In der Badi Grosshöchstetten sorgt eine automatisierte Wasseraufbereitung dafür, dass es keine roten Augen gibt. / Bild: Olivia Portmann (opk)
Sommerserie 2021: Dass es im Badewasser Chlor drin hat, ist kein Geheimnis. Doch was steckt sonst noch alles im kühlen Nass, damit den Gästen des Freibads der Spass nicht vergeht?
«In Grosshöchstetten ist die Wiederaufbereitung des Wassers automatisiert. Zusätzlich kontrollieren wir zweimal täglich von Hand», erklärt der Chefbademeister Yves Brotschi, wie er und sein siebenköpfiges Team sicherstellen können, dass die Wasserqualität stimmt.
Die gut 1100 Kubikmeter Wasser, die es braucht, um die Aussenanlage der Badi Grosshöchstetten zu füllen, kommen direkt aus der Leitung des dorfeigenen Reservoirs. Damit die Badegäste, die sich ins kühle Nass wagen, nicht krank werden, wird dem Wasser Chlor und Schwefelsäure beigemischt, um das Wasser so PH-neutral wie möglich zu machen. Die Chemikalien sind so dosiert, dass sie niemandem schaden. «Sie sorgen dafür, dass der ins Wasser getragene Dreck neutralisiert wird», klärt Yves Brotschi auf, der seit neun Jahren in Grosshöchstetten als Bademeister arbeitet und seit diesem März als Chefbademeister angestellt ist. «Als Dreck bezeichnen wir nicht nur Sonnencreme oder Parfumreste, sondern auch Harnstoffe, die sowohl im Urin wie auch im Schweiss vorkommen.» Wenn das Chlor mit dem Dreck reagiere, dann nenne man das Chloramin, führt Brotschi weiter aus. «Der Chlorgeruch, der von vielen als unangenehm wahrgenommen wird, ist der Geruch des Chloramin. Und das kann die roten Augen verursachen.» Ihre Wasseraufbereitungsanlage kontrolliere die Chlordosierung und den PH-Wert, die Chloraminwerte könnten sie nur von Hand bestimmen, erklärt der Bademeister.
30 Liter Wasser pro Person
Im Freibad werde der Toleranzwert sehr selten erreicht, so Brotschi. Dies, weil permanent Frischwasser nachfliesse, um das Becken voll zu halten. «Draussen geht viel Wasser verloren, weil es durch die Sonne verdunstet oder die Leute es mit ihren Badekleidern aus dem Becken tragen. Beim Wasserspringen spritzt es zudem raus.» Pro Person rechnet das Bad mit 30 Liter Frischwasser. In Grosshöchstetten sei man dank der modernen Wasseraufbereitunganlage und der Möglichkeit, das Überlaufwasser säubern zu können und wieder in den Kreislauf zu speisen, relativ effizient, erklärt der Badeaufseher. Wenn aber im Kleinkinderbecken ein Malheur passiert, etwa wenn ein Kind erbrechen muss oder sein grosses Geschäft verrichtet, dann sei es auch kein Problem, das Wasser abzulassen und frisches nachzufüllen. «Beim grossen Becken ist das natürlich nicht möglich. Geschieht dort ein Malheur, so filtern wir es raus und dosieren das Chlor über Nacht etwas höher, damit das Wasser am nächsten Tag wieder sauber ist.»
Es fänden Bestrebungen statt, das Wasser ohne Chemikalien sauberzukriegen. Im Moment seien solche Systeme aber noch sehr teuer und aufwendig, weshalb in der Schweiz das Badewasser derzeit immer noch mit Chlor desinfiziert werden müsse, erklärt Brotschi.
Duschen erwünscht
Klar, gibt Yves Brotschi zu, wäre es schön, wenn alle Badegäste vor dem Betreten des Beckens duschen würden. «Wir plädieren da aber auf die Eigenverantwortung.» Es gehe schliesslich nicht nur um die Hygiene, sondern auch um die Sicherheit. «Durch das Abduschen kann der Körper ein wenig abgekühlt werden. Denn überhitzt ins Wasser springen, ist gefährlich», warnt der Chefbademeister.
Kinder in Griffnähe haben
Auch was Spielzeug wie Gummitiere oder Meerjungfrauflossen anbelange, so sei man in Grosshöchstetten tolerant: «Solang es nicht zu viele Leute im Becken hat und die Kinder mit ihren Spielzeugen niemanden stören, ist es toll, wenn sie damit ihren Spass haben.» Die Wasserqualität nehme dadurch keinen Schaden. «Dreckpartikel, die wir sehen, können wir rausfischen oder sie landen später im Filter.» Nur bei einer Sache habe er keine Toleranz, betont Yves Brotschi: Eltern sollten ihre Kleinkinder immer in Griffnähe haben. «Gerade in der Nähe von Wasser ist dies unabdingbar, viel zu schnell kann etwas passieren.»