Agnes und Michael durchleben manch dramatischen Moment. / Bild: zvg
Moosegg: Mit dem spritzigen Broadway-Stück «I do! I do! – Das musikalische Himmelbett» wagen sich die Freilichtspiele Moosegg ans ewige Thema der Ehe in all ihren Facetten.
Nicht selten laden Musicals ihr Publikum ein, mitzufiebern, bis sich Männlein und Weiblein endlich in die Arme sinken. Das Musical «I do! I do! – Das musikalische Himmelbett» jedoch beginnt da, wo andere romantische Geschichten aufhören. Es erzählt auf tragisch-romantische Weise von den Eheturbulenzen zwischen Agnes (Stefanie Verkerk) und Michael (Simon Burkhalter), die schon bald nach der Hochzeitsnacht beginnen.
Den Autoren Tom Jones und Harvey Schmidt ist ein Klassiker des amerikanischen Musicaltheaters geglückt, der es 1966 als erstes Zwei-Personen-Stück an den New Yorker Broadway schaffte. Die Lieder sind voller Leidenschaft und Gefühl, aber auch angereichert mit erbitterten Wortgefechten, die sich mit den Jahren einschleichen. Das Paar durchlebt alle Höhen und Tiefen einer langen Ehe.
Stationen einer Ehe
Die Hochzeitsnacht gestaltet sich zunächst scheu. Er trägt Nachthemd und Schlafmütze, sie dann bald ein Kind unter dem Herzen. Er lebt seine kindische Seite aus, sie hält den Laden zusammen. Er verdient die Brötchen als Schriftsteller, sie findet seine Bücher doof. Und so gehen die Jahre dahin und alle Stationen lassen sich vortrefflich als Schablone für die meisten Ehen verwenden. Brennende Leidenschaft, zermürbender Alltag, Stunden voller Nähe, Momente ohne Gleichklang, erotisch motivierte Alleingänge, zerfleischendes Miteinander.
Stefanie Verkerk und Simon Burkhalter liefern inmitten ihres schneeweissen Umfelds eine stimmliche und tänzerische Leistung ab, die es mit jeder Bühne aufnehmen kann. Dazu absolvieren sie alle Umbauten wie selbstverständlich selbst, als bauten sie tatkräftig ihr Eheleben stetig um. Regisseur Martin Schurr spart nicht mit originellen Szenen, wenn etwa der werdende Vater einen Blumentopf in den Armen wiegt, während seine Frau in den Wehen liegt. Auch die Kostüme von Renate Tschabold sorgen zuweilen für Komik. Besonders die lange Unterhose des Gatten ist so sexy.
Frisch und authentisch
Ein flotter Ritt auf dem Schaukelpferd oder eine Agnes mit Federboa um den Hals und Knarre in der Hand veredeln das Musical, das spätestens verstaubt daherkommt, wenn Michael in einem Lied feststellt: «Frauen gehen mit 40 ein, wenn der Östrogenspiegel sinkt.» Das lässt die Angesungene natürlich nicht auf sich sitzen: «Dein Naturgesetz ist vorn Arsch!» Die Live-Musik mit E-Piano, Akkordeon, Saxophon und Bass von Dejan Skundric, Heike Rügert, Meret Ruch, unter der Leitung von Bruno Leuscher, wirkt ebenso frisch und authentisch wie das Spiel der Schauspielenden. Der Dialog: «Du kommst immer zu spät!» – «Du kommst immer zu früh!» oder Agnes resigniertes: «Ich kann nicht hinterm Ofen sitzen und sterben wie ein kleines Haustier» liefern bittere wie komische Momente. Er schmatzt im Schlaf und sie wirft das Geld für Klamotten raus.
Gibt es ein Happyend? Natürlich! Wie in jeder guten Ehe. Oder etwa nicht?
Aufführungen: 17. bis 26. Juni, jeweils 20.15 Uhr. Tickets unter www.freilichtspielemoosegg.ch