Wegen eines Unfalls ist Walter Scheidegger auf Krücken angewiesen. / Bild: Gertrud Lehmann (glh)
Hasle: Nach zwölf Jahren als Präsident und zuvor vier im Rat zwingt die Amtszeitbeschränkung Walter Scheidegger zum Rücktritt. Er schätzte den direkten Kontakt zur Bevölkerung.
«Ich wäre auch ohne Amtszeitbeschränkung nicht mehr angetreten» verrät Scheidegger, obwohl es eine spannende Epoche in seinem Leben gewesen sei. Einerseits steht er kurz vor dem beruflichen Ruhestand, und andererseits zwingt ihn zurzeit ein Fahrradunfall zum vorübergehenden Rentnerdasein.
Weitsichtig planen
Wie ein Adlerhorst «klebt» Walter Scheideggers Heim hoch oben am steilen Abhang. Er kann die Beunruhigung der Besucherin kaum verstehen, denn jahrelange Routine lassen ihn diese Situation als völlig normal erscheinen. Belohnt wird er hier natürlich durch die einmalige Weitsicht, Ruhe und Nähe zur Natur. Zwar sind die Alpen heute vom Nebelschleier verhüllt, aber Weitsicht besitzt Scheidegger trotzdem in jeder Hinsicht, das bewies er als umsichtiger Gemeindepräsident.
Offenbar war man in der weitläufigen Gemeinde – Hasle besteht aus den vier Ortsteilen Hasle, Biembach, Schafhausen und Goldbach – zufrieden mit dem «Oberhaupt», sonst hätte man Walter Scheidegger nicht immer wieder gewählt. Nicht umsonst wusste er immer, wo der Schuh drückt. Als Handelsvertreter der Firma Wasgom hatte er in der stark von Landwirtschaft und Kleingewerbe beherrschten Region direkten Kontakt zu den meisten seiner «Schäfchen». Wasgom handelt mit Agro-Produkten für Haus und Hof. Bei den Verkaufsgesprächen kam man natürlich auch auf die persönliche Situation der Einwohner, allerlei Sorgen und Nöte, zu sprechen. Sei es ein Wegrecht, ein Bahnübergang, eine Wasserleitung, der Schulweg oder die Zufahrtsstrasse – Scheidegger hatte stets ein offenes Ohr und konnte oft auch etwas bewirken. In seiner Amtszeit wurde das Reservoir Nollen saniert, das Schulhaus Goldbach renoviert, die Erweiterung der Schulanlage Preisegg sowie die Mehrzweckhalle fertig ge-baut, und das Strassenbauprojekt Dorfschwummen realisiert, um nur die wichtigsten zu nennen. «Wir haben in der Gemeinde immer massvoll investiert. Das zahlt sich besser aus, als zu sparen, und plötzlich steht man vor Riesenausgaben und muss die Steuern erhöhen», hält der abtretende Gemeindepräsident fest.
Stürmische Zeiten
Aber nicht nur Erfreuliches kommt ihm in den Sinn, wenn er zurückblickt. Einen Polizistenmord und ein tödliches Familiendrama musste er als Gemeindevertreter bewältigen. Und als das stillgelegte Schulhaus Schafhausen in ein Durchgangszentrum für Asylsuchende umgewandelt werden sollte, brach ein Sturm der Entrüstung aus. Ein Teil der Bevölkerung protestierte vehement dagegen, davon betroffen war namentlich auch Scheidegger. Doch als sich die Bewohner des Asylzentrums als anständig erwiesen, legte sich die Empörung. Ruhe kehrte ein und die Summe, die der Kanton für die Unterkunft bezahlt, tut der Gemeindekasse gut.
Nun wird Raymond Weber, EVP, das Ruder übernehmen. «Alles ändern wird sich nicht», sagt Walter Scheidegger, SVP. «Man politisiert sachbezogen und der Gemeinderat ist in Sachen Parteien gut durchmischt.»