Die Familiensage der Firma Blaser
Hasle-Rüegsau: Willy Blaser legte aus der Not heraus den Grundstein der Blaser Swisslube AG mit 600 Mitarbeitern. Wilfried Meichtry erzählt in seinem Buch die Familiengeschichte.
Not macht erfinderisch — so sagt die Volksweisheit. Im Falle der Gründung von Blaser Swisslube AG trifft das genau zu. Zum 80-Jahre-Jubiläum des Familienunternehmens wurde 2016 ein 80-seitiges, reich bebildertes Buch herausgegeben. Autor Wilfried Meichtry erzählt darin die berührende Lebensgeschichte des Gründers Willy Blaser, stellt seinen ältesten Sohn und Nachfolger Peter Blaser sowie den Enkel und heutigen CEO Marc Blaser vor. Daneben erfährt man von Hochs und Tiefs des jungen, noch wackeligen Unternehmens und seiner Entwicklung zum heutigen Weltkonzern: «Von der Schuhcreme zum flüssigen Werkzeug» – so der Titel.
Das Schicksal meinte es gut
«Willy hatte immer Hunger», so beginnt das Buch. Willy Blaser, geboren 1916, wuchs in einer Familie mit elf Kindern auf. Der Lohn des Vaters, einem Schreiner, reichte hinten und vorne nicht. Als die Familie von der Zweizimmerwohnung (!) in Oberburg ins Stäghüsli im Rüegsauschachen zügelte, gab die Gemeinde ein Darlehen. Man war wohl froh, die potenziellen Armenhäusler los zu sein. Der Junge kam als Verdingkind zu Bauern; Sekundarschule und die Lehre als Elek-
triker blieben ihm verwehrt. Er musste erst als Bäckereigehilfe Geld verdienen und kam dann zu einem Maler in die Lehre. Beim Farbenherstellen – das machte man damals noch selber – begann der Wissbegierige in Fachbüchern- und -zeitschriften zu schnüffeln. Da fand Willy Blaser einiges Interessantes über Firnisse, Polituren und Schuhwichsen. Willy notierte es flugs in seinem schwarzen Wachstuchheft.
Als er mit 20 Jahren arbeitslos wurde, stieg er mit Petrolkocher und Suppentopf in den Keller hinunter und begann zu experimentieren. Er «erfand» die erste imprägnierende Schuhwichse und verkaufte sie per Veloanhänger an die Bauern der Umgebung. Die Familie half mit, so ist es noch heute. Das war 1936 und die Gründung der Firma Blaser.
Ein modernes Märchen
Der Leser erfährt dann, wie später mit dem Generationenwechsel auch die Kunden – vorher Bauern, Hausfrauen und Handwerker – änderten. Peter Blaser setzte auf die Industrie, liess im immer wichtiger werdenden Labor neue Produkte entwickeln: Kühlschmiermittel hiess das Zauberwort. Allerdings liest sich von nun an das Buch eher wie ein Werbepros-
pekt. Es folgte die Eroberung der Welt. Alle sollten von den wunderbaren Produkten profitieren können, ein Heer gut ausgebildeter, glücklicher Blaser-Mitarbeiter sorgte dafür. Heute ist das Familienunternehmen auf drei Kontinenten zuhause und erwirtschaftet mit 600 Mitarbeitern einen Umsatz von 200 Millionen Franken. Am Ruder ist seit 2010 in dritter Generation CEO Marc Blaser – hier endet das Buch.
«Von der Schuhcreme zum flüssigen Werkzeug» von Wilfried Meichtry, erschienen im Stämpfli-Verlag Bern.
09.03.2017 :: Gertrud Lehmann (glh)