Die Musik begleitet Fritz Gerber schon von Kindsbeinen an

Die Musik begleitet Fritz Gerber schon von Kindsbeinen an
Fritz Gerber wird weiterhin im Veteranenspiel Emmental musizieren. / Bild: Rebekka Schüpbach (srz)
Zäziwil: 62 Jahre lang war Fritz Gerber aktiv in der Musikgesellschaft Eintracht Zäziwil, zeitweise als Präsident. Nun ist er zurückgetreten. Die Klarinette aber hängt er nicht an den Nagel.

«Ich bin noch etwas müde von der gestrigen Skitour mit dem Alpenclub», sagt der 80-jährige Fritz Gerber. Er sitzt am Küchentisch in seinem Haus, wo er seit dem Tod seiner Frau Hanni vor fünf Jahren alleine lebt. Sport, erzählt er, sei für ihn schon immer ein guter Ausgleich zum Musizieren gewesen. In jungen Jahren fuhr er mit dem Skiclub Bowil regionale Rennen und bis heute ist er immer wieder mal auf einer Bergtour oder Wanderung anzutreffen. Seit langem begleitet ihn eine weitere Leidenschaft, die Musik. Besonders Jazz, Dixieland und Ländlermusik haben es ihm angetan. Schon sein Vater spielte Klarinette in einer Tanzmusik. 1954 beschloss die Musikgesellschaft Eintracht Zäziwil, eine Knabenmusik auf die Beine zu stellen, um mehr Mitglieder zu rekrutieren. Fritz war gerade zehn Jahre alt und hatte somit das Mindestalter für den Eintritt erreicht. Zusammen mit einem Kollegen radelte er von da an regelmässig von seinem damaligen Wohnort Steinen, Bowil, ins fünf Kilometer entfernte Zäziwil, um im Schulhaus zu üben. Mit seinem ersten Instrument, einer Trompete, bestritt er 1956 das erste Konzert. Aus der ehemaligen Knabenmusik Zäziwil und Umgebung ist die heutige Jugendmusik entstanden.


Ohne den linken Zeigefinger

Nach dem Schulaustritt und einem Welschlandjahr wechselte Fritz Gerber in die «grosse» Musik und wurde etwas später zum Klarinettisten. «Ich war der erste im Verein, vorerst mit einer Metallklarinette», erzählt er. Kurz nach seiner Lehre als Mechaniker verlor er bei einem Arbeitsunfall einen Finger. Das hielt ihn aber nicht vom Spielen ab. Ein Instrumentenbauer passte sein Instrument, nun eine Holzklarinette, so an, dass diese auch ohne den linken Zeigefinger spielbar ist. Nur bei einzelnen Liedern müsse er jeweils ein, zwei Takte weglassen, erzählt Gerber. In jungen Jahren wurde der Berufsfachschulabsolvent und spätere Projektplaner zeitweise zum Wochenendmusiker, wie er sagt. Obwohl er auswärts wohnte und teilweise im Ausland arbeitete, zog es ihn immer wieder ins Emmental.


Mit den Paldauern gefeiert

Auch nach der Hochzeit, dem Umzug ins Eigenheim in Zäziwil und der Geburt von Sohn und Tochter, blieb die Musikgesellschaft ein fester Bestandteil seines Lebens. In der Vorstand- und Musikkommission bekleidete er diverse Ämter. Unter anderem war er fünf Jahre Präsident der Musikgesellschaft, dazu kamen weitere organisatorische Aufgaben. «Das Schöne an der Musikgesellschaft ist, dass man mit Leuten von jung bis alt zusammen ist», meint er. Besonders in Erinnerung geblieben sind ihm die ein bis zweitägigen Musikreisen. Mit Instrument ausgestattet und in Uniform, besuchten sie ein anderes Dorf und dessen Musikgesellschaft. «Meistens veranstalteten wir dann ein gemeinsames Konzert vor Ort.» Natürlich durfte das Feiern dabei nicht zu kurz kommen. Dann fällt dem Rentner, zu dem dieses Wort irgendwie nur halbwegs passt, noch ein besonderes Ereignis ein: «Da waren doch noch die Paldauer!» Zur 100-Jahr-Jubiläumsfeier der Musikgesellschaft lud Gerber, damals der verantwortliche Organisator, die bekannte Schlagerband ein. Tatsächlich: Das Zelt füllte sich wie nie zuvor - die hohe Gage zahlte sich aus. Mit dem Erlös konnten einige in die Jahre gekommene Instrumente ersetzt werden.


Auch nach dem Rücktritt aktiv

Es gäbe noch viel zu erzählen aus 80 Jahren Lebens-, und 70 Jahren Musikerfahrung. Fest steht, dass Fritz Gerber diesen Frühling offiziell aus der Musikgesellschaft Eintracht Zäziwil als Aktiver, und als eines der langjährigsten Mitglieder zurücktrat. Obwohl Marschmusik zu anstrengend geworden ist, wird er seine Klarinette aber noch nicht an den Nagel hängen: Nach wie vor bleibt er als Musikant im Veteranenspiel Emmental, wo er inzwischen auch schon 30 Jahre dabei ist.

03.04.2025 :: Rebekka Schüpbach (srz)