Auch die erweiterte Wärmezentrale soll die Energie aus Holzschnitzeln gewinnen. / Bild: Bruno Zürcher (zue)
Niederhünigen: Die Gemeinde stoppt ihr Projekt eines eigenen Wärmeverbundes. Ein privater Betreiber prüft, seine Anlage zu erweitern. Eine wichtige Rolle spielt die Überbauung Hofacker.
Bereits seit 15 Jahren besteht der Wärmeverbund der Familie Reichen-Gerber an der Dorfstrasse 8 in Niederhünigen mit einer 100-Kilowatt-Holzschnitzelheizung. Angeschlossen sind zusätzlich zum Bauernhaus das Gemeindehaus und drei weitere Liegenschaften. Ebenfalls mit dem Thema eines Wärmeverbundes befasste sich der Gemeinderat. Im Mai 2020 liess er eine Vorstudie erstellen, um das Potenzial eines grösseren Wärmeverbundes zu ermitteln. Zwei Monate später schrieb der Gemeinderat die Liegenschaftsbesitzer im Perimeter an und bediente sie mit Unterlagen und einem Fragebogen. «Wir wollten herausfinden, ob im Dorfkern das Bedürfnis vorhanden ist», erklärt Gemeindepräsident Anton Schmutz. 30 bis 35 Liegenschaftsbesitzer hätten schliesslich ihr Interesse angemeldet. Genug, um das Projekt weiterzuverfolgen, zumal auch das Schulhaus angeschlossen werden soll.
Gemeinde zieht sich zurück
Trotzdem entschied der Gemeinderat nun, das Projekt zu stoppen, wie er an der Gemeindeversammlung vom 7. Dezember orientierte. «Weil Toni Reichen sich bereit erklärt hat, seinen Wärmeverbund auszubauen, zieht sich die Gemeinde zurück», sagt Anton Schmutz. Das Ziel, eine nachhaltige Wärmeversorgung in Niederhünigen anzubieten, könne mit dem privaten Projekt genau gleich erreicht werden. Es biete sogar Vorteile, betont Schmutz. «Es muss kein Standort für die Zentrale gesucht, sondern der bestehende kann erweitert werden.» Zudem müsse die Gemeinde die Kosten nicht selber tragen. Die Vorstudie rechnete für einen neuen Wärmeverbund mit Investitionskosten von 4,8 bis 5 Millionen Franken. Nicht zuletzt werde sich das Projekt wohl rascher realisieren lassen, da ein Teil der Infrastruktur bereits bestehe und nicht die Gemeindeversammlung darüber befinde. «Wir sind zuversichtlich, dass der erweiterte Wärmeverbund einem Bedürfnis entspricht und zustande kommen wird», so der Gemeindepräsident.
«Idealer Ersatz für Ölheizung»
Toni Reichen legt Wert auf die Aussage, dass er nun zwar prüfe, den Wärmeverbund auszubauen, eine Garantie dafür habe er der Gemeinde jedoch nicht gegeben. Er sei aber zuversichtlich, dass die Erweiterung gelingen könnte. Der Platz für einen zweiten Ofen und ein grösseres Holzschnitzellager sei vorhanden. Nun gehe es darum, abzuklären, wie viele Liegenschaftsbesitzer tatsächlich Interesse an einem Anschluss haben. Er rechne nicht mit 30 bis 35. «In einer Umfrage sprechen sich meist viele für einen Anschluss aus. Aber wenn es dann ans Umsetzen geht, will man doch lieber noch warten, bis die Ölheizung nicht mehr funktioniert», erklärt Reichen. Trotzdem gehe er davon aus, dass sich genügend Liegenschaftsbesitzer für einen Anschluss entscheiden könnten. Zum Beispiel in der Überbauung Geissrüti mit ihren Ein- und Mehrfamilienhäusern müssten viele Ölheizungen nach und nach ersetzt werden, so Toni Reichen. «Da ist eine Lösung mit Fernwärme ideal.»
Eine Schlüsselposition in der Planung des erweiterten Wärmeverbundes nimmt die Überbauung Hofacker ein. Über dieses Grundstück würde die Leitung in die Geissrüti führen. Der Investor zeige grosses Interesse, die drei neuen Mehrfamilienhäuser an den Wärmeverbund anzuschliessen, allerdings stehe man unter Zeitdruck, sagt Reichen. «Im Februar sind Erdsondenbohrungen für eine Wärmepumpe geplant. Bis Ende Januar muss also klar sein, ob unser Projekt zustande kommt oder nicht.» Sollte es scheitern, werde auch ein Anschluss der Geissrüti schwierig. «Die Leitungen müssten dann entlang der Gemeindestrasse verlegt werden, was viel zu teuer wäre.»
Die Baueingabe sei nun zur Vorprüfung bei der Gemeinde und den verschiedenen Fachstellen des Kantons, erklärt Toni Reichen. Danach werde das Baugesuch publiziert. Für die kurze Leitung bis zum Hofacker laufe derzeit ein vereinfachtes Verfahren. Ziel sei es, die erweiterte Holzschnitzelheizung wenn möglich im Herbst 2021 in Betrieb nehmen zu können.
Silvia Wullschläger