Die Schönheit als Lehrmeisterin

Die Schönheit als Lehrmeisterin
Trubschachen: Ein Ankenfass, Grasballen auf der Weide und der Blick auf die Kirche und das Dorf: Das Heimatmuseum zeigt im Spycher Tuschzeichnungen von Masha Petrushina.

Das Zeichnen gehört zu Masha Petrushina wie das Atmen zum Leben. In Minsk, wo sie aufgewachsen ist, hat sie eine Malschule besucht und dort viel gelernt, was sie heute beherrscht: die Formen, die Perspektive, die Komposition.

Ihre Werke können dieses Jahr im Heimatmuseum Trubschachen bewundert werden. Einige alte Geräte hat die Künstlerin abgezeichnet und zwar so, wie sie im Spycher ausgestellt sind: das Ankenfass draussen unter der Holztreppe, den Zugstuhl mit zwei grossen Mehlsäcken im Hintergrund, den Hobelbank in der Ecke im Obergeschoss. Das Original vor Augen staunt die Betrachterin, der Betrachter, wie gut die Künstlerin das Material, aus dem die Gegenstände sind, darstellt: das Holz, die Jute, das Plastik, das Eisen. Und die Geräte funktionieren! Der Handgriff des Ankenfasses ist so genau gezeichnet, dass man am liebsten daran drehen möchte.



Alles zeichnen können

Auf einer anderen Zeichnung hält die Künstlerin einen vergessenen Winkel fest, wo Dinge herumliegen, die man entsorgen könnte. Der Blick fällt auf ein Tablar, auf dem Flaschen verschiedener Grössen und Formen stehen. Darüber, eingepfercht zwischen Dach und Dachboden, lugt ein Leiterwagen hervor. Man fragt sich, wie das Ungetüm dort hinaufgekommen ist und freut sich über das raffinierte Bild, das der Zeichnerin gelungen ist.

«Die Sujets fallen mir zu. Als Fachperson muss ich alles zeichnen können», beschreibt Masha Petruschina ihre Arbeitsweise. Ihre Werke sind allerdings keine Kopien, sondern Kompositionen. Auf einer Dorfansicht von Trubschachen nimmt ein grosses Dach fast die Hälfte des Blatts ein. Es schafft einen wohltuenden Kontrast zu der kleinflächigen Häusergruppe rund um die Kirche. Auf einer anderen Arbeit sind unzählig viele Grasballen zu sehen. Durch Wiederholung schafft die Künstlerin, dass das Auge nicht mehr hässliche Plastikballen sieht, sondern Kugeln, die Weinfässer ähneln und sich harmonisch in die Landschaft betten.



Ein Hauch Schönheit

«Hatte ich früher einen Lehrer, der mir viel beigebracht hat, ist heute die Schönheit meine Lehrmeisterin», erklärt Masha Perushina. Allen Dingen, die sie zeichnet, auch wenn sie noch so unansehnlich sind, verleiht die Künstlerin einen Hauch von Schönheit. Bettina 



Ausstellung im Spycher des Heimatmuseums Trubschachen bis Oktober 2019, jeden Sonntag von 14 bis 16 Uhr.


20.06.2019 :: Bettina Haldemann-Bürgi (bhl)