Langnau: Hans Minder präsentierte in der Regionalbibliothek das neu aufgelegte Buch «ämmitaler & äntlibuecher Saage». Minder wusste mit
ureigenem Schalk zu unterhalten.
Der bekannte Familienforscher und Lokalhistoriker Hans Minder ist ein geborener Erzähler. Die Leute strömten vergangenen Dienstag denn auch in Scharen in die Regionalbibliothek Langnau, um ihn zu sehen und zu hören. Barbara Dürst und Ursula Strahm holten sogar die Stühle aus der Küche und stellten sie seitlich bei, auf dass niemand abgewiesen werden musste. Als letzte Möglichkeit, sagte Dürst, käme nur noch das Sofa aus der Kinderbuchabteilung in Frage. Das war dann doch nicht nötig.
Schauerlich schön Minder zog mit seinem unverfälschten Dialekt die Zuhörer von Anfang an in Bann. Er erklärte: «Im Gegensatz zu Märchen sind Sagen ortsgebunden. Sie ereignen sich auf Alpen, in Berghöhlen, auf Burgen und Schlössern oder in der Nähe von Findlingen. Kurz: an Orten, die es in Wirklichkeit gibt.» Die Geschichten sind vielfältig und schauerlich schön. Ein Alphirt und eine Kräuterfrau werden reich belohnt, pfiffige Zwerge spielen Schabernack, Naturgeister mischen sich ein, ein Untoter in Uniform reitet in mondhellen Nächten durch die Gegend, und nicht selten erscheint der Teufel höchst persönlich und verschwindet wieder, sobald der Hahn kräht. Eine Schwefelwolke hinterlassend. Minder servierte die Sagen häppchenweise und verstand mit seinem ureigenen Schalk, jeder Geschichte eine lustige Anekdote oder ein verbürgtes Ereignis beizufügen.
Eine Besucherin sagte zum Schluss: «Ich habe mich köstlich amüsiert. Schade, ist die Zeit schon um, ich könnte ihm noch lange, lange zuhören.»