Am Ende jubelten die Anhänger des Lausanne HC, die sich gegen tapfer kämpfende SCL Tigers durchsetzten. / Bild: Anthony Fedrigo
SCL Tigers: Mit einer 2:6-Niederlage in Lausanne ging am Dienstagabend die Saison der Langnauer zu Ende. Und damit auch die lange Karriere von Stürmer Pascal Berger.
0:17! So lautete das Schussverhältnis aus Langnauer Optik vorgestern Dienstag, als sie im siebten und entscheidenden Playoff-Viertelfinalspiel in Lausanne erstmals einen Puck auf den gegnerischen Torhüter brachten. Über 15 Minuten waren da bereits gespielt und die Emmentaler mit dem Rückstand von 0:2 Toren noch sehr gut bedient. Selbst ein einheimischer Journalist oben auf der Medientribüne, welcher seit 48 Jahren über den LHC berichtet, konnte sich an keine vergleichbare Machtdemonstration erinnern.
Dass die Partie zur zweiten Pause – das Schussverhältnis lautete mittlerweile 39:4 zugunsten der Waadtländer – nicht längst entschieden, sondern resultatmässig weiterhin völlig offen war, musste aus Lausanner Sicht wie ein schlechter Witz anmuten. Vili Saarijärvi, Langnaus kreativer Abwehrspieler, welcher die SCL Tigers auf nächste Saison hin in Richtung Genf verlassen wird, traf zu Beginn des Mitteldrittels im Powerplay zum 1:2-Anschlusstor. Und hielt damit die Langnauer Hoffnungen auf die ganz grosse Überraschung am Leben.
Chancenlos im Showdown
Im letzten Drittel gelang dem haushohen Favoriten Lausanne dann aber doch noch, was er zuvor lange versäumt hatte: Die spielerische Dominanz in Zählbares umzumünzen. Heldner, Bozon und Riat machten innert neun Minuten aus einem 2:1 ein 5:1 – und setzten dem Langnauer Märchen damit jenes Ende, welches sich an diesem Abend bereits vom ersten Bully weg abgezeichnet hatte.
Nachdem die Tigers zwei Tage zuvor mit ihrem dritten Sieg in dieser Viertelfinalserie den Showdown überhaupt erst erzwingen konnten, hatten sie dem starken Gegner in der «Belle», welche über Halbfinal oder Saisonende entschied, nichts mehr entgegensetzen. Mit 2:6 ging die Partie letztlich verloren. Der Form halber sei das finale Schussverhältnis auch noch erwähnt: Lausanne 56, Langnau 10.
Pascal Berger sagt Adieu
Während die zahlreich mitgereisten Fans die Mannschaft noch lange nach Spielschluss feierten, blieb die Türe der Langnauer Garderobe längere Zeit geschlossen. Als sie sich öffnete, kehrten sämtliche Spieler aufs Eis zurück, um sich noch einmal von den ausharrenden Fans zu verabschieden. Vor allem für einen Spieler war dies ein ganz besonderer Moment: Pascal Berger, dessen Karriere einen Tag nach seinem 36. Geburtstag zu Ende ging. Mit Tränen in den Augen winkte er den Fans ein letztes Mal zu, ehe er die grosse Bühne endgültig verliess.
Kurz darauf, im Lager der Emmentaler war die Stimmung dank Pizza und Bier schon wieder ein wenig heiterer, stand Berger im Kabinengang und sagte. «Natürlich hätte ich mir ein anderes Ende erhofft. Aber Niederlagen gehören nun mal zum Sport dazu.» Zwei Ziele habe er noch erreichen wollen, nachdem er sich vor einigen Wochen zum Rücktritt entschieden hatte: «Gesund bleiben und noch einmal Playoffs spielen.» Beides ging in Erfüllung. «Darauf bin ich stolz.» Das ist er auf vieles, was er in den letzten neun Jahren in Langnau bewegen konnte, nachdem er 2016 als dreifacher Meisterspieler des SC Bern ins Emmental gewechselt war. «Als ich hier hin kam, war man schon zufrieden, wenn man nur 0:3 statt 0:5 verlor. Das hat mich am Anfang schon erschreckt.»
Abstand vom Hockey
Die Mentalität habe sich deutlich verändert. «Nun haben wir den grossen Favoriten Lausanne bis zum letzten Spiel gefordert und sind trotzdem nicht zufrieden. Das spricht für den Charakter dieser Mannschaft.» Wieder spricht Berger von Stolz. Konkrete Zukunftspläne hat er noch keine, er kann sich gut vorstellen, dem Eishockey erhalten zu bleiben. «Aber erst nach einer Pause. Nach 19 Jahren als Profi brauche ich jetzt erst einmal Abstand und will Zeit mit der Familie verbringen und Dinge tun, für die ich in den letzten Jahren keine Zeit hatte.»
Zeit haben Berger und seine (Ex-)Teamkollegen demnächst genug. Statt einem Halbfinal gegen die ZSC Lions sind nach einer umfassenden Saisonanalyse bald Ferien angesagt. Nach einer Saison, die mit einer Enttäuschung endete, den Fans aber alles in allem dennoch viel Freude und zahlreiche Highlights bescherte.