«Habe viele Weisheiten gelernt»

Eggiwil: Hans Rudolf Zürcher, Pfarrer in Eggiwil, hat eine Vorliebe für dasZitieren bekannter Personen. In seinem zweiten und dritten Büchlein widmet er sich dem Emmental, dessen Bewohnern und den Kindern. Die Ideen hat er in seiner Tätigkeit als Pfarrer gesammelt.

Die beiden Bände «Emmental – Landschaft und Mensch» und «Ufschteuuerli» sind vor kurzem erschienen (Besprechung der Texte im angeschlossenen Kasten). Erschaffen hat sie Hans Rudolf Zürcher, Pfarrer in Eggiwil. Die «Büchlein», wie Zürcher zu sagen pflegt, folgen auf die erste Veröffentlichung, «Läbe u Schtärbe im Ämmitau», und sind im selben Stil aufgebaut, wie der erste Band. Das heisst, Hans Rudolf Zürcher, der sich selber HR Zürcher nennt, trug Ausschnitte aus Werken von Emmentaler Autoren zusammen, und kommentiert diese mit wenigen Worten. Die Bezeichnung HR Zürcher sei kein Modegag, betont er. «Ich finde es kurz und bündig besser. Meine Person ist nicht wichtig; die Sache ist wichtig.» Seine Person war ihm beim Gespräch mit der «Wochen-Zeitung» derart unwichtig, dass er unter keinen Umständen bereit war, ein Foto von sich machen zu lassen. «Das würde einfach nicht zu mir passen.»

«Leute fragten nach den Texten»

Was treibt einen Pfarrer an, seine Gedanken, die er in die Gottesdienste einbaut, zu veröffentlichen? «Schon seit einiger Zeit erlebe ich es des Öftern, dass mich Leute nach meinen Ideen und meinen Texten fragen. Das erste Buch ‹Läbe u Schtärbe im Ämmitau› entstand aus Worten, die ich an Abdankungen gehalten habe», erläutert Hans Rudolf Zürcher. ‹Ufsteuerli› ist den Kindern gewidmet. Diese Texte sammelte ich von Taufen. In ‹Emmental – Landschaft und Mensch› wird, wie der Titel sagt, das Tal und seine Bewohner charakterisiert.» Wann werden wir den ersten Romandes Eggiwiler Pfarrers lesen können? «Ich werde nie einen Roman schreiben. Ich bin kein ‹Stubenhocker›, und schreibe auch gar nicht so gerne.»

Näher als die Bibeltexte

Seit 23 Jahren ist der heute 60-Jährige in Eggiwil als Pfarrer tätig. Eine lange Zeit, in der er, in seiner Funktion als Pfarrer, einige Male angeeckt ist. In seinen sonntäglichen Betrachtungen, wie er den Gottesdienst bezeichnet, bedient er sich in erster Linie der Natur, um sich inspirieren zu lassen. Um seine Idee dann möglichst gut an seine Zuhörer zu übermitteln, verwendet er oft und gerne Worte von Emmentaler Schriftstellern. «Diese Autoren sind mit ihren Worten näher bei den Leuten als die Bibeltexte. Sie brauchen die gleiche Sprache wie wir», erklärt Zürcher. Die Sprache ist ihm wichtig: «Rede wie me schrybt – schrybe wie me redt», zitiert er Hans Ueli Schwaar. Die klassischen Autoren der Emmentaler Literatur beeindrucken den Eggiwiler Pfarrer: «Carl Albert Loosli – der hatte etwas im ‹Gring›. ‹Los nid uf d Lütt – los numen uf Dis Gwüsse!› schrieb Loosli einmal. Solche Worte beeindrucken mich, so auch die Beobachtungsgabe Gotthelfs und Gfellers.

Weisheiten erfahren

Was konnte er bei den Emmetalern beobachten, was die klassischen Autoren nicht bemerkten? «Ich will mit meinen Betrachtungen das Bild des Emmentals und seinen Leuten hinterfragen. Die Emmentaler haben ihren eigenen Glauben. Von älteren Leuten habe ich vieles gelernt: Über die Sprache, über die Natur, viele kleine Weisheiten.» Hans Rudolf Zürcher ist offen für Neues. Er geht mit einer äusserst direkten, zugleich einfachen Art auf die Menschen zu. Er sitzt einem in einen einfachen Pullover gekleidet, gegenüber, und ist für seine Gemeinde rund um die Uhr erreichbar. Er will die Weltreligionen kennenlernen, und erkennt viele Paralellen. Auch die Antroposophie findet er interessant, was in seinen Büchern daran zu erkennen ist, dass er auch Goethe zitiert. Angesprochen darauf, dass es nicht typisch für einen reformierten Pfarrer sei, sich mit der Anthroposophie zu beschäftigen, meint Zürcher: «Diese Anschauungsweise ist nur einer der vielen Wege, die zum Christentum führen.»

Prägungen

Seine erste Pfarrstelle hatte Zürcher in Bethlehem/Bern. Seine zweite im Kanton Freiburg. Dort betreute er die reformierte Minderheit in mehreren Gemeinden. Zürcher erinnert sich lachend an die französisch gesprochenen Predigten.

Bevor er im Alter von 28 Jahren das Theologiestudium antrat, war er viel unte
05.09.2002 :: Bruno Zürcher (zue)