Geliebte Rezepte, die alte Erinnerungen wecken

Geliebte Rezepte, die alte  Erinnerungen wecken
49 Rezepte aus dem Emmental, wie diese «Verbrüeiti Chugle», sind im neuen Kochbuch zusammengetragen. / Bild: zvg
Sumiswald: Im neu erschienenen Kochbuch «Chuchischätz» haben 42 Bewohnerinnen und Bewohner des Alterszentrums ihre alten Rezepte und Erinnerungen dazu preisgegeben.

Sie heissen «Pfannechratzete», «Hamme ir Äsche» oder auch «Härdöpfubitzli» und sind alte, liebgewonnene Rezepte, an die sich die Bewohnerinnen und Bewohner des Alterszentrums Sumiswald gerne zurückerinnern. Insgesamt 49 solche Rezepte hat Salome Schütz, stellvertretende Küchenchefin, im neuen Kochbuch «Chuchischätz» zusammengetragen. Das Besondere daran ist, dass jedes von einer persönlichen Erinnerung begleitet ist. «Ich habe eine Fernseh-Sendung gesehen, bei der es um Erinnerungen und Bewahren von Wissen ging. So entstand die Idee, mit unseren Bewohnerinnen und Bewohnern etwas ähnliches zu gestalten», sagt Salome Schütz. Im Juli 2019 ging sie auf die Bewohner zu und erklärte ihnen das Vorhaben, ein Kochbuch mit alten Rezepten und Erinnerungen zu gestalten. «Im Laufe der vielen Gespräche wurde mir immer bewusster, wie wertvoll es ist, dieses alte Wissen zur Zubereitung von Speisen zu
bewahren. Ich war beeindruckt, wie kreativ die Menschen damals mit
einfachen Lebensmitteln schöne
und schmackhafte Menüs gekocht
haben.»

Handgeschriebene Kochbücher

Einige der Bewohnerinnen haben in ihren jungen Jahren einen fünfwöchigen Kurs in Hauswirtschaft besucht und konnten auf die Rezepte aus dem damaligen, noch handgeschriebenen Kochbuch zurückgreifen. «Andere haben ihre alten, eigenen Bücher aufgehoben und fanden darin ihre Lieblingsgerichte. Es gab auch ein paar Bewohnerinnen und Bewohner, die aus ihrer Erinnerung ein Menü zusammengetragen haben», zeigt Salome Schütz den Entstehungsprozess des Buches auf. 

Dann sei es ans Ausprobieren gegangen. «Wir in der Küche haben jedes Rezept nachgekocht – zum Teil mehrfach. Dann haben wir diese mit Bewohnerinnen und Bewohnern getestet. Sie gaben uns dann die entscheidenden Hinweise, was am Ergebnis noch zu verändern ist, damit es ‹wie damals› schmeckt.» 

Den Kümmel vom eigenen Feld

Ein wichtiger Teil des Buches sind die Erinnerungen aus der Kindheit, welche die Bewohnerinnen und Bewohner mit dem jeweiligen Gericht verbinden. «Eine Frau hat mir berichtet, wie sie den Kümmel für ihre ‹Härdöpfusuppe› jeweils auf ihrem eigenen Feld geholt hat», erzählt Salome Schütz. Eine Bewohnerin erinnerte sich, wie ihr Bruder Fritz sich immer sehnlichst «Verbrüeiti Chugle» von der Mutter gewünscht habe (Rezept siehe Kasten). Dies sei ein einfaches Mittagessen, das ähnlich wie ein Berliner schmecke. «Beeindruckt hat mich auch die Geschichte zu den ‹Birewegge›, für welche die Mutter der Bewohnerin jeweils ein paar Birnen von der Arbeit nach Hause nehmen durfte. Das Obst selber zu kaufen, dafür hatte die Familie kein Geld.» Etwas schüchtern habe ihr eine Frau von der «Pfannechratzete» erzählt, ein Rezept aus dem 19. Jahrhundert. Sie könne nicht mit einem exklusiven Menü aufwarten. «Sie beschrieb mir, wie aus einem angebratenen Omelettenteig etwas wie ‹Chnöpfli› entstanden. Dieses Essen sei sehr einfach, aber sättigend gewesen.» 

Auf Wünsche eingehen

Die Bewohnerinnen und Bewohner  können sich nun zum Beispiel zum Geburtstagsessen eines der gesammelten Rezepte wünschen. «Aber auch generell versuchen wir, wenn sich jemand ein bestimmtes Menü wünscht, darauf einzugehen», sagt Salome Schütz.


Das Kochbuch «Chuchischätz – Rezäpt, Gschiche u Erinnerige us em Ämmitau» kostet 35 Franken und kann beim Alterszentrum Sumiswald AG oder unter sumia.ch bestellt werden.

Rezeptvorschlag: «Verbrüeiti Chugle»

Zutaten:
150 g Mehl
2,5 dl Wasser oder Milch
4 Eier
1 Pr. Salz
50 g Butter
10 g Zucker
Speisefett (zum Beispiel Astra) zum Frittieren
Zucker und Zimt 
Dazu Apfelkompott servieren
Ergibt 4 Portionen. Zubereitung: 30 Minuten, Frittieren: 15 Minuten. 


Zubereitung:
Wasser, Salz Butter und Zucker aufkochen. Mehl im Sturz dazugeben und die Masse dann aufbrühen, bis sie sich vom Pfannenboden löst (Brandteig). Die Masse etwas abkalten lassen und in eine Rührschüssel gegeben; nun ein Ei nach dem anderen vorsichtig unterklopfen, bis der Teig Blasen wirft. Öl heiss werden lassen. Mithilfe von zwei Esslöffeln ovale Kugeln formen und direkt ins heisse Öl geben, bei 160 Grad goldbraun frittieren, warmstellen. Im Zimt-Zucker-Gemisch wenden.

24.12.2020 :: Veruschka Jonutis (vjo)