Stefan Berger, Präsident der Regionalkonferenz, hat die Ausstellung initiiert. Auf dem Bild steht er vor Fotografien von Ernst Purtschert. / Bild: Erhard Hofer (hol)
Emmental: Das Museum Franz Gertsch gibt Einblick in das künstlerische Schaffen des Emmentals. Eine professionelle Schau ist entstanden, die grosse und kleine Namen gleichermassen würdigt.
Die Idee der Ausstellung stammt vom Präsidenten der Regionalkonferenz Stefan Berger. «Da die 39 Gemeinden seit ein paar Jahren auch das Museum Franz Gertsch unterstützen, fragte ich mich, ob das international ausgerichtete Haus nicht auch einmal das künstlerische Schaffen des Emmentals zeigen könnte», erklärt der Politiker an der Presseführung. Zusammen mit dem Museumsdirektor Arno Stein kontaktierte er die Gemeinden und forderte sie auf, Kunst aus ihrem Gebiet einzusenden.
Buris letztes, unvollendetes Bild
Anna Wesle und Catharina Vogel haben dann eine Auswahl getroffen und die Ausstellung konzipiert. Sie loben die Grosszügigkeit der Stadt Burgdorf und anderen Gemeinden, welche bereitwillig die Wände von Büros und Sitzungszimmern leerräumten, um dem Museum die gewünschten Bilder auszuhändigen. «Sie haben uns alle Amiets und Buris geben, die wir wollten», lacht Anna Wesle mit Blick auf die Wand, an der die Werke der beiden grossen Meister hängen. Dann macht sie auf das letzte, unvollendete Bild von Max Buri (1868–1915) aufmerksam. Es zeigt auf der linken Seite zwei Menschen im Gespräch, die auf dem Plakat zu sehen sind. Der Rest des Bilds ist unfertig geblieben. «Der Keramikkrug im Vordergrund und die junge Frau am anderen Ende des Tischs sind nur angedeutet. Das gibt dem Bild einen modernen Zug», meint die Kuratorin. Eine zweite Überraschung ereignet sich während der Presseführung vor zwei Gemälden von Hans Gartmeier (1910–1986). Auf dem einen Bild «Znüni auf dem Feld» wird Milch eingeschenkt, auf dem anderen «Rüegsegg» ist eine grosse Emmentaler Landschaft abgebildet. Arno Stein gerät ins Schwärmen. «Ich habe über diesen Künstler recherchiert, er gilt als der Anker des Emmentals, und ich bin mir sicher, dass uns viele Leute kontaktieren werden, um uns mitzuteilen, dass sie auch einen Gartmeier besässen.»
Die Kunstwerke, ob von Profimalerinnen oder Amateurkünstlern, kommen in der Hängung der beiden Kuratorinnen gut zur Geltung. Hansueli Anliker (1941–2008) hat zwei stimmungsvolle Lithografien von den Weilern «Haselholz» und «Im Guetisberg» geschaffen. Sie hängen neben Architekturzeichnungen, die zeigen, wie gut der Maler aus Lützelflüh zeichnen konnte. Von Ueli Dolder (*1951), Kunstmaler in Eggiwil, ist eine Winterlandschaft in expressiven Farben zu sehen. Die gleichen Farben findet man ein paar Bilder weiter auf dem Gemälde «Im Wald» von Werner Neuhaus (1897–1934) wieder.
Nicht ähnlich, sondern ganz und gar gegensätzlich, sind zwei Landschaften von Hans Nussbaumer (1920–1985) und Willi Meister (1918–2012). Flache wüstenähnliche Bilder hängen neben einer schweren hügeligen Landschaft.
Eine Überraschung stellen die ausgestellten Keramiken dar. Von Rebecca Maeder (*1978) und Sangwoo Kim (*1980), beide aus Röthenbach, sind zwei Objekte zu sehen, die gegensätzlicher nicht sein könnten. Hier das durchbohrte kraterförmige Objekt der Keramikerin, dort der fein geschliffene Kern des Koreaners. Daneben stehen die kunstvoll gedrehten und im Holzofen gebrannten Skulpturen von Aschi Rüfenacht (*1952), dem Doyen aus Affoltern. Die vierte Keramikerin im Bund, Erika Fankhauser Schürch (*1969) aus Wynigen, hat faszinierende Reliefs von Landschaften wie der Lueg oder Fankhaus bei Trub geschaffen.
«So gut ausgestellt»
Schliesslich bereitet der Saaltext von Catharina Vogel und Anna Wesle grosse Freude. Die beiden Kunsthistorikerinnen beschreiben darin ausführlich alle ausgestellten Werke und widmen jeder Künstlerin, jedem Künstler eine Biografie. Der Kunstmaler Peter Merz (*1942) und der Fotograf Ernst Purtschert (*1950), deren Werke ins Thema der Ausstellung einstimmen, freuen sich, einen Platz im Museum erhalten zu haben. Stellvertretend für viele sagt Purtschert: «Im Museum Franz Gertsch herrscht eine andere Liga als ich es gewohnt bin. Noch nie habe ich meine Fotografien so gut ausgestellt gesehen.»