«Für einen Ring brauchts 23 Kubikmeter Kurzholz»

«Für einen Ring brauchts 23 Kubikmeter Kurzholz»
Eine gute, feste Unterlage ist wichtig, damit die Schwinger nicht einbrechen und sich verletzen. / Bild: Christian Frey (cft)
Sommerserie: Es spritzt, es klebt, es riecht, es federt ab: Das Sägemehl wird einander abgewischt und dient als Unterlage der Schwinger. Doch Sägemehl ist nicht einfach nur Sägemehl.

Auch beim Schwingsport wird Nachhaltigkeit gross geschrieben. So sind die Veranstalter von Schwingfesten vermehrt bestrebt, die Unterlage allenfalls mehrmals zu verwenden. Coronabedingt wurden in dieser Saison zum Teil mehrere Anlässe an derselben Stätte ausgetragen. 

In der Innerschweiz beispielsweise duellierten sich die Schwinger während vier Wochenenden auf demselben «Kurzholz» bei der Sportanlage in Ibach um das begehrte Eichenlaub.

Auch auf dem Brünig wurden in diesem Jahr Synergien genutzt und neben dem traditionellen Brünig-Schwinget zwei Wochen zuvor bereits das Oberländische Schwingfest in der Naturarena ausgetragen. Verantwortlich für die perfekte Unterlage war dabei Theo Horat aus Hasliberg Reuti, OK-Mitglied des Brünig-Schwinget, Verantwortlicher Platzchef beim diesjährigen Oberländischen und Präsident der Schwingsektion Hasliberg.


Zwei zusätzliche Ringe aufgebaut

Insgesamt sechs Sägemehlringe mussten für den ersten Anlass auf der Brünigpasshöhe hergerichtet werden. Da die Naturarena jedoch nur Platz für vier Ringe bietet, wurden kurzerhand auf dem Platz, wo während dem Bergklassiker jeweils die berüchtigten «Cheli» konsumiert werden, zwei weitere Sägemehlringe aufgebaut. Einen nicht zu unterschätzenden Aufwand, wie der 43-jährige Betriebsleiter der Bergbahnen Meiringen-Hasliberg sagt. Schliesslich muss das gesamte Material jedes Jahr auf die Wasserscheide zwischen der Innerschweiz und dem Bernbiet angeliefert werden. «Das Sägemehl wird seit Jahren von der Sägerei Murer Holzwerk AG in Stans bezogen. Es benötigt insgesamt 23 Kubikmeter pro Ring.» Eine beachtliche Menge, wenn man bedenkt, dass es, wie bereits erwähnt, sechs Plätze für das Oberländische Kranzfest benötigte. «Nach dem Brünig-Schwinget war geplant, dass das Sägemehl noch weiter in die Zentralschweiz an ein Frauen- und Meitschi-Schwinget geht», erklärt Horat. Doch so weit kam es nicht. «Das Sägemehl war durch den Dauerregen nicht mehr zu verwenden und musste entsorgt werden.»


Die Unterlage muss hart sein

Doch zurück zum Sägemehl und den beiden Kranzfesten auf dem Brünig. Was macht denn eigentlich eine gute Unterlage im Schwingsport aus? «Man schaut, dass ein helles Sägemehl verwendet wird, dies auch aus optischen Gründen. Am besten eignet sich dabei Fichten- oder Tannenholz. Weiter wird beachtet, dass es sich nicht um grobkörniges Material handelt und es darf keine dickeren Elemente wie Holzsplitter oder ähnliches beinhalten. Das Sägemehl wird in zwei Schichten aufgetragen, verteilt und gepresst.» Ergänzend zu den Erläuterungen von Theo Horat hier die Aussage von einem, der es ebenfalls wissen muss: «Das Sägemehl muss immer gut gewässert und gewalzt werden. Die Unterlage muss unbedingt hart sein. Wenn dies nicht der Fall wäre, würden die Schwinger bei ihren Zügen allenfalls einbrechen, was ein grosses Unfallrisiko darstellen würde», so der Schwingerkönig und SRF-Experte Matthias Sempach. 


Eingespieltes Team am Werk

Um all diese Vorgaben umzusetzen, war ein 15-köpfiges Team verantwortlich. «Beim Oberländischen wurde diese Arbeit vorab durch Aktivschwinger vom organisierenden Schwingklub Hasliberg erledigt. Unterstützt wurden sie dabei von drei Helfern des Brünig-Schwinget, welche für diese Arbeiten jedes Jahr zuständig sind. Die Männer waren während rund sechs Stunden im Einsatz, um die sechs Ringe mit einem Durchmesser von je zwölf Metern herzurichten», erzählt Theo Horat. Und die Hasliberger machten ihre Arbeit mit Bravour. Die teilnehmenden Athleten fanden während beider Wettkämpfe beste Bedingungen vor. Dies zeigte sich auch an der Tatsache, dass sich erfreulicherweise wenige gravierende Unfälle ereigneten. Dies wird sicherlich auch der Platzchef Theo Horat mit Freude und Erleichterung zur Kenntnis genommen haben.


Diesen Sommer haben wir einen Blick auf die Beschaffenheit des Untergrunds geworfen, den es für verschiedene Sportarten braucht – vom Sägemehl der Schwinger über den Kunstrasen bis zum Wasser im Freibad. Mit dem heutigen Beitrag beenden wir die Serie.

12.08.2021 :: René Willener (rwh)