erklärte später, dass sich das Kind diesen Stall so sehr gewünscht habe und sie Geld zusammengespart habe. Ihr Freund habe das Geld aber in Heroin umgetauscht und das Geschenk aus dem Schaufenster gestohlen. Das Mädchen habe sich so darüber gefreut und sich ins Nebenzimmer zurückgezogen. Sie hätten vergessen, den Raum zu heizen, und so sei es erfroren
Bei weitem nicht alle Geschichten beinhalten eine solche Tragik. In den «Müsterchen» gibt es etliche Textstellen, welche zum Schmunzeln anregen. Illustriert ist das Buch mit Zeichnungen von Hansruedi Zahnd.
Das Buch «Vo Landjeger u Polizischte» von Hans Schmidiger kann bei der Herrmann AG in Langnau oder bei Hans Schmidiger, Emmentalstrasse152, 3414 Oberburg, Telefon 034 422 93 01 oder E-Mail: hso@bluewin.ch bezogen werden.
Vielseitiger Autor
Der 57-jährige Hans Schmidiger ist verheiratet, Vater von zwei erwachsenen Söhnen und wohnt in Oberburg. Er ist seit 35 Jahren bei der Kantonspolizei Bern tätig. Seit bald 30 Jahren als Fahnder im Landesteil Emmental–Oberaargau.In seiner Freizeit ist Hans Schmidiger mit seinem Heissluftballon unterwegs, probt und hat Auftritte mit seiner Folkloregruppe, ist in seinem Kriminalstudio in Burgdorf anzutreffen oder schreibt eben Kurzgeschichten.
02.12.2004 :: Christine Mader (cme)