Statt der Skistöcke hält er das Mikrofon in der Hand: Beat Feuz hat sich in seiner neuen Rolle gut eingelebt. / Bild: SRF
Ski: Als Experte für SRF bleibt Beat Feuz mit dem Skisport verbunden. Er gibt Einblicke in diese Rolle und erklärt, warum es ihn manchmal reizen würde, eine Rennstecke runter zu rasen.
Die Ski-Saison ist vorbei, haben Sie aktuell Ferien?
Mehr oder weniger. Zwischen einzelnen Terminen habe ich auch während der Saison immer wieder ein bisschen Ferien. Aber auch jetzt im Frühling stehen noch einige Dinge an. Mit Head werde ich beispielsweise unterwegs sein oder Kinderskirennen besuchen.
Wenn Sie mal nichts los haben: Für was nutzen Sie die Freizeit?
Zuhause sein, mit der Familie und den Kindern Dinge unternehmen, Tennis spielen oder im Winter Langlaufen gehen. Solche Sachen konnte ich früher während der Saison nicht machen. Anderthalb Stunden auf den Langlaufskiern waren eher kontraproduktiv. Jetzt ist das alles egal. Wenn ich von den Skirennen nach Hause komme, kann ich machen, was ich will.
Wie macht da der Körper mit?
Nach der Karriere hat sich mein Körper sehr positiv entwickelt. Besonders mein lädiertes Knie fühlt sich besser an. Jetzt merke ich aber schon langsam, dass ich kein Krafttraining mehr mache. Die Muskeln werden weniger und das muss ich sicher angehen, damit es meinem Körper weiterhin gut geht.
Seit 2023 arbeiten Sie als Experte für SRF. Wie gefällt Ihnen diese Rolle?
Eigentlich ganz gut. Es ist natürlich etwas anderes als zuvor, aber man ist trotzdem immer noch dabei. Man sieht die Athleten, die man sehr gut kennt und auch das ganze Drumherum, seien es Trainer oder Serviceleute, einfach alles, was im Rennzirkus so passiert. Dass ich diese Leute immer noch sehe, freut mich eigentlich am meisten, weil doch eine grosse Verbundenheit über die Jahre entstanden ist.
Stehen Sie immer noch in regelmäs-sigem Kontakt zu diesen Leuten?
Ja, vor allem wenn ich mit SRF vor Ort dabei bin. Ich weiss, wo sich jeder Raum befindet, ich weiss, wo alle Athleten oder Nationen untergebracht sind, und dann schaue ich natürlich gerne einmal vorbei.
Die Rolle als TV-Experte ist aber schon etwas ganz anderes.
Ich war am Anfang schon etwas angespannt, weil ich nicht wusste, wie ich bei den Leuten ankommen werde. Zuvor beim Skifahren ging es einfach um die eigene Leistung. Das Resultat zeigte, ob es gut oder nicht gut war. Jetzt ist es anders. Jetzt müssen die Leute mitbestimmen, ob es gut war oder nicht. Zuerst war ich natürlich etwas aufgeregt. Ich finde aber, es ging relativ schnell, bis ich mich lockerer fühlte während des Kommentierens. In der abgelaufenen Saison war es noch einmal etwas einfacher.
Erhalten Sie Rückmeldungen von den Zuschauern?
Man hört Positives, man hört Negatives - man hört wirklich von allem etwas. Natürlich freue ich mich, wenn positive Nachrichten kommen, aber ich bin auch froh, wenn ich nicht allzu viel höre. Dann ist es meistens gut.
Sie kennen viele der Athleten sehr gut. Dennoch müssen Sie neutral kommentieren.
Als Athlet hatte ich mir meine Fahrten nachträglich jeweils auch noch einmal angeschaut und die Kommentare dazu angehört. Da hätte ich es selbst nicht gut gefunden, wenn ich eine schlechte Fahrt gezeigt hätte und mich der Kommentator dennoch die ganze Zeit gelobt hätte. Die Leistung und der Kommentar muss übereinstimmen.
Wie sieht Ihre Vorbereitung und ein klassischer Einsatz als TV-Experte aus?
In den Abfahrtswochen reisen wir jeweils auf das Abschlusstraining an. Da sind wir dann vor Ort und schauen uns das Training an. Dieses Jahr hatten wir etwas Pech. überall, wo wir waren, gab es kein Abschlusstraining. Danach muss geschaut werden, was ins Vorprogramm soll, wie viel Zeit dafür zur Verfügung steht und was man von der Strecke präsentieren will. Da bin dann auch ich gefragt: Wo könnte es Schwierigkeiten geben? Wie sieht die Piste aus? Was wollen wir erzählen?
Reizt es Sie jeweils, selbst wieder auf den Skiern zu stehen?
Wenn man die Strecken besichtigt, wie dieses Jahr zum Beispiel in Wengen - perfektes Wetter und eine sensationelle Piste, wie ich sie in meiner aktiven Zeit selten erlebt habe - dann denke ich schon: das wäre jetzt etwas! Aber dann muss ich kurz weiterdenken. Was braucht es, dass ich hier schnell sein könnte? Dafür bräuchte es dann eben doch relativ viel. Deshalb ist es gut, wie es ist. Man muss alles immer in Relation setzen. Aber sicher, wenn ich dort stehe und eine solch perfekte Piste sehe, hätte es natürlich einen gewissen Reiz.
Aus Schweizer Sicht war die Saison gespickt mit Highlights. Wenn Sie eines hervorheben müssten, welches wäre es?
In dieser Saison etwas rauszupicken, ist wahnsinnig schwierig. Die Fahrt von Marco Odermatt im Super-G an der Weltmeisterschaft kann man rein fahrtechnisch kaum besser machen. Das hat mir imponiert. Und dann natürlich Franjo von Allmen. Nicht unbedingt eine einzelne Fahrt, sondern mehr sein rasanter Aufstieg. Und, dass sich die Schweizer als Team so konstant ganz vorne etabliert haben.
Franjo von Allmen wird manchmal mit Ihnen verglichen. Wie sehen Sie das?
Rein fahrtechnisch sind wir recht verschieden. Er ist mehr der Risikofahrer, dafür war ich nicht so bekannt. Aber er ist ein sehr ruhiger Typ und sicher keiner, der sich in den Vordergrund stellt. Das gefällt mir sehr gut. Zudem kommt er auch aus einem Tal. Ich fand es lustig, als dort nach der WM überall Plakate hingen - das hat mich schon ein wenig an Schangnau 2017 erinnert.
Wenn Sie Schangnau erwähnen: Sie wohnen seit 17 Jahren in Österreich. Was vermissen Sie vom Emmental?
Die Ruhe. Das ist im Emmental und gerade in Schangnau fast einmalig. Das geniessen wir immer sehr, wenn wir dort sind. Und dann auch die Natur und die Aussicht, obwohl diese in Österreich auch schön sind.
Ende April werden Sie wieder mal in Schangnau sein: Zur Auflösung des Fanclubs. Warum gerade jetzt?
Der Zeitpunkt wurde nicht ohne Hintergedanken ausgewöhlt: Im April ist es seit der Gründung meines Fanclubs genau 20 Jahre her.